Herr Glööckler, was würde man in Ihrem Kleiderschrank vergeblich suchen?

Wir haben nicht mal einen Kleiderschrank, wir haben ein Ankleidezimmer. Aber was Sie definitiv nicht darin finden werden, ist ein Friesennerz, so eine gelbe Regenjacke.

Sie haben ja jetzt schon praktisch alles designt, was es so gibt …

Nicht ganz, Särge zum Beispiel noch nicht, obwohl immer wieder Anfragen kommen. Aber für die letzte Reise bin ich nicht zuständig.

Gibt es noch neue Herausforderungen? Autotuning zum Beispiel?

Da gibt es in der Tat Anfragen. Aber nicht nur das, es gab auch schon Anfragen für Privatjets, aber das ist nie zustande gekommen.

Sie sind gerade unterwegs, um Ihre Betten-Kollektion vorzustellen. Was macht das perfekte Bett für Sie aus und was brauchen Sie zum Schlafen?

Das perfekte Bett macht natürlich die perfekte Matratze aus. Es ist aber auch ganz wichtig, wo das Bett steht. Es soll in die richtige Richtung stehen, also nicht mit dem Kopf nach Süden, keine Spiegel im Schlafzimmer. Manche haben die an der Decke, das will man im Alter auch nicht mehr haben, da kriegt man ja einen Schock, wenn man aufwacht. Ich finde neben der Qualität eines Bettes auch die Optik wichtig, dass man in einem schönen Bett liegt. Das sollte ja der Mittelpunkt im Schlafzimmer sein.

Was ist der größte Unterschied zwischen der privaten und der öffentlichen Person Harald Glööckler?

Da müssen Sie auf Instagram gucken, da habe ich ein Video gemacht – erst ungeschminkt und hinterher geschminkt, da sehen Sie den Unterschied. Aber im Ernst, ich glaube, das werde ich nie erzählen, weil ich das Privatleben komplett trenne von dem Öffentlichen. Man muss ja auch ein bisschen Privatleben haben. Die private Person ist sowieso immer ein bisschen bedient, weil sie immer wieder mitmachen muss. Der private Harald kann ja nicht zu Hause bleiben, das ist die Schwierigkeit.

Sie würden locker als exzentrisch durchgehen …

Ich bestehe darauf, exzentrisch zu sein.

Gab es einen bewussten Entschluss, zu sagen: Jetzt werde ich exzentrisch?

Das dürfen Sie mir nicht zum Vorwurf machen, das hat Gott sich ausgedacht. Ich war schon als Kind exzentrisch.

Geben Sie uns ein Beispiel.

Ich habe schon relativ früh begonnen, die Nachbarskinder zu verkleiden, als Prinzen und Prinzessinnen, mit Gardinen, ob sie wollten oder nicht. Dann mit 15 oder 16 Jahren mit der Leopardenhose durch den Ort zu gehen, ist auch nicht gerade so das Übliche in der Provinz. Aber das war mir egal.

Ist es manchmal auch anstrengend, exzentrisch zu sein?

Nein. Wenn jemand exzentrisch ist, weil er vorgibt, es zu sein, dann funktioniert es nicht und ist anstrengend. Aber das ist bei mir nicht so. Mit Exzentrik ist es doch so: Entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Und in Schwaben, wo alles in geregelten Bahnen verläuft, da gibt es auch sehr exzentrische Leute.

Das Motto Ihres Designs lautet pompöös, das ist schon sehr anders als das normale Schlichte.

Das will ich hoffen. Armut hatten wir schon, jetzt probieren wir es mit Reichtum.

Schlicht muss ja nicht unbedingt mit Armut zu tun haben, sondern kann auch sehr teuer sein.

Wenn ich etwas verkaufe für 10.000 Euro, dann muss man auch sehen, dass es 10.000 Euro gekostet hat. Es sollte nicht wie ein Schnäppchen aussehen. Schlicht gibt es ja schon genug. Das ist wie mit den Kirchen, die Menschen kommen in die Kirchen und sehen das Gold und die Pracht.

Spüren Sie eine Sehnsucht nach Prunk und Pracht bei Ihren Kunden?

Ja, die gibt es offensichtlich. Je schwieriger die Zeiten werden, umso größer ist der Hunger nach Luxus und nach Glamour. Das biete ich für alle Bevölkerungsgruppen.

In einem Interview vor ein paar Jahren haben Sie gesagt: "Ich denke, es steht niemanden zu, einen Menschen vor versammelter Mannschaft zur Sau zu machen." Ist bei Ihnen das Äußere schrill, aber Sie stehen für altmodische Tugenden?

Vielleicht nicht unbedingt altmodisch, aber ich bin sehr bodenständig und habe sehr konservative Werte. Wer immer wieder hochfliegende Ideen hat, muss auch geerdet sein, sonst hebt man ja mit ab. Ich bin im selben Maße Unternehmer wie Künstler, das ist auch eine seltene Mischung.

Sie engagieren sich sehr für Kinder. Was ist der Hintergrund?

Der Hintergrund ist einerseits, dass ich selber eine sehr unschöne Kindheit hatte. Und generell empfinde ich, dass Kinder immer die Leidtragenden sind. Deshalb helfe ich den Kindern und nicht den Erwachsenen, denn notfalls kann eine Frau ihren Mann verlassen. Kinder können ihre Eltern nicht verlassen.

Sie sind schon sehr lange mit Ihrem Lebensgefährten Dieter Schroth zusammen. Was ist das Geheimnis einer über lange Zeit glücklichen Beziehung?

Man muss an Beziehungen arbeiten. Wenn man 30 Jahre zusammenlebt, dann bin ich natürlich nicht mehr der, der ich vor 30 Jahren war. Man muss immer wieder Gemeinsamkeiten finden, das ist das Geheimnis. Solange man die findet, ist alles gut. Und wenn man die nicht mehr findet, muss man überlegen, ob es weiter Sinn ergibt oder ob man sich trennt. Wir leben ja auch sehr konservativ. Wenn ich irgendwie kann, dann gehen wir abends schwimmen, Sommer wie Winter. Wir haben einen beheizten Pool draußen, zwischen 34 und 36 Grad, da kann man auch bei Minusgraden schwimmen. Dann schauen wir am Abend Rosamunde Pilcher mit dem Hund und essen was.

Wann hatten Sie Ihre erste Nähmaschine?

Ich habe das erste Kleid entworfen mit sechs Jahren für meine Tante. Aber nähen musste sie schon selber. Sie war auch Schneidermeisterin, und ich wollte eigentlich von Anfang an nicht nähen. Ich habe mir dann 1987 die erste Nähmaschine gekauft. In unserem Laden in Stuttgart hatten wir eine Rüschenbluse im Fenster und viele Männer kamen, die Rüschenhemden wollten. Die Hemdenhersteller damals haben gesagt, der ist nicht ganz sauber, das kauft keiner. Also habe ich Hemden und Spitze gekauft und habe mit der Maschine die Spitze aufgenäht. In einem Jahr habe ich 600 Hemden verkauft. Dann kamen Barock-Jacken und Barock-Kleider. Damals hieß das Geschäft noch Jeans-Garden, der Name passte dann nicht mehr. Der neue Name war Pompöös mit zwei ö. Das sagte übrigens mein Mann, weil er es noch dekadenter fand. Damals hatten wir gerade unsere Außenreklame bezahlt, also Jeans-Garden. Die haben wir dann runter gerissen und haben Pompöös draufgeschrieben. Am Anfang haben manche in Stuttgart gesagt: Guck a mal, pompös hat er falsch geschrieben. Dann haben wir den Namen schützen lassen, und es ging los.

Haben Sie einen bestimmten Typ Mann oder Frau, für die Sie am liebsten entwerfen?

Nein, gar nicht, ich entwerfe nicht gezielt, mir sind alle gleich lieb, ob die schlank sind, ob die rund sind, ob die groß sind, ob die klein sind. Ich betrachte Menschen nicht äußerlich, ich betrachte immer die Seele von einem Menschen, die Ausstrahlung. Von mir aus können Sie die Unterhose über die Hose anziehen, ich bin da völlig entspannt.

Zur Person

Harald Glööckler stammt aus Maulbronn im Nordschwarzwald. Er ist nach eigenen Angaben „knapp 50 Jahre“ alt. Das Markenzeichen des Designers, der längst nicht mehr nur Kleidung entwirft, ist eine Krone. Glööckler arbeitet in seinen Mode-Kreationen (Marke: Pompöös) gern mit Strass und Glitzer. Er malt auch, schreibt Bücher und ist regelmäßig im Fernsehen zu sehen.