Eine Umfahrung im Osten von Stockach könnte die Innenstadt vom Autoverkehr entlasten. Aber sie würde die Menschen belasten, die in der Nähe der neuen Straße wohnen. Die ersten Ideen für eine solche neue Straße haben entsprechende Sorgen ausgelöst. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hat sich eine Gruppe von Airachern in der Bürgerfragestunde mit einem Brief an Verwaltung und Gemeinderat gewendet. Sorgen bereitet ihnen die Möglichkeit, dass eine ortsferne Variante der Straße geplant werden könnte. Denn diese könnte direkt an ihrem Ort vorbeiführen und einige Beeinträchtigungen mit sich bringen.

In dem Brief, den Bürgermeister Rainer Stolz in der Sitzung verlas, ist von Themen rund um Umwelt, Natur und Naherholung die Rede, aber auch von Feinstaubbelastung für die Einwohner des Weilers. Die Gruppe wirft demnach beispielsweise die Frage nach anderen Lösungen für Verkehrsprobleme, nach einer weiträumigeren Umfahrung, die auch die Talgemeinden entlasten würde, und nach anderen Ansätzen für eine mögliche Ostumfahrung auf.

Um ihr Anliegen zu vertreten, haben die Airacher eine Arbeitsgemeinschaft gegründet. Die Stimmung sei aber unter den etwa 60 Einwohnern gleich, erzählen die sechs Frauen und Männer im Gespräch in ihrem Ort. Sie plädieren beispielsweise für einen Tunnel. Denn sonst müsste für eine solche Straße wegen der Höhenunterschiede eine tiefe Schneise ins Osterholz gegraben werden, lautet die Einschätzung von Thomas Dauwalter. „So viel Gelände und Wald für eine Straße zu opfern, das finden wir krass“, sagt er.

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Die Airacher verweisen auf den Schaden für das Naherholungsgebiet, in dem regelmäßig viele Menschen unterwegs seien, wie Ursula Kästle erzählt. Und Sandra Lévêque sagt, dass es in Sachen Naherholungsgebiet nicht viele Ausweichmöglichkeiten für Stockach gebe. Andreas Dauwalter hat als Landwirt einen eigenen Blick auf die Dinge. Denn er lebt von dem Boden, der von einer Straße betroffen wäre. Und vielleicht gäbe es einfachere Möglichkeiten, den Verkehrsfluss in der Stadt zu verbessern – etwa durch eine Unterführung für die Schüler in der Dillstraße, sagt Thomas Dauwalter. Man wolle nicht nur dagegen sein, sondern auch Vorschläge machen.

Dabei sei man sich bewusst, dass Autos irgendwo fahren müssen. Wenn dies nicht bei Airach der Fall wäre, hätten andere Anwohner die Belastung, zum Beispiel wenn eine mögliche stadtnahe Variante umgesetzt werden würde, so Thomas Dauwalter. Näher an der Stadt könnte man die Straße allerdings landschaftsschonender bauen und die Anwohner durch Lärmschutzbauten schützen, sagt Reinhold Kästle. Und alle sechs geben zu, dass sie auch aus emotionaler Verbundenheit mit ihrem Dorf handeln. So erzählt Sandra Lévêque, dass sie nach 15 Jahren in London wieder in das Dorf ihrer Kindheit zurückgekehrt sei – der Idylle für die eigenen Kinder wegen. Und: Eine weiträumigere Umfahrung, die auch die Talgemeinden entlaste, wäre besser, sagt etwa Ursula Kästle.

 

Bürgermeister Stolz erklärte in der Sitzung, dass nun zunächst einmal eine ergebnisoffene Untersuchung gemacht werde: „Dabei könnte auch herauskommen, dass es gar nicht geht.“ Über Belastungen wie Lärm oder Beeinträchtigungen der Landwirtschaft könne man daher jetzt noch nicht sprechen. Ein Ergebnis der Studie sei im Herbst zu erwarten. Und Möglichkeiten für eine größere Umfahrung, die Verkehr aus dem Hinterland um die Talgemeinden herum auf die B31-neu leiten könnte, habe er mit den Regierungspräsidien in Freiburg und Tübingen ausgelotet. Der Stand sei bisher allerdings nicht ermutigend. Und Stolz stellte ein Treffen zwischen den Airacher Bürgern, Verwaltungsvertretern und Verkehrsplanern in Aussicht. Diese Einladung sei ein paar Tage nach der Gemeinderatssitzung erfolgt, erzählt Ursula Kästle. Der Termin sei im Juni angesetzt. Nun sei die Arbeitsgruppe froh, ihr Anliegen erst einmal platziert zu haben.