In Plastik eingeschweißtes Obst und Gemüse, PET-Flaschen, eingepacktes Fleisch – das sind nur drei Beispiele von vielen, bei denen Plastikverpackungen im Alltag allgegenwärtig sind. Das sorgt bei einigen Haushalten für einen hohen Plastikverbrauch – und das in Zeiten, in denen man zunehmend skeptisch auf Themen wie Mikroplastik und Müllstrudel in den Weltmeeren schaut (siehe Text unten).
Doch auch als einzelner Verbraucher kann man etwas dagegen tun. Das wissen zum Beispiel die beiden Stockacherinnen Gudrun Graf und Ingeborg Sturm. Sie kaufen am liebsten an einer Frischtheke ein, wo die Ware nicht aufwendig in eine Vakuumverpackung verschweiß ist. Und Graf bringt auch gerne ihre eigenen Behälter mit, um Wurst und Käse einzukaufen. Gudrun Graf findet es erschreckend, wenn sie in andere Einkaufswagen blickt. „Es ist alles vakuumiert und verpackt“, sagt sie.
Der Supermarkt ist wichtig für das Wohnviertel
Beide Frauen wohnen im Norden von Stockach und kaufen deswegen gerne in der kleinen Edeka-Filiale in der Zoznegger Straße ein. Übrigens sei das ein Supermarkt, der für das Quartier und beispielsweise auch das in der Nähe liegende betreute Wohnen sehr wichtig sei, sagen die beiden Frauen. Bislang wurden eigene Transportboxen für die Ware dort problemlos angenommen. Doch nach einem Umbau soll damit Schluss sein. Dieser beginne am Donnerstag, 5. März, wie die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Silke Sulger und Frank Eichwald sagen. Dabei soll die Frischetheke aus dem Markt verschwinden, was Sulger und Eichwald bestätigen.

Was steckt hinter dieser unternehmerischen Entscheidung? Silke Sulger und Frank Eichwald erklären, dass sie die Theke gerne behalten hätten. Aber: „Wir haben an der Frischetheke einen Fachkräftemangel ohne Ende“, sagt Eichwald. Es gehe dabei auch um Lebensmittelsicherheit, fügt er an. „Uns ist auch wichtig, dass der Kunde an der Frischetheke eine gute Beratung bekommt. Das ist mit einem Fachkräftemangel nicht möglich“, betont Sulger. Wäre ausreichend Personal verfügbar gewesen, hätte man sie behalten. Eichwald betont, dass durch den Wegfall kein Arbeitsplatz verloren geht: „Die Mitarbeiter, die an der Frischetheke in der Zoznegger Straße gearbeitet haben, wechseln runter ins Aach-Center.“
Doch was wird für Kunden getan, die, so wie Gudrun Graf, ihren Plastikverbrauch reduzieren wollen? Laut den Geschäftsführern soll es nach dem Umbau einen Unverpackt-Bereich geben. „Das sind Säulen, in die Produkte wie zum Beispiel Müsli reinkommen. Daran ist unten ein Spender angebracht, mit dem die Kunden das gewünschte Produkt in ein Gefäß einfüllen können“, erklärt Eichwald. Nichtsdestotrotz werde es wegen des Wegfalls der Frischetheke in Plastik eingepackte SB-Ware geben. Allerdings sollen dabei auch kleinere Mengen angeboten werden: „Es kann nicht sein, dass ich ein Kilogramm Wurst kaufen und davon 750 Gramm wegschmeißen muss“, sagt Silke Sulger. Im Aach-Center können laut Sulger die Kunden nach wie vor mit ihren Mehrwegbehältern an der Theke einkaufen und diese auch im Markt erwerben.

Die Firma Rewe ist ebenfalls mit Märkten in Stockach vertreten, die von einem selbstständigen Kaufmann geführt werden. Im größeren der beiden Geschäften gibt es eine Frischetheke. Auskunft dazu gibt Thomas Bonrath, Pressesprecher des Konzerns mit Sitz in Köln. Auch er berichtet: „Fachkräftemangel gibt es in nahezu jeder Branche. Auch im Einzelhandel und in den Berufsbildern, die mit der Frischetheke zu tun haben“, schreibt er auf Anfrage.
Allerdings sei bislang in keiner Filiale eine Theke wegen des Fachkräftemangels geschlossen worden. Kunden, die ihren Plastikverbrauch reduzieren wollen, können laut Bonrath ebenfalls ihre eigenen Mehrwegbehälter mitbringen. Allerdings dürfe man nur Behälter aus Kunststoff oder Edelstahl befüllen. „Bei Glas ist die Gesundheitsgefahr bei möglichem Bruch zu hoch. Holz oder andere Naturmaterialien bergen Hygiene-Risiken, da schon kleinste Rillen durch Gebrauch Verstecke für Krankheitserreger sein können“, erklärt der Pressesprecher.