War es wirklich die Corona-Krise? Oder steckt noch etwas anderes hinter der Situation bei der insolventen USG in Stockach? Wie soll es nun weitergehen und wie geht es eigentlich anderen Unternehmen in der Branche? Im Internet gingen nach der jüngsten Berichterstattung eine Reihe von Gerüchten und Gründe herum, was bei der USG Umwelt Service GmbH los sein soll. Mehrere Personen stellten in den Raum, dass viel mehr als die Corona-Krise verantwortlich sei und schon lange Dinge im Argen lägen. Auf SÜDKURIER-Nachfrage wollte dann jedoch keiner darüber sprechen und mit Namen dazu stehen.

Streit gehört zu den Gründen

Die USG hat mit Stefan Trummer und seinen Bruder Bernhard zwei Geschäftsführer. Diese beiden sollen zerstritten sein, geht als Gerücht herum. Das habe zur Folge gehabt, dass Gelder blockiert worden seien, die der laufende Betrieb brauche.

Bild 1: Auch ein Streit gehört zu den Gründen für die Insolvenz der USG Stockach: Wie dort der Stand ist und wie es eigentlich anderen Unternehmen der Entsorgungsbranche geht
Bild: Löffler, Ramona

Stefan Trummer, der im März die Insolvenz an den Auswirkungen der Pandemie auf den Betrieb festgemacht hat, bestätigte nun auf SÜDKURIER-Nachfrage, dass es tatsächlich Streit zwischen ihm und seinem Bruder gebe und Geld blockiert sei. „Das ist neben Corona auch ein Grund“, so Stefan Trummer.

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Der aktuelle Stand bei der Insolvenz

„Es ist noch nichts absehbar“, antwortet Stefan Trummer auf die Frage nach der angestrebten Wiedereröffnung der USG. „Wir sind an der Finanzierung dran.“ Es gebe eine mündliche Zusage der Bank, die aber zunächst noch einige Zahlen und Unterlagen benötige. „Wir hoffen, dass wir bald wieder aufmachen dürfen, wir haben es aber nicht in der Hand.“

Die Entsorgungsbranche und Corona

In Radolfzell, Steißlingen und Singen gibt es jeweils Unternehmen der Entsorgungsbranche. Die Pandemie macht sich dort unterschiedlich bemerkbar, aber die dortigen Verantwortlichen sprechen anders über die Corona-Krise als Stefan Trummer in Bezug auf die USG erzählt (siehe ganz unten). Die Arbeit sei eher mehr geworden, statt zurückzugehen, heißt es von anderen Firmen.

Die USG Umwelt Service GmbH in Stockach ist insolvent. Am großen Tor des Unternehmens hängen große Schilder, die darauf aufmerksam ...
Die USG Umwelt Service GmbH in Stockach ist insolvent. Am großen Tor des Unternehmens hängen große Schilder, die darauf aufmerksam machen, dass vorübergehend geschlossen ist. | Bild: Timm Lechler

Mehr Betrieb in Steißlingen

Die Container-Marquardt GmbH, die ihren Hauptsitz in Rietheim und eine Außenstelle in Steißlingen hat, verzeichnete im Jahr 2020 einen Anstieg an privaten Nachfragen. Manuela Marquardt, eine der Geschäftsführerinnen, sagt im Gespräch: „Wir haben eher mehr Aufträge durch die Corona-Krise.“ Viele wollten Bauschutt und Ähnliches entsorgen, weil sie zuhause aufgeräumt oder gebaut hätten, erzählt sie. Gleichzeitig seien die Aufträge im gewerblichen Bereich etwas rückläufig gewesen, aber es sei immer voll gearbeitet worden und es habe keine Kurzarbeit gegeben.

In der Summe mündete die höhere Kundennachfrage darin, dass die Steißlinger Niederlassung nun unter der Woche tägliche Öffnungszeiten bietet. „Wir sind froh, dass wir alles im Griff haben und die Kunden bedienen können“, sagt sie.

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Wie es in Radolfzell aussieht

Die Firma Riester in Radolfzell beobachtet eine höhere Nachfrage durch die Schließung der USG in Stockach, wie Ulrike Riester bestätigt. Das sei seit 2019 immer mal wieder so – damals musste die USG vorübergehend wegen einer Überschreitung der Abfallmengen auf dem Hof schließen. In Bezug auf die Pandemie sagt Ulrike Riester, dass noch nicht abgeschätzt werden könne, „inwieweit sich die Pandemie auf die Auftragslage ausgewirkt hat und noch auswirkt, da wir nicht wissen, wie es ohne diese Situation laufen würde“. Aber mit Blick auf die USG auf die Frage, ob es in der Corona-Krise für die Branche wirklich so schwer geworden ist, sagt sie: „Die Pandemie kann nicht die Ursache für die Insolvenz sein.“

Reterra in Singen hat mehr Bioabfall

Christian Goldschmidt, Leiter der Niederlassung von Reterra in Singen, sagt zur selben Frage, man müsse sehr genau auf den jeweiligen Bereich schauen. „Speziell in unserem Bereich ist es bis auf unsere persönlichen Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen nicht problematisch. In vielen Bereichen der Entsorgungsbranche ist die Situation aber durchaus sehr schwierig.“

Auch bei Reterra nahm der Kundenstrom aufgrund der USG-Schließung zu. Zum Betrieb und Veränderungen in der Corona-Krise erklärt Goldschmidt: „Die Bioabfallmengen sind zu den harten Lockdown-Zeiten angestiegen, da ja die Leute zuhause sind und mehr selbst kochen oder auch mal verstärkt in den eigenen Garten gehen. Somit werden die Biotonnen stärker gefüllt.“ Es sei auch schon viel Grüngut angeliefert worden. Es habe keine Kurzarbeit gegeben: „Als Entsorgungsunternehmen sind wir auch in der Daseinsvorsorge und müssen alles daran setzen, dass die Biomüllabfuhren durchgeführt werden können, das geht natürlich nur, wenn wir arbeiten und das Material verwerten.