Seit den jüngsten Lockerungen dürfen auch Privatkunden den Fachmarkt beim Großhandeln Eisen-Pfeiffer unter Einhaltung der Hygieneregeln betreten. Die Verkaufshallen sind wieder gut besucht. Doch zuvor waren wochenlang zwar die Regale gut gefüllt – die Hallen jedoch menschenleer.
Denn die Verkaufsflächen waren für Privatkunden lange Zeit geschlossen. Am Eingang warteten Angestellte hinter Plexiglaswänden. Wer während der dritten Corona-Welle eintreten wollte, musste sich hier registrieren lassen und den Grund seines Besuchs nennen. Was hat sich durch die Pandemie bei Eisen-Pfeiffer verändert? Wie erging es den Mitarbeitern? Und welche Auswirkungen hat die Krise auf die Zukunft der Firma?

„Wir haben sofort einen Corona-Beauftragten ernannt“
Vanessa Buchbinder arbeitet seit zwei Jahren in der Buchhaltung des Unternehmens. Sie erklärt: „Grundsätzlich sind wir ein Großhandel für das Handwerk und die Industrie. Privatpersonen und Firmen bekommen bei uns alles rund um den Baubedarf.“
In den großen Hallen in der Industriestraße sind vier Verkaufsabteilungen untergebracht – und in normalen Zeiten auch für Kunden zugänglich. Doch durch Corona habe sich einiges geändert. Die 26-Jährige erinnert sich an den Anfang der Pandemie: „Wir haben sofort einen Corona-Beauftragten als zentrale Anlaufstelle ernannt, um dort alle aufkommenden Fragen und Anliegen zu sammeln und zu klären.“
„Es gab und gibt Notfallpläne“
Volker Hirling arbeitet normalerweise auch in der Buchhaltung. Doch jetzt ist der 53-Jährige der Corona-Beauftragte des Unternehmens. „Es gab Zeiten, in denen selbst ich nicht wirklich informiert war und wusste, wie es weitergeht“, sagt er über die vergangenen Monate.
Informationen erhielt er meist durch Gerüchte aus den Medien – und plante immer auch für das Worst-Case-Szenario. Selbst auf eine komplette Schließung und Kurzarbeit sei Eisen-Pfeiffer vorbereitet gewesen. Volker Hirling erklärt: „Es gab und gibt Notfallpläne für alles.“
Krise ist bislang glimpflich verlaufen
Doch bislang sei die Krise für Eisen-Pfeiffer in wirtschaftlicher Hinsicht glimpflich verlaufen. Da die Großkunden aus dem Baugewerbe weiterhin produzieren und bei ihnen einkaufen durften, habe es kaum finanzielle Einbußen gegeben, erläutert Vanessa Buchbinder. Sie sagt: „Wir hatten da einfach Glück in unserer Branche.“ Schließlich machen die Firmen einen Großteil der Kunden aus.
Nur als viele Industriebetriebe in Kurzarbeit waren, habe Eisen-Pfeiffer zeitweise weniger Umsatz gemacht – Kurzarbeit habe in der Firma jedoch nie zu Debatte gestanden. Als es die aber bei den Zulieferern gab, sei es zeitweise zu Verzögerungen bei der Lieferung gekommen. „Deshalb konnten wir unsere Kunden auch nicht immer pünktlich beliefern“, bedauert Hirling.

Insgesamt hätten diese Erfahrungen die Angestellten jedoch enger zusammengeschweißt. „Die Stimmung bei uns war während Corona durchgehend gut. Unsere Arbeitnehmer fühlen sich weiterhin sicher“, berichtet der 53-Jährige. Und Vanessa Buchbinder ergänzt: „Unsere Mitarbeiter haben alles gegeben und vollen Einsatz gezeigt in der Corona Zeit.“
Einkaufsverhalten hat sich verändert
Es habe sich einiges verändert. „Wir haben gemerkt, dass mehr über unseren Webshop bestellt wird“, so Hirling. Und es werde gezielter eingekauft. „Niemand kommt mehr wegen einem Pack Schrauben her“, erklärt der 53-Jährige. Allerdings können im Web-Shop nur Geschäftskunden einkaufen. Privatpersonen können sich online lediglich umschauen und Ware zum Abholen vorbestellen.
Das habe im ersten Lockdown nicht immer reibungslos funktioniert, sagt Volker Hirling. „Manchmal hatten Kunden wenig Verständnis, wenn sie nicht mehr in den Laden kommen durften“, erinnert sich der Corona-Beauftragte an das vergangene Jahr.
„Die Leute kamen teilweise mit Kind und Kegel“
Im Sommer, als die ersten Lockerungen kamen, habe es dann einen riesen Ansturm auf die Verkaufscenter gegeben. Volker Hirling sagt: „Die Leute kamen da teilweise mit Kind und Kegel.“ Er habe zwar Verständnis gehabt, dass die Menschen ihre zurückgewonnene Freiheit wieder nutzen wollten.

„Aber dass gleich eine ganze Gruppe kommt, um einen Hammer zu kaufen, während wir nur begrenzt Menschen reinlassen dürfen, fand ich nicht gut.“ Stellenweise sei das ein richtiger Einkaufstourismus gewesen. Seit November waren die Hallen dann wieder für Privatpersonen geschlossen. Und Beratungsgespräche mit den Kunden fanden nur noch per Telefon statt.
Das Kaufverhalten hat sich verändert
Zudem haben die beiden Buchhalter im zweiten Lockdown Veränderungen im Kaufverhalten der gewerblichen Kunden bemerkt. „Viele kaufen wieder mehr auf Vorrat und füllen ihre Lager auf“, berichtet Hirling. Zuvor sei Eisen-Pfeiffer als Großhändler das Lager für die Handwerker gewesen.
Doch auch seine Firma habe auf Vorrat gekauft, wenn Zulieferer Kurzarbeit angekündigt haben. Selbst größere Lager zu bauen und Kapazitäten aufzustocken, sei aber nicht geplant. „Wenn wir jetzt die Lager über Kapazität vollmachen und am Ende muss für ein paar Wochen alles komplett schließen, dann ist das totes Kapital“, erklärt Hirling.
Langfristige Folgen der Pandemie
Doch auch wenn die Corona-Krise kaum finanzielle Auswirkungen bei Eisen-Pfeiffer hatte, wird die Pandemie den Arbeitsalltag laut Hirling weiterhin prägen. „Ich kann mir vorstellen, dass digitale Beratungsgespräche häufiger genutzt werden. Viele werden nicht mehr Hunderte Kilometer zu uns fahren, um Neuheiten vorzustellen“, vermutet der 53-jährige Stockacher. Seine persönliche Einschätzung sei zudem, dass sich viele Leute auch nach dem offiziellen Ende der Corona-Maßnahmen weiterhin an Abstandsregeln halten werden. Er sagt: „Die Schutzscheiben, die wir für unsere Mitarbeiter angebracht haben, werden wir beibehalten. Denn Corona wird uns nicht komplett verlassen.“
„Uns fehlt das gesellige Beisammensein“
Für diesen Sommer erwartet er keinen erneuten Kaufrausch der Privatkunden, wie noch vor einem Jahr, da viele sich im ersten Lockdown bereits versorgt hätten. „Wer vergangenes Jahr einen Rasenmäher gekauft hat, braucht nicht noch einen“, sagt er lachend. Zudem glaubt er, dass dieses Jahr das Bedürfnis nach Urlaub größer sein werde und die Leute dafür ihr Geld ausgeben werden.
Der 53-Jährige selbst freut sich derweil darauf, wenn wieder Kontakt mit den Kollegen möglich ist. „Auch wenn die anderthalb Meter Abstand mittlerweile ganz normal sind, fehlt uns das gemeinsame gesellige Beisammensein natürlich schon sehr.“