Wenn Liesa Wassmer an die ersten Monate der Corona-Pandemie denkt, kommt alles wieder hoch: Die Verzweiflung, die Angst, die viele Mühe – aber auch der ständige Optimismus und all die neuen Ideen.

Denn die 30-jährige Juniorchefin der Markthalle Wassmer im interkommunalen Gewerbegebiet Blumhof hat mitgeholfen, in den vergangenen Monaten einiges zu verändern – zum Positiven, wie sie findet. Beim Gespräch mit dem SÜDKURIER wirkte sie optimistisch und tatkräftig und kämpfte doch auch manchmal mit den Tränen.

Gäste im Café sind wieder erlaubt

Während draußen der Regen auf das Glasdach der Markthalle prasselt, herrscht in der Halle eine gemütliche Atmosphäre: Unten bei den Verkaufsflächen, wo die Verkäuferinnen hinter Plexiglasscheiben Sträuße binden, riecht es nach Blumen – oben im Café nach Kuchen. An zwei Tischen sitzen kleine Gruppen und frühstücken.

„Das rot-weiße Absperrband haben wir einfach satt“, sagt Liesa Wassmer, 30-jährige Juniorchefin der Markthalle Wassmer im ...
„Das rot-weiße Absperrband haben wir einfach satt“, sagt Liesa Wassmer, 30-jährige Juniorchefin der Markthalle Wassmer im interkommunalen Gewerbegebiet Blumhof. | Bild: Mario Wössner

Endlich sei das wieder erlaubt, freut sich Liesa Wassmer. Sie sagt: „An jedem zweiten Platz dürfen wir endlich wieder Gäste bedienen.“ Die übrigen Tische sind mit Dekoartikeln abgesperrt. „Das rot-weiße Absperrband haben wir einfach satt“, erklärt die 30-Jährige die Gefühlslage nach sieben Monaten Lockdown.

Über Nacht war alles anders

Durch die Pandemie sei über Nacht alles anders geworden, erinnert sich Liesa Wassmer an den März im vergangenen Jahr. „Am schlimmsten war es direkt am Anfang, als wir von einem Tag auf den anderen unser Café schließen mussten. Was macht man denn dann mit 20 Eimern Sahne im Kühlraum“, sagt sie.

Die Mitarbeiterzahl musste heruntergefahren werden, viele seien in Kurzarbeit gegangen und alle Sitzplätze wurden geschlossen – Kuchen gab es nur noch zum Mitnehmen. „Für die Leute war das eine große Umstellung, da sie gerne wie gewohnt bei Sonnenschein im Rosengarten gegessen hätten“, sagt Wassmer. Zudem hätten viele gedacht, die Markthalle hätte komplett geschlossen, obwohl das Café nur ein Teil von allem ist.

Wassmer: „Bei uns geht es um ein oder zwei Tage“

Doch auch wenn der normale Verkaufsbereich weiterhin geöffnet blieb, war die Lage nicht einfach. „Ein so großes Geschäfts verursacht hohe Fixkosten, auch wenn deutlich weniger los ist.“ Und dann war da noch das Problem mit den schnell verderblichen Frischwaren, wie Kuchen, Obst und Salat. Einerseits musste genug Ware da sein, um die Kunden zu versorgen.

Andererseits durfte nichts übrig bleiben. Liesa Wassmer sagt: „Mode hat zwar auch eine Saison, aber bei uns geht es um ein oder zwei Tage. Das war schwierig zu planen.“ Viele Produkte hätten sie daher immer wieder ans Food-Sharing abgegeben. „So haben wir immer versucht, aus den Problemen das Positive zu ziehen.“

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„Wir waren manchmal wirklich verzweifelt“

Sie selbst habe in den vergangenen Monaten ein Wechselbad der Gefühle erlebt, erklärt Liesa Wassmer. „Manchmal ist man optimistisch und dann läuft es doch nicht so wie geplant.“ Bei den Gedanken an die harten ersten Monate während der Pandemie, kommen der 30-Jährigen sogar die Tränen.

„Die Zeit war einerseits so schwierig, wir waren manchmal wirklich verzweifelt und hatten Angst. Aber jeder hat alles gegeben und jetzt haben wir es geschafft – daher fällt vieles ab“, gibt sie Auskunft über ihr Seelenleben während Corona. „Es waren immer Höhen und Tiefen, und man freut sich einfach, dass man es geschafft hat und sich der ganze Aufwand und die Nächte voller Mühe und Schweiß gelohnt haben.“

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Neue Angebote und Ideen bleiben erhalten

Die 30-Jährige versuchte wie der Rest des Teams, optimistisch zu bleiben, denn „im Großen und Ganzen muss man immer nach vorne schauen“, erklärt sie ihre Sichtweise. Und gemeinsam haben sie viele neue Ideen entwickelt, um durch die Krise zu kommen und den Kunden weiterhin etwas bieten zu können.

Eine der Neuerungen während der Pandemie: Liesa Wasser beim kontaktlosen Ausliefern und Bezahlen vor der Markthalle mit Familie Hildebrand.
Eine der Neuerungen während der Pandemie: Liesa Wasser beim kontaktlosen Ausliefern und Bezahlen vor der Markthalle mit Familie Hildebrand. | Bild: Liesa Wassmer

In einer Nacht- und Nebelaktion hätten sie den Einfall gehabt, Vorbestellungen vom Auto aus zu ermöglichen und den Kuchen dann kontaktlos an den Kofferraum zu bringen. „Wir haben uns oft zusammengesetzt und überlegt, was wir tun können, um die Krise zu meistern“, sagt sie.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen

„Wir haben kleine Tabletts organisiert, die man am Lenkrad oder der Nackenstütze befestigen kann, um bei gutem Wetter auf unserem Parkplatz picknicken zu können“, erklärt Wassmer. Kunden in der näheren Umgebung beliefern sie sogar nach hause.

Kuchenessen im Auto: Die Familienunternehmer entwickelten verschiedene Ideen, um auch während Corona für ihre Kunden da zu sein – ...
Kuchenessen im Auto: Die Familienunternehmer entwickelten verschiedene Ideen, um auch während Corona für ihre Kunden da zu sein – zum Beispiel ausleihbare Tabletts für ein Picknick im Auto. | Bild: Liesa Wassmer

Zudem können Produkte aus allen Verkaufsbereichen online vorbestellt und entweder mit einem Gutschein abgeholt oder geliefert werden. „Die Leute können sich die Blumensträuße jetzt selbst im Internet zusammenstellen und bezahlen“, erklärt die 30-Jährige. Dadurch könne man im Laden viel Zeit sparen und alles entzerre sich.

Auch am Foodtruck können Kunden ihr Essen nun auf bestimmte Uhrzeiten vorbestellen und abholen. Doch der Weg dahin war nicht leicht. Die Digitalisierung habe viel Zeit und Geld gekostet, berichtet Wassmer. Aber es habe sich gelohnt – und soll nach Ende der Pandemie beibehalten werden.

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Digitalisierung für regionale Kunden

Sie erklärt: „Uns ist es wichtig, die Digitalisierung für regionale Kunden anzubieten und deren Einkauf zu erleichtern. Das ist unser Fokus auch nach Corona. Wir wollen das alles beibehalten, weil es sich bewährt hat.“

Normal denke man bei Online-Bestellungen immer an große Anbieter wie Amazon. „Doch das gibt es auch vor Ort.“ Viele seien davon überrascht. Aber sie habe das Gefühl, seit Corona nähmen auch Kunden, die davor kritisch gegenüber Webshops gewesen seien, das jetzt positiv an.

Und das Unternehmen selbst sei durch die Krise ermutigt worden, mehr auf solche Angebote zu setzen. Die Juniorchefin sagt vorsichtig: „So gesehen hatte diese Zeit auch positive Seiten, wenn man das so sagen darf.“

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