Seit dem 1. März dieses Jahres gibt Fahrschullehrer Karl-Heinz Mader aus seinem umfunktionierten Schulungsraum in Stockach Online-Unterricht. Und das obwohl Präsenzunterricht in der Zwischenzeit wieder möglich wäre: „Es ist für mich mit meinen vier Zweigstellen einfacher, alle Schüler online zu unterrichten, als in jeder Fahrschule vor Ort zu sein.“ Seine Frau habe sich zuvor im Internet darüber informiert, was eine Fahrschule alles benötige, um überhaupt online zu unterrichten.

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Mader habe nichts gegen die neue Art, seine Schüler zu unterrichten. Er sei aber trotzdem froh, wenn er wieder auf die herkömmliche Weise unterrichten dürfe. „Ich kenne meine Schüler ja kaum noch. Das ist online einfach etwas anderes als vor Ort“, erklärt der 61-Jährige. Fragen beispielsweise könne er im Präsenzunterricht bereits an der Körperhaltung seiner Fahrschüler ablesen und dann gezielt auf sie zugehen.

Was den Online-Unterricht zusätzlich verkompliziere, sei die Ausweispflicht: „Jeder Schüler muss vor dem Unterricht seinen Ausweis in die Kamera halten, um sich auszuweisen und teilnehmen zu dürfen.“ Es gebe keine Alternative, um sicherzustellen, dass auch wirklich der angemeldete Schüler vor der Kamera sitzt. Die Unterrichtsstunden müssten außerdem aufgenommen werden, falls ein Prüfer vom Treuhandverein für Verkehrserziehung und Verkehrssicherheit bei der Fahrschulprüfung die Videos des Online-Unterrichts sehen möchte.

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Aktuell habe Mader den Online-Unterricht bis September beantragt. Es sei ein ewiges Hin und Her mit dem Online- und Präsenzunterricht. „Das ist für uns Fahrschulen wahrscheinlich ähnlich wie für normale Schulen auch. Kaum hat man sich eingerichtet, wechselt es schon wieder.“ Auf der anderen Seite ist er froh: „Ich will mich trotz der ganzen Maßnahmen nicht beschweren. Die digitale Art zu unterrichten ist gut, um die Zeit der Pandemie zu überbrücken“, hält der 61-Jährige fest.

Das Einzige was ihm Sorge bereite sei, dass ihm irgendwann die Schüler ausgehen. „Durch den Online-Unterricht sind sie viel schneller fertig mit lernen. Es geht einfacher, sich von daheim einzuloggen, als jedes Mal für eine Unterrichtseinheit in die Fahrschule zu kommen.“ Hinzu komme, dass er nicht mehr als 25 Schüler gleichzeitig unterrichten dürfe. Trotz der finanziellen Einbußen durch die limitierte Anzahl an Schülern und die beiden Lockdowns im vergangenen Jahr, reiche ihm sein finanzielles Polster bisher gut durch die Pandemie.

Damit der Fahrschullehrer seine Schüler auch gut erkennen kann, darf ein Beamer im Büro nicht fehlen.
Damit der Fahrschullehrer seine Schüler auch gut erkennen kann, darf ein Beamer im Büro nicht fehlen. | Bild: Nico Talenta

Er ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen und habe für seine Fahrschule einen Fahr-Simulator gekauft: „Die Landesbank hat dankenswerterweise die Hälfte der Kosten von 15.000 Euro für den Simulator übernommen.“ Die ersten Stunden will er in Zukunft so mit den Schülern im Simulator üben, bevor es auf die Straße geht. Außerdem habe er seinen Fuhrpark um drei Elektroautos erweitert. „Die neuen E-Autos nützen aber nichts gegen die Maskenpflicht bei den Fahrstunden“, scherzt Mader.

Komplizierter werde es bei den Motorrad-Stunden: Hier müssten sich die Schüler einen Helm, eine Jacke und eine Hose selbst mitbringen. „Es gibt aber Läden, bei denen meine Schüler Rabatte auf Motorradbekleidung bekommen.“ Utensilien wie die Funkgeräte für die Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler würden nach jeder Fahrstunde vom jeweiligen Fahrschullehrer desinfiziert.

Für die Theorie-Prüfungen müssten Maders Schüler dann zum TÜV nach Singen. In den dort vorhandenen Schulungsräumen könnten sie mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz ihre Prüfung schreiben. Noch vor Corona fanden die Prüfungen für seine Schüler im Bürgerhaus in Stockach statt. Eine weitere Neuerung sei, dass die Praxisprüfungen seit dem 1. Januar dieses Jahres eine längere Fahrzeit voraussetzen.

Und strenger seien sie auch geworden: „Der Prüfer sitzt mit seinem Tablett hinten im Auto und tippt Fehler direkt ein. So sind die Prüfungen teilweise sehr schnell vorbei.“ Die Durchfallquote sei deswegen seit der Pandemie gestiegen. Der 61-Jährige versuche in den Praxisstunden schon mehr Druck aufzubauen, um die Schüler auf die strenge Prüfung vorzubereiten. „Ich vermute trotzdem, dass die Quote landes- und bundesweit noch weiter steigen wird.“