Haben Sie sich gut in Stockach eingelebt, Herr Pfarrer Huber?

Ja, der Wechsel ist mir gar nicht schwer gefallen, weil direkt alles so weiter ging, wie ich es aus dem Alltag an meiner letzten Stelle gewohnt war. Es standen direkt Gottesdienste, Beerdigungen, Taufanfragen, Trauergespräche und Krankensalbungen an. Da ging es quasi nahtlos weiter. Der Ort wo ich vorher war, war auch eine kleinere Stadt mit mehreren Dörfern, ganz ähnlich wie hier in Stockach.

Also ein reibungsloser Start?

Ja, ich habe mich gleich so eingerichtet, dass ich direkt in die Arbeit starten konnte und meine Liturgischen Bücher sofort griffbereit hatte. Nur mein Drucker hat am Anfang nicht funktioniert, also musste ich mein Tablet öfter mal mitnehmen. Ich hatte auch gleich am Anfang einige Besuche in den Pflegeheimen, bei denen sich viele gute Gespräche ergeben haben. Da habe ich mich gleich in Stockach zuhause gefühlt.

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Ist es Ihnen in Zeiten der Pandemie nicht schwer gefallen, an Ihrer neuen Wirkungsstätte Kontakte zu knüpfen?

Das Social-Distancing an sich war ja schon nichts ungewöhnliches mehr als ich nach Stockach kam. Also habe ich versucht, das Beste draus zu machen. Wenn ich ins Pflegeheim gehe oder zu einem Kranken gerufen werde, dann lasse ich mich zur Sicherheit vorher testen. Es ist eben alles ein bisschen umständlicher geworden, aber man muss einfach versuchen trotzdem positiv mit der Situation umzugehen.

Was bedeutet das für Sie?

Ich habe zwar einen größeren Aufwand, wenn ich beispielsweise Besuche im Pflegeheim mache, aber dafür nehme ich mir dann auch mehr Zeit, wenn ich drinnen bin. Man geht nicht einfach schnell mal bei jemandem vorbei, sondern man nimmt sich wirklich Zeit. Und auch wenn ich vorher schon sehr auf die Situation der Menschen geachtet habe, bin ich jetzt durch die Pandemie noch aufmerksamer dafür geworden, was jetzt in den Menschen bedingt durch die Situation vorgeht.

Wie hat sich das in Ihrer Arbeit niedergeschlagen?

Ich habe dadurch gemerkt, dass ich sehr gerne Kranke besuche. Aus diesem Grund habe ich zusammen mit Pater Joseph auch eine Notfallnummer eingerichtet, über die man in Notfällen Tag und Nacht einen Priester erreichen kann. Diese ist auf dem Anrufbeantworter des Pfarrbüros aufgesprochen. Ich versuche außerdem die Zeit nach dem Gottesdienst zu nutzen um für die Menschen draußen noch ansprechbar zu sein. Das ist eine gute Möglichkeit um die Gemeindemitglieder kennenzulernen, da sich da immer Gespräche ergeben. Natürlich auch immer mit Abstand.

Die Lourdes-Grotte an der St. Oswald Kirche ist der Lieblingsplatz von Thomas Huber.
Die Lourdes-Grotte an der St. Oswald Kirche ist der Lieblingsplatz von Thomas Huber. | Bild: Dominique Hahn

Ist es Ihnen schwer gefallen, von Ihrer alten Gemeinde loszulassen, und sich auf eine neue Gemeinde einzustellen?

Wenn ich das nur menschlich sehen würde, wäre es wahrscheinlich schwieriger, sich von einem Ort zu lösen, an dem man lange war und der für einen ein Stück weit zur Heimat geworden ist. Aber für mich ist das ein Teil meines Glaubenslebens: Weil ich nach vorne schauen und meinen Weg mit dem Herrn gehen will, fällt mir das leichter. Ich nehme das Gebet in die Hand und ich gehe mit dem Herrn vorwärts. Man sollte da nicht in einer unguten Weise zurückschauen. Ich bin aus Glauben Priester geworden und aus Glauben gesandt, für meine Kirche zu arbeiten. Wenn ich nur ins Menschliche zurück rutsche, und zu sehr am vergangenen hänge, wäre das nicht gut. Zudem vertraue ich auch darauf, dass mir der Herr hier vor Ort gute Leute schickt, die mich unterstützen und mir einen guten Start ermöglichen.

Also ist der Glaube für Sie auch eine Art Heimat, die sie überall mit hin tragen?

Genau, der Glaube ist meine erste Heimat, weil der Glaube auch der Wille des Herrn ist, der sich an jedem verwirklichen soll. So bin ich auf gewisse Art und Weise auch ein Pilger. Dort wo mich der Herr hin schickt ist eine Zeit lang meine Heimat.

Trotzdem sind sie mit der jetzigen Stelle wieder ein bisschen näher an die Region zurückgekommen, wo sie geboren sind. Ist das etwas besonderes für Sie?

Ja, hier am Bodensee habe ich laufen gelernt und alle Kenntnisse bekommen, die man fürs Leben braucht, deshalb ist es etwas besonderes, hier her zu kommen (lächelt). Obwohl Stockach ein Stück weit weg ist von Unteruhldingen, wo ich aufgewachsen bin, hat mich zum Beispiel der Dialekt gleich ins Herz getroffen. Die Leute reden so, wie ich es aus Kindertagen gewohnt bin, da habe ich mich sofort wohlgefühlt (lacht).

Gemeinsam mit Pfarrer Vogel leiten Sie die Seelsorgeeinheit. Ein ungewohntes Modell. Ist das gut angelaufen?

Ich bin froh, dass wir dieses Modell gewählt haben, weil Pfarrer Vogel sowieso ab 2025 für das ganze Gebiet zuständig sein wird. So können wir uns schon mal daran gewöhnen. Ich bin für die Seelsorge hier vor Ort und Pfarrer Vogel übernimmt viele administrative Aufgaben.

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Haben Sie schon einen Lieblingsplatz in Stockach?

Die kleine Lurdes-Grotte draußen an der Kirche finde ich sehr schön. Wenn ich abends raus gehe und die Kerze dort brennen sehe, ist das immer toll. Aber insgesamt bin ich noch dabei, die Gegend kennenzulernen und ich bin gespannt, welche schönen Ecken ich noch entdecke.

Fragen: Dominique Hahn