Wer an einen Jäger denkt, der stellt sich meistens einen grün gekleideten Menschen vor, der mit seinem Gewehr auf einem Hochsitz im Wald Ausschau nach Rehen oder Wildschweinen hält. Dass aber auch die Stadt mittlerweile ein wichtiges Einsatzgebiet für Jäger geworden ist, das dürfte den wenigsten bewusst sein.

Kreisjägermeister Kurt Kirchmann aus Mühlingen hat bereits im Jahr 2018 die Fortbildung zum Stadtjäger gemacht, denn immer wieder wird er zu Hilfe gerufen, wenn sich Wildtiere in Wohngebiete verirren. Und das kommt ihm zufolge immer häufiger vor.

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Großes Problem am Fuchsweg

„In Konstanz haben wir ein großes Fuchsproblem. Dort finden wir immer wieder fast nackte Füchse, die an der Räude erkrankt sind“, berichtet Kirchmann. Bei der Räude handelt es sich um eine Milbenkrankheit, die dazu führt, dass das erkrankte Tier seine Haare verliert. Auch Haustiere können sich mit der Räude anstecken und sogar auf Menschen können die Milben überspringen. Beim Menschen nennt sich der Befund dann Krätze.

Auch in Ludwigshafen kennt man das Fuchsproblem, wie in der jüngsten Einwohnerversammlung deutlich wurde. Dort wird der Bereich um den Fuchsweg seinem Namen gerecht, und das bereitet den Anwohnern Sorgen (der SÜDKURIER berichtete). Bürgermeister Matthias Weckbach sagte in der Versammlung, das dortige Gewann trage seit jeher den Namen „In Fuchsäckern“.

Ein Straßenschild vom Fuchsweg in Ludwigshafen. Dort und in anderen Straßen laufen wildlebende Füchse herum.
Ein Straßenschild vom Fuchsweg in Ludwigshafen. Dort und in anderen Straßen laufen wildlebende Füchse herum. | Bild: Löffler, Ramona

Das weise darauf hin, dass es dort Füchse gebe. Er selbst kenne das Problem aus dem eigenen Garten, wo Füchse versuchen würden, Löcher unter den Zaun zum Hasenstall zu buddeln. Den besorgten Anwohnern riet der Bürgermeister dazu, sich untereinander auszutauschen. Wenn bekannt sei, wo genau sich ein Fuchsbau befinde, könnte etwas unternommen werden. Inzwischen haben sich die Anwohner auch bei Kurt Kirchmann gemeldet, der sich nun des Problems annehmen will.

Kranker Fuchs im Kindergarten

Erst vor Kurzem sei aber in Stockach ein kranker Fuchs aufgetaucht. Passanten hätten das Tier an einem Wochenende im Außengelände eines Kindergartens entdeckt. Er war mit der Staupe infiziert, einer Viruserkrankung, die die Organe angreift und auch für Haustiere gefährlich werden kann, berichtet Kirchmann. „Wenn sich ein Hund mit der Staupe infiziert, der nicht vollständig geimpft ist, dann ist er verloren. Den kann dann auch kein Tierarzt mehr retten“, warnt der Stadtjäger.

Auch der Fuchs im Stockacher Kindergarten war Kirchmann zufolge nicht mehr zu retten, also kam das Gewehr zum Einsatz. Das erfordere übrigens sehr viel Bürokratie, denn innerhalb von Ortschaften sind Jagdhandlungen verboten. In solchen Fällen muss daher immer zuerst eine Abschussgenehmigung eingeholt werden.

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Wir nehmen den Tieren ihren Lebensraum

„Das Problem ist, dass wir den Tieren jeden Tag Flächen in der Größe von zig Fußballfeldern von ihrem eigentlichen Lebensraum wegnehmen. Also müssen diese sich dann eben einen neuen Lebensraum in den Städten suchen“, erklärt Kurt Kirchmann.

Wenn Füchse an den Menschen gewöhnt sind, weil sie etwa ihren Bau im Bereich von Wohngebieten hätten, dann seien sie auch durchaus zutraulich. Das sei aus seiner Sicht beispielsweise im Bereich des Ludwigshafener Fuchswegs der Fall. „Zumindest scheinen die Füchse dort gesund zu sein“, sagt Kirchmann.

Kreisjägermeister und Stadtjäger Kurt Kirchmann mit einem ausgestopften Waschbären. Auch diese Tiere sind bei uns mittlerweile heimisch.
Kreisjägermeister und Stadtjäger Kurt Kirchmann mit einem ausgestopften Waschbären. Auch diese Tiere sind bei uns mittlerweile heimisch. | Bild: Dominique Hahn

Ein weiterer Faktor, der dazu beiträgt, dass sich immer mehr Wildtiere in der Nähe des Menschen wohl fühlen, sei die gute Verfügbarkeit von Futter. „Die Tiere finden in Wohngebieten genug zu fressen“, sagt Kirchmann, egal ob Katzenfutter, das über Nacht draußen stehen bleibt, oder Essensreste, die auf dem Komposthaufen landen.

„Das wird ein immer größeres Problem“

All das zieht Tiere wie Marder, Fuchs oder Dachs magisch an. „Das wird ein immer größeres Problem“, so Kirchmanns Einschätzung. „Zum Glück haben wir wenigstens noch nicht so ein großes Problem mit Waschbären, denn auch diese sind inzwischen bei uns heimisch“, fügt er hinzu.

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Der Stadtjäger rät dazu, Katzenfutter nachts ins Haus zu holen und keine Essensreste auf Komposthaufen zu entsorgen. Wenn Füchse in der Nähe des Menschen regelmäßig Nahrung finden oder gar bewusst gefüttert werden, werden sie in der Regel immer zutraulicher. Es kann dann sogar passieren, dass sie in Wohnungen eindringen, um weiteres Futter zu suchen.