Die Stockacher Bürgerstiftung ist ein Paradebeispiel dafür, wie diese Stiftungen in Deutschland arbeiten: Zu hundert Prozent ehrenamtlich und decke mit ihrer Satzung ein breites Spektrum an gemeinnützigen Investitionsmöglichkeiten ab – von Jugend- und Altenhilfe bis hin zu ökologischen Projekten. Das wurde bei der jährlichen Informationsveranstaltung deutlich, zu der Wolfgang Kammerlander als Vorstand eingeladen hatte. Dabei würdigte Bürgermeisterin Susen Katter das Ehrenamt als „stillen Verfassungsschützer“.
Bürgerstiftung unterstützt besonders Jugendhilfe
Vorsitzender Wolfgang Kammerlander leitete die Veranstaltung mit einem Überblick über die Bedeutung von Bürgerstiftungen in Deutschland ein. „Bürgerstiftungen sind unabhängig vom Staat und setzen auf nachhaltige und zukunftsorientierte Investitionen“, erklärte Kammerlander. Insgesamt wuchs die Anzahl der Bürgerstiftungen in Deutschland in den vergangenen Jahren auf 426, so Kammerlander. Auch die Stockacher Bürgerstiftung zeige seit ihrer Gründung 2008 beeindruckende Zahlen: 233 Stifter, 21 Ehrenamtliche und drei Spenderfonds würden die Arbeit unterstützen. 2023 flossen 37 Prozent der Mittel in die Jugendhilfe – der größte Posten, wie Kammerlander betonte.
Zum ersten Mal wurde die Satzung der Stiftung angepasst, um weitreichendere Fördermöglichkeiten zu schaffen. „Mit Bereichen wie internationaler Gesinnung, Völkerverständigung und Klimaschutz sind wir auch für die Zukunft bestens gerüstet“, sagte Kammerlander.
Was wurde 2023 und 2024 gefördert?
Manfred Peter, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung, präsentierte die Förderprojekte des vergangenen Jahres sowie die aktuellen Maßnahmen für 2024. Insgesamt wurden 81 Förderungen umgesetzt, darunter 41 im Jahr 2023. Das Spektrum der geförderten Projekte ist breit: Von Outdoor-Erlebniswochen für Jugendliche und Spielgeräten für Grundschulen über begleitendes Fahren von Senioren mit dem Malteser Hilfsdienst bis hin zu ausgefallenen Projekten wie einem Rap-Kurs an der Werkrealschule Stockach.
Susen Katter: Ehrenamt als „stiller Verfassungsschützer“
Der Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Bürgermeisterin Susen Katter zum Thema „75 Jahre Grundgesetz: Ehrenamt als stiller Verfassungsschützer“. Sie begann mit einem Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes, das seit 1949 die Grundlage der deutschen Demokratie bildet.
Katter betonte, dass das Ehrenamt eine unsichtbare, aber essenzielle Kraft sei, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärke. „Man kann einen Staat an seiner Wirtschaft messen, aber die Gesellschaft sollte am Zusammenhalt untereinander gemessen werden“, so Katter.
Sie hob hervor, dass das Grundgesetz die Freiheit zum Engagement ermöglicht und das Ehrenamt Brücken baue, Unterstützung biete und die Gesellschaft widerstandsfähig mache. „Es ist der Rückhalt und Spiegel unserer Gesellschaft“, erklärte die Bürgermeisterin. Trotz aktueller globaler Krisen sehe sie das Ehrenamt als Garant für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Der Abend begann mit einer musikalischen Eröffnung durch die Geschwister Kupriienko, talentierte Schülerinnen und Schüler des Stockacher Gymnasiums, die 2022 aus der Ukraine kamen. Mit den Stücken „Der zweite Walzer“ von Dmitri Schostakowitsch und „Fairytale“ von Aleksandr Rybak schufen sie eine feierliche Atmosphäre.