Diese Überraschung lag im Briefkasten. Als Thomas Bruggner eines Morgens den SÜDKURIER liest, bemerkt er: „Das bin ja ich!“ Ja, das ist er tatsächlich. Denn Bruggner ist einer der zehn Gewinner, die bei der Abstimmung des SÜDKURIER-Vereinswettbewerbs „Stiller Star“ die meisten Stimmen erhalten haben. Nominiert haben ihn seine Vereinskollegen des Stockacher Narrengerichtes, bei denen Brugger seit vielen Jahren auch im Vorstand als Gerätewart engagiert ist.
Sein Einsatz sei unermesslich, da sind sich die restlichen Zunftmitglieder einig – und das obwohl er eine Schreinerei leitet und Vater von drei Kindern ist. Bleibt da überhaupt Zeit für Hobbies abseits der Fasnacht? „Geht nicht – gibt‘s nicht“, sagt Bruggner, dessen Herz seit 25 Jahren für die Stockacher Fasnacht und die Narrenzunft schlägt. Und das zeigt er auch: Ob als Vorstandsmitglied, Bühnenbauer oder sogar Dinnele-Bäcker. Es gibt kaum etwas, das er nicht für den Verein tut.
Das handwerkliche Talent ist gefragt
Vor allem aber seine handwerklichen Fähigkeiten sind sehr oft gefragt – als Schreinerobermeister wenig verwunderlich. Die Leidenschaft für das Handwerk liegt bei Bruggner in der Familie: „Mein Vater übernahm die Schreinerei im Jahr 1958“, erinnert er sich. Seit 1993 leitet Thomas Bruggner den Betrieb in der Stockacher Talstraße selbst. Sechs Jahre später, 1999, trat er dem Narrengericht bei. Und hat seitdem gut zu tun.
Wenn es gerade in der Zeit kurz vor Fastnacht gilt, Bühnen vorzubereiten, Einrichtungen zu dekorieren oder die Hütten für den Laufnarrenmarkt aufzubauen, dann ist der 63-Jährige immer im Einsatz.
„Es gibt aktuell viel zu tun. Wir bereiten die Räumlichkeiten für unsere Sitzungen vor, tragen Stühle, Bänke und Tische in den Saal und natürlich muss die Dekoration auch fertig sein“, erklärt er. Auch die Beleuchtung müsse stimmen. Parallel dazu kümmere er sich um die Organisation und sei in ständigem Austausch mit den weiteren Vertretern des Narrengerichts.
Des Weiteren wurde die Weihnachtsbeleuchtung auf den Straßen in Stockach entfernt. Fahnen, passend zur Fastnacht, sollen stattdessen in der Stadt verteilt und aufgehängt werden. Auch hier hilft er tatkräftig mit.
Er ist praktisch überall im Einsatz: Alles, was beispielsweise für die Standhütte auf dem Laufnarrenmarkt nötig ist, fertigt er in seiner Schreinerei an. Auch war er derjenige, der im Anschluss das Hüttendach mit Folie bespannte. „Dort verkaufen wir Würstchen, Flammkuchen und andere Leckereien“, erklärt der dreifache Vater.
Würstchen und andere Leckereien? Das klingt so, als wäre er auch als Grillmeister tätig. „Nein, ich gucke auf dem Markt lieber darauf, dass der Strom läuft und genügend Grillzangen vorhanden sind. Falls nicht, kümmere ich mich sofort darum. Alles muss eben funktionieren.“
Narren-Netzwerk hilft manchmal auch im Job
Ein Leitsatz, der sowohl für seine Arbeit im Betrieb als auch bei den Laufnarren gilt. Für ihn sei der Verein ein guter Ausgleich zum Berufsleben. Obwohl er sich vor allem um die Organisation kümmert, habe er dennoch große Freude daran: „Natürlich macht es mir viel Spaß. Ohne den Verein würde ich nach der Arbeit wohl nur vor dem Fernseher sitzen“, so Bruggner.
Und der Kontakt zu den Narren habe einen positiven Effekt: „Selbst wenn es im Betrieb mal Probleme gibt und ich den anderen Mitgliedern davon erzähle, dann hat einer von ihnen manchmal die passende Lösung und das ganz unerwartet. Solche Verbindungen zwischen den Menschen sind sehr wichtig.“
Ziel für die Zukunft: Immer alles geben
Demnach hoffe Bruggner, dass die aktuellen Mitglieder dem Verein auch weiterhin so aktiv und engagiert erhalten bleiben. Bei einem Durchschnittsalter von über 50 Jahren freue er sich vor allem darüber, dass in den vergangenen Jahren auch junge Menschen neu zu den Laufnarren dazugekommen sind. „Wenn ich sehe, dass sie Spaß daran haben, bei uns zu sein, macht mich das sehr glücklich“, so Bruggner.
Bleibt die Frage, was er sich nach so viel Arbeit noch für die Zukunft wünschen kann. „Eine gute Rente vom Verein“, sagt er lachend. Vor allem aber wolle er sein Engagement fortsetzen, so lange es eben geht. „Immer alles geben“, fügt er hinzu. Ein echter, stiller Star eben.