Stockach hat seit diesem Wochenende eine eigene, echte Reeperbahn. Allerdings keine mit viel Alkohol und leichten Mädchen, sondern mit einem Museum. Denn auf Reeperbahnen wurden klassischerweise Seile hergestellt – früher auch in Hamburg. Im Süden heißen diese Anlagen schlicht Seilerbahnen. Und die Familie Muffler, die seit 1879 in diesem Geschäft tätig ist, hat ihre alte Bahn drei Jahre lang für ihr Seilermuseum restaurier für das Museum.
Zur Eröffnung am vergangenen Donnerstagabend kamen etwa 30 Gäste, darunter Corinna Bruggaier, die Leiterin Kultur und Tourismus, Pfarrer Thomas Huber, der das Museum segnete, Werner Gaiser als Vertreter von Oberbürgermeister Rainer Stolz, sowie dessen Vorgänger Franz Ziwey.

Bernhard Muffler sprach bei der Eröffnung von einer „lebendigen Werkstatt“, auf die sich Besucher künftig freuen können. Corinna Bruggaier hob den Mehrwert des neuen Museums für die Stadt hervor: „Die Familie Muffler möchte sowohl mit dem Museum als auch mit ihrem Handwerk und dem Gewerbe zeigen, was Stockach zu bieten hat.“
Nun öffne sie sich weiter für die Stadt und ihre Besucher. „Das entspricht ebenso meiner Philosophie und der unseres Hauses. Deshalb finde ich es wichtig, sie im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen und partnerschaftlich zusammen zu arbeiten“, sagte sie.
Was ist neu im Museum?
Für die Gestaltung des Museums hat Familie Muffler auf Michael Fuchs vertraut, der mit seinem Team auch das neue Fasnachtsmuseum am Schloss Langenstein konzipiert. Fuchs berichtete bei der Eröffnung der Seilerbahn von einer früheren Utopie: Ein zwei Meter tiefer Schacht rund um das Museum, in dem unter Glasscheiben Seilermaschinen laufen, die Besucher steuern können.
Dafür hat es am Ende nicht gereicht. Doch auch so sei es ein lebendiges Museum geworden, das Zukunft und Vergangenheit verbindet und praktische Einblicke in die Produktion einer Seilerei ermöglicht, sagte Fuchs.
Auf einer etwa 50 Meter langen Strecke mit Schienen und Seilen quer durch das Gebäude, die nach der Kulturnacht von LEDs beleuchtet wird, können Besucher künftig die Geschichte der Familie Muffler, die die Seilerei inzwischen in der vierten Generation betreibt, sowie das Handwerk der Seiler kennenlernen.
Wo gibt es Tickets? Und wann öffnet das Museum?
In Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum haben die Mufflers einen zudem einen Audio-Guide entwickelt, der an die App des Stadtmuseums angedockt ist. Hier erzählen Zeitzeugen aus früheren Jahren des Betriebs. Außerdem gibt es zwei Vitrinen mit Infotafeln über die Geschichte der Familie und eine digitale Bildergalerie.

Am Sonntag, 9. Juli, um 14 Uhr eröffnet das erweiterte Museum zunächst mit einem kostenlosen Schnuppertag. Danach wird an bestimmten Tag geöffnet haben. Tickets für die einstündigen Führungen sind künftig vor Ort und online über das Stadtmuseum und das Kulturamt buchbar.