Wer von der Reeperbahn hört, der denkt wahrscheinlich als erstes an das weltberühmte Hamburger Amüsierviertel mit seinem verruchten Ruf. „Dass es aber auch in Stockach eine Reeperbahn gibt, das wissen wahrscheinlich die wenigsten“, erklärt Bernhard Muffler. Er muss es wissen, denn er arbeitet dort regelmäßig. Das hat aber nichts mit Bars oder Nachtclubs zu tun, sondern mit der Herstellung von Seilen.

Denn auch dort, wo sich in Hamburg heute Touristen tummeln, wurden früher auf 300 Meter langen Reeperbahnen Seile für Hochseeschiffe hergestellt. Und was im Norddeutschen Reeperbahn heißt, wird in Süddeutschland schlicht Seilerbahn genannt. Auf eben jener Stockacher Seilerbahn produziert Bernhard Mufflers Familie seit 1879 Seile.

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Historische Anlage ist noch in Betrieb

Noch heute ist die historische Anlage regelmäßig in Betrieb und soll bald schon zu bestimmten Zeiten für die Öffentlichkeit zugänglich werden. Möglich wird das durch eine Erweiterung des Seilermuseums, das Bernhard Muffler bereits 2016 in den ehemaligen Betriebsräumen des Familienunternehmens eingerichtet hat.

Das Museum, das die Geschichte der Seilerei und des Stockacher Familienbetriebs erzählt, kann bisher nach Terminvereinbarung im Rahmen einer Führung besucht werden. „Wir wurden immer wieder angesprochen, ob es nicht möglich wäre, das Museum einfach mal so zu erkunden“, erklärt Muffler. Das soll nun im Rahmen der Museumserweiterung möglich werden.

Es soll regelmäßige Öffnungszeiten geben

Das Museum soll dann zu bestimmten Terminen geöffnet haben und kann mit einem Audioguide erkundet werden. Die Produktion dieses Audioguides laufe derzeit, berichtet Muffler. Möglich wird das nicht zuletzt, weil das Stadtmuseum bereits vor einigen Jahren eine Audioguide-App für Smartphones entwickeln ließ. Diese hatte ihre Premiere im Jahr 2019 zur Chagall-Ausstellung. „Und daran dürfen wir uns anhängen“, sagt Muffler.

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Er freue sich, dadurch die Stockacher Museumslandschaft bereichern zu können. Im neuen Audioguide soll es nicht nur Interessantes rund um die Seilerei zu erfahren geben, sondern auch zur Geschichte des Hauses und der unmittelbar angrenzenden Stadtmauer.

Die Seilerbahn im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt des neuen Museumsteils steht aber die historische Seilerbahn, die früher einmal eine Länge von 70 Metern hatte. Heute sind es immerhin noch 50 Meter. Die Schienen im Boden, die hinter dem bisherigen Museum im Freien beginnen und einmal quer durch das neue Museumsgebäude verlaufen, sind mit Lichtbändern hervorgehoben. Auch die Stadtmauer kann nach Einbruch der Dämmerung zukünftig angeleuchtet werden.

Mit Lichtbändern sind die Schienen der historischen Seilerbahn auf einer Länge von knapp 50 Metern hervorgehoben.
Mit Lichtbändern sind die Schienen der historischen Seilerbahn auf einer Länge von knapp 50 Metern hervorgehoben. | Bild: Dominique Hahn

In zwei Vitrinen soll es Informationen zur Seilerbahn geben und auf einem Bildschirm am Anfang der Seilerbahn wird eine Bilderschau zeigen, wie auf der Seilerbahn gearbeitet wird. Für die Gestaltung des Museums hat Familie Muffler mit Michael Fuchs den Mann ins Boot geholt, der mit seinem Team auch das neue Fasnachtsmuseum am Schloss Langenstein konzipiert.

Die Idee einer Erweiterung gab es schon bei der Eröffnung des Seilermuseums im Jahr 2016. Die Pläne wurden bis 2020 weiter ausgearbeitet, Baubeginn war dann im September 2020. „Ich bin froh, dass wir jetzt so weit sind, dass die Eröffnung in greifbare Nähe gerückt ist“, sagt Bernhard Muffler.

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Eröffnung Ende Mai oder Anfang Juni

Bis es so weit ist, gibt es aber noch Einiges zu tun. So laufen gerade die letzten Arbeiten am Audioguide und einige Schlosser- und Seilerarbeiten seien noch zu erledigen. „Wir peilen für die Eröffnung den Zeitraum Ende Mai bis Anfang Juni an. Einen genauen Termin gibt es aber bisher noch nicht“, so Muffler. Insgesamt sei man nicht zuletzt auch davon abhängig, wie schnell die Handwerker vorankommen. Auch die genauen Zeiten wann und wie oft das Museum geöffnet sein wird, stehen noch nicht fest. „Wir wollen uns hierzu noch mit der Stadt abstimmen“, erklärt Muffler.

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Im Kulturamt freut man sich indes schon auf die Eröffnung. „Das Projekt spricht mir aus der Seele. Schließlich ist es toll für die Stadt, wenn es eine so engagierte Familie gibt, die zeigt, was sie kann“, sagt Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Für sie passt das Projekt nicht nur zum Auftrag des Stadtmuseums, sondern auch zu ihrem Konzept ‚Stockach zeigt sich‘. Deshalb habe sie sofort zugestimmt, als die Frage aufkam, ob im Hinblick auf den Audioguide eine Kooperation zwischen Stadtmuseum und Seilermuseum möglich wäre.