Diese Nachricht hat die Bezeichnung Paukenschlag verdient: Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer kommt als Beklagte vor das Stockacher Narrengericht. Und damit eine Frau, die realistische Chancen hat, einmal Bundeskanzlerin zu werden.
Das ist natürlich in erster Linie ein Coup für das Narrengericht. Doch es zeigt auch, wie schnell sich die Bundespolitik bisweilen verändern kann. Denn als die Narren im August ihre Einladung nach Berlin schickten, wären sie zweifellos zufrieden gewesen, wenn die Generalsekretärin der Bundes-CDU Ende Februar nach Stockach gereist wäre.
Dass nun die Vorsitzende der Bundes-CDU kommt, konnte damals noch niemand absehen. Man könnte das nun als Entwicklung betrachten, die größtenteils vom Zufall abhängt. Oder mit dem richtigen Riecher des Narrengerichts erklären, das das Händchen hatte, eine vielversprechende Persönlichkeit einzuladen – und dem das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen hold war.
Bei dem Vorhaben, AKK nach Stockach zu locken, dürfte geholfen haben, dass die Beklagte selbst die Fasnacht von innen kennt – als Putzfrau Gretel, die den Landtag aufräumt. Und möglicherweise war das auch ein Faktor dafür, dass es bei der einmal gemachten Zusage von AKK auch blieb.
Gleichzeitig erzeugt die Präsenz der CDU-Bundesvorsitzenden beim Narrengericht schätzungsweise mehr Aufmerksamkeit als die Anwesenheit eines Landespolitikers – für die kleine Stadt im Hegau und für die Narren selbst. Für alle Beteiligten ist das eine große Chance.
Sie werden nun gefordert sein – allen voran Wolfgang Reuther, der zwar schon als Narrenrichter amtiert hat, aber nun neu in der Rolle des Klägers auftritt. Er bekommt es nicht nur mit einer Parteifreundin zu tun, sondern auch mit einer Spitzenpersönlichkeit der Bundespolitik. Die Spannung – und die Erwartungshaltung – beim Publikum dürften groß sein.