An der Fasnacht sollen möglichst viele Menschen ihren Spaß haben – auch im Pflegeheim: Am Nachmittag vor dem Schmotzigen Dunschtig besuchen Laufnarrenvater Michael Zehnle, Altgerichtsnarr Siegfried Endres und der ehemalige Narrenrichter Karl Bosch die Bewohner des Seniorenzentrums Stockach. Eine Stunde lang singen sie Lieder, Bosch spielt dazu Akkordeon. Kinder stellen alle Figuren der Stockacher Fasnacht vor, dann kommen die Yetis.
Siegfried Endres war schon in seinem ersten Jahr als Gerichtsnarr dabei – gemeinsam mit Peter Kaufmann, Hubert Kunicki und Karl Bosch. Damals, so Bosch, hätten sie Teile des Bunten Abends verkürzt aufgeführt. „Im früheren Evangelischen Altenheim gab es einen Speisesaal mit viel Platz. Die Alt-Stockacherinnen und Marketenderinnen haben sogar Tänze gezeigt.“
Nachmittag ist besonders wichtig für demente Bewohner
Heute sind die Menschen im Heim oft pflegebedürftiger als früher, daher werden die Beiträge eher kurzgehalten. Siegfried Endres sagt, es mache immer Spaß, aber er gehe auch demütig nach Hause. „Wir wollen keinen überfordern. Für viele ist unser Besuch aber der Höhepunkt in der Fasnachtszeit, vor allem für diejenigen, die nicht mehr rausgehen können.“
Rüdiger Mahl, Leiter des Seniorenzentrums, bestätigt: „Bei uns wohnen hauptsächlich alte Stockacher. Gerade demente Personen erreicht man mit solchen Aktionen mehr als mit reiner Kommunikation. Dieser Nachmittag ist also nicht bloß nett. Ich finde ihn auch wichtig.“
Einige Senioren tragen Häser oder närrische Kopfbedeckungen. Wer kann, singt „Unsern schäne Narrebomm“ oder den Narrenmarsch mit. Auch das Badner Lied erklingt immer. Dazu fällt Karl Bosch eine Anekdote ein: „Der gebürtige Schwabe Rüdiger Mahl kannte das Lied nicht. Auch das Württemberger Lied war ihm unbekannt.“ Er habe sie für ihn kopiert und im Folgejahr hätten alle zusammen beide Lieder gesungen. Mahl verrät lachend, das Württemberger Lied sei nur dieses eine Mal erklungen.
Außerdem starten die Yetis starten hier in die Fasnacht. Bevor sie dann nach Radolfzell ziehen, gibt es als Grundlage Leberkäs und Kartoffelsalat. Die Männer sind sich einig: „Die Yetis sind aus der Fasnet nicht mehr wegzudenken.“