Die leuchtende Cinderella-Kutsche vor dem Bürgerhaus Adler Post lockte die Gäste in eine wunderbare Märchenwelt. Im Foyer wurde die Garderobe zur Burgnische, Rosen umrankten Säulen und Geländer – die Stockacher Narren hatten ein zauberhaftes Ambiente geschaffen. Jochen Sigg führte im wechselnden Häs durchs Programm. Das Narrengericht und alle Gliederungen boten mit musikalischer Umrahmung der Hans-Kuony-Kapelle im voll besetzten Bürgerhaus fast vier Stunden lang sehr gute Unterhaltung.

Wer der Schönste im ganzen Land sei, fragte Moderator Jochen Sigg als Tonie verkleidet den Zauberspiegel. Der Zuruf „Du ...
Wer der Schönste im ganzen Land sei, fragte Moderator Jochen Sigg als Tonie verkleidet den Zauberspiegel. Der Zuruf „Du nicht“, aus dem Publikum sorgte für viele Lacher. | Bild: Claudia Ladwig

Im Prolog sprach Roland Drews als Hans Kuony umringt von Kindern über den Ursprung der Fasnacht. Einmal im Jahr dürfe man mit Humor im Herzen als Narr der Welt den Spiegel vorhalten. Die Gäste erlebten die Zimmerer als Aschenputtel, die hässlichen Schwestern, den schönen Prinzen und eine muntere Glücksfee, bevor sie einer von den Marketenderinnen gestalteten Therapiesitzung mit Meerjungfrau Arielle, Prinz Eric, Dornröschen, Schneewittchen und dessen Stiefmutter zusahen.

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Dornröschen witzelte in Richtung Narrengericht: „Ich könnte Narrenrichterin werden. Da muss ich nicht gut aussehen und winken kann ich ja schon.“

Laut Hänsele Janis Zimmermann funktionieren Märchen heute nicht mehr wie damals. Haare wie bei Rapunzel seien heute meist Extensions und der Wolf wähle seine Beute digital nach dem Motto: „Wischen nach links, kann man vergessen, wischen nach rechts, wird gefressen.“

Die gute Fee musste Pinocchio mehrfach helfen, die lange Nase nach einer Lüge wieder zu verkleinern. Vera Ossola, Lea Ossola, Manfred ...
Die gute Fee musste Pinocchio mehrfach helfen, die lange Nase nach einer Lüge wieder zu verkleinern. Vera Ossola, Lea Ossola, Manfred Ossola und Regina Gromball (von links) befassten sich närrisch mit der Lokalpolitik. | Bild: Claudia Ladwig

Doch Pinocchio wuchs beim Lügen noch immer eine lange Nase. Ob er in Stocke, der schönsten Stadt der Welt gelandet sei, fragte er. Ja, sagte sein Meister, im wahren Leben Bürgermeister von Aach. „Wir haben das Aach-Center, den Aach-Bach, bald einen Aach-Park und einen Aach-See und einen Aacher Bürgermeister.“

Wer zum Essen gehen wolle, müsse jedoch eine Station mit dem Seehäsle zum anderen Bürgermeister von Stocke fahren. Die Stadt habe natürlich nur einen Bürgermeister, die anderen wohnten bloß da. „Mit unserem sind wir ab und zu mehr oder weniger zufrieden.“ Weil er gerne regiere, erhalte er im künftigen Aach-Park ein Denkmal: eine Seufzerbrücke.

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Nach einer fetzigen Tanzdarbietung mit Schneewittchen, mehr als sieben Zwergen und der bösen Stiefmutter, gehörte den Laufnarren als Bremer Stadtmusikanten die Bühne. Ihr Fazit: „Das Leben ist kurz, fast wie ein Furz.“ Hans im Glück, hier Hans vom Schnakenloch, tauschte sein Kennzeichen „STO LZ 1H“ gegen ein Grundstück am Nellenburger Hang. Das wollte aber auch Bürgermeister Keil und tauschte es gegen den Mond im Güllefass.

Schneewittchen im Tanz mit der bosen Stiefmutter und sogar mehr als sieben Zwergen kam beim Publikum so gut an, dass eine Zugabe ...
Schneewittchen im Tanz mit der bosen Stiefmutter und sogar mehr als sieben Zwergen kam beim Publikum so gut an, dass eine Zugabe gefordert wurde. | Bild: Claudia Ladwig

Das tapfere Schneiderlein wurde um Ideen für einen größeren Aach-See gebeten. Der bringe eine höhere Grundsteuer und viele Gäste. Die Biber würden beim Dammbau helfen, so der Held. Weiter schlug er vor, die Parkgebühren in Bodman auf einen Euro pro Minute zu erhöhen. „Dann kämen alle Wirte nach Stocke, denn in Stocke bleibe man bekanntlich hocke.“

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„Der Schönste in der Prärie – des bin i“, stellte sich Siegfried Endres vor und erzählte aus dem Leben eines alleinstehenden Rentners mit allen Schwierigkeiten vom Putzen bis zum Kauf neuer Unterhosen, denn „des und sell sei kein Märchen“.

Sticheleien bei der Weinprobe

Närrisch gestichelt wurde bei der märchenhaften Weinprobe des Narrengerichts. Schneewittchen fand einen Wein aus dem Reisebüro vom Abgang seidenmatt wie eine doppelte Portion Linsen mit Spätzle. Dagegen sei laut Sommelier Jacob Grimm der Reparaturwein, ein Abschiedsgeschenk von Pfarrer Lienhard, hervorragend für Beichtgespräche geeignet.

Bei der märchenhaften Weinprobe ging es hoch her. Hier singen Roland Drews, Hubert Reiser, Michael Zehnle, Rainer Vollmer, Markus ...
Bei der märchenhaften Weinprobe ging es hoch her. Hier singen Roland Drews, Hubert Reiser, Michael Zehnle, Rainer Vollmer, Markus Vollmer, Marcel Reiser und Jürgen Koterzyna (von links) gemeinsam. | Bild: Claudia Ladwig

Das Schneiderlein brachte sieben Flaschen, die es an sieben Reben sieben Jahre lang gehegt habe. „Nun muss alles weg wegen des Aach-Parks.“ Mit Rumpelstilzchen am Akkordeon sangen sie dennoch „Darum isch‘s Stocke halt so schä“.

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Zu später Stunde begeisterten die Alt-Stockacherinnen mit ihrem zauberhaften Tanz das närrische Volk. Zum Finale versammelten sich dann alle Mitwirkenden auf der Bühne und gaben ein wunderbares Bild ab.