20 Euro für eine Reise in die weite Welt? Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch tatsächlich macht es ein großes, grünes Busunternehmen mit Sitz in München möglich. Von Engen aus kann man damit beispielsweise ohne Umstieg direkt nach Salzburg reisen, ebenso wie von Stockach nach Paris. Für den eigentlich recht schmalen Taler musste ich auf meiner nächtlichen Reise allerdings auch das ein oder andere Kuriosum in Kauf nehmen – und das Abenteuer beginnt schon an der Haltestelle.
Zweifel vor der Abfahrt
Besonders im Engen stellt sich die erste Herausforderung: Während man nervös auf den Bus wartet, verlockt die benachbarte Fastfood-Kette, sich doch noch ein wenig Proviant mit auf die Fahrt zu nehmen. Dabei ist ein anderes Thema viel drängender: Am Haltestellenschild prangt unheilvoll der Hinweis „Diese Station wird aktuell nicht angefahren.“
Muss eine teure Alternative her? Zum Glück nicht, denn dann kommt der grüne Reisebus doch noch um die Ecke. Der Fahrer steigt aus, wirkt eher schlaftrunken als motiviert, und murmelt lediglich: „QR-Code.“
Während einige Reisende ihr Ticket sorgfältig ausgedruckt haben, beginnt für andere nun die hektische Suche im E-Mail-Postfach. Ist das Ticket erst einmal gescannt und das Gepäck eigenhändig im Laderaum verstaut, geht es hinauf in den stickigen, fast schon feuchten Innenraum des Busses. Das Licht sorgt vor allem bei Nachtfahrten für eine schläfrige Lounge-Atmosphäre, die eine entspannte Reise vermuten lässt. Doch der Schein trügt.
Kuriose Begegnungen: VR-Brille und Käsefüße
Der Sitznachbar vor mir zückt plötzlich eine VR-Brille – verwandelt er seine Busfahrt etwa in eine virtuelle Achterbahnfahrt? Oder gönnt er sich nur ein immersives Filmerlebnis? Man weiß es nicht. Mein Blick wandert weiter durch die Reihen: schlafende Menschen, leise Musik aus Kopfhörern, ein paar ausgepackte Snacks – und nackte Füße, lässig in den Gang gestreckt. In solchen Momenten merkt man erst, wie schnell eine Mahlzeit unappetitlich werden kann. Das Käsebrot blieb also in der Tasche.
Aus dem Vorsatz, die Stille zu genießen, wird auch nichts: Ein Mann telefoniert lautstark: „Herr Mayer, die Überweisung hat nicht geklappt. Kann ich Ihnen die 46.000 Euro bar vorbeibringen?“ Wer kennt es nicht – mal eben fast 50.000 Euro durch die Gegend zu schleppen, während andere hier vermutlich für den Mindestlohn diesen Bus durch die Nacht steuern.
Nach dieser Fahrt habe ich genug gesehen, gehört – und gerochen. Pünktlich war der Bus, das muss man ihm lassen. Doch hätte ich gewusst, was mich erwartet, wäre ich wohl lieber auf das meist teurere und unpünktlichere deutsche Schienennetz ausgewichen.