Umbau statt Neubau: Anfang der 1980er-Jahre wandelten sich die Pläne der Stadt für eine Stadthalle. Statt einem Neubau entschied der Gemeinderat sich schließlich für den Kauf und die Umgestaltung des ehemaligen Hotels Adler Post in der Hauptstraße.

Die Adler Post heute. In der Mitte hinter dem Sonnenschirm des Eis-Cafés befindet sich der Haupteingang. Rechts ist das Eis-Café. Oben ...
Die Adler Post heute. In der Mitte hinter dem Sonnenschirm des Eis-Cafés befindet sich der Haupteingang. Rechts ist das Eis-Café. Oben im Bürgerhaus ist unter anderem das Narrenstüble des Stockacher Narrengerichts. Elemente wie der Adler links am Balkon blieben erhalten. | Bild: SK-Archiv

Der damalige Saal in der Adler Post sei die einzige Versammlungsmöglichkeit in Stockach gewesen, erzählt Altbürgermeister Franz Ziwey, der von 1969 bis 1993 im Amt war. „Vorne war die Wirtschaft, hinten der Saal“, erinnert er sich. Da Stockach keine Stadthalle gehabt habe, sei es notwendig gewesen, einen Festsaal zu bauen. „Aber man wollte nicht auf einer Wiese bauen“, sagt der 87-Jährige, der seit 52 Jahren in Stockach wohnt.

Bürgerhaus im Zentrum der Stadt

Ein Bürgersaal sollte im Zentrum der Kernstadt sein. „Deshalb gab es den Teilabriss und Aufbau.“ Im Rahmen des Umbaus entstand der große Saal zur Pfarrstraße hin neu. Dieser sei so breit wie möglich gebaut worden. „Breiter ging nicht. Wir wollten die Pfarrstraße nicht zumachen“, erklärt Ziwey.

Altbürgermeister Franz Ziwey steht am heutigen Eingang der Adler Post. Die Tür hat sich im Laufe der Jahre verändert: das Glasdach kam ...
Altbürgermeister Franz Ziwey steht am heutigen Eingang der Adler Post. Die Tür hat sich im Laufe der Jahre verändert: das Glasdach kam weg und die Tür würde breiter und automatisch. | Bild: SK-Archiv

Die Entscheidung für die Maßnahme, die rund sechs Millionen D-Mark kostete, fiel am 24. September 1980 im Gemeinderat. Das Gremium beschloss bei zwei Gegenstimmen den Umbau der Adler Post, hieß es in einer SÜDKURIER-Sonderbeilage, die am 4. November 1983 anlässlich der Eröffnung am Tag darauf erschien. Der Rat entschied damit, auf den anderweitigen Bau einer Stadthalle zu verzichten und das historische Gebäude in der Oberstadt zu erhalten.

Das ehemalige Hotel Adler Post wurde Anfang der 1980er-Jahre zum Bürgerhaus umgebaut. 1984 als dieses Bild entstanden ist, waren die ...
Das ehemalige Hotel Adler Post wurde Anfang der 1980er-Jahre zum Bürgerhaus umgebaut. 1984 als dieses Bild entstanden ist, waren die Arbeiten fast fertig und der Schriftzug „Bürgerhaus Adler Post“ über dem Eingang. | Bild: SK-Archiv
Die Adler Post ist heute immer noch das Bürgerhaus mit großem Veranstaltungssaal. Es gab zwischenzeitlich Umbauten. Im Gebäude befindet ...
Die Adler Post ist heute immer noch das Bürgerhaus mit großem Veranstaltungssaal. Es gab zwischenzeitlich Umbauten. Im Gebäude befindet sich unter anderem auch das Narrenstüble des Stockacher Narrengerichts. | Bild: Löffler, Ramona

Der Einbau einer Empore in den Saal sollte die insgesamt angestrebten 450 Plätze bei Konzerten oder 400 Plätze an Tischen verwirklichen. Das Bürgerhaus sollte Platz für Konzerte, Theater, Fasnachtsveranstaltungen, Tanzkurs-Abschlüsse, Betriebsversammlungen und Versammlungen der großen Vereine bieten, fasste die Sonderbeilage zusammen. Das Narrengericht erhielt gegen eine Kostenbeteiligung die schon lange angestrebte Zunftstube mit Archiv.

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Was sich an der Architektur änderte

Architekt Wolfgang Lauber schrieb einen Text für die Sonderbeilage, in dem er die Planung und die Arbeiten erklärte. Zu den Oberlichtern im Saal heißt es darin zum Beispiel, diese „bilden für den längsgerichteten Saal mit der neugeschaffenen Bühne eine rhythmische Querteilung und optische Ausweitung“. Außerdem solle „das Hereinlugen der Kirchturmhaube“ dem Besucher den Standort in der Altstadt anzeigen und Heimatgefühl vermitteln.

Eine Szene der Eröffnungfeier des Bürgerhauses Adler Post im November 1983: Bürgermeister Franz Ziwey (links) und Narrenrichter Walter ...
Eine Szene der Eröffnungfeier des Bürgerhauses Adler Post im November 1983: Bürgermeister Franz Ziwey (links) und Narrenrichter Walter Schneider plaudern miteinander. | Bild: SK-Archiv

„Im Altbauteil an der Hauptstraße beschränkte sich die Aufgabe des Architekten auf die denkmalpflegerische Sanierung der Obergeschosse mit dem Einbau von Wohnungen, Heimatmuseum, Konferenzräumen und Narrenzunftstuben“, so Laubers Text. Im Erdgeschoss seien unter anderem der Eingang neu angelegt worden und es entstand auch ein neues „Café mit Bar im Stil der Jahrhundertwende“.

Der Hintergrund des Namens Adler Post

Der Name des Bürgerhauses weist übrigens auf die Geschichte hin: Das Bürgerhaus Adler Post heißt wie das Hotel. Der Name Adler wurde bereits 1621 erstmals erwähnt. Im 18. Jahrhundert war auch die amtliche Posthalterei dort – daher der Zusatz Post. Allerdings brannte das Gebäude 1904 nieder und wurde neu gebaut. Das Relief eines Adlers aus Stein, das auf den Namen hinweist, ist heute noch am Balkon über dem Eingang.

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