Alle stehen voll und ganz hinter dem Stockacher Krankenhaus: Die sechs Bürgermeister aus der Verwaltungsgemeinschaft Stockach (VG) und Mitglieder aus den Gemeinderäten stellen sich bei einer Veranstaltung gemeinsam mit Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Hanke hinter eine starke Gesundheitsversorgung im Raum Stockach. „Wir wollen die Botschaft aussenden, dass die Verwaltungsgemeinschaft stark ist und sich nicht verstecken muss“, sagte der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz. Daher gehe es um eine gemeinsame Zielvision als Schlüssel für die Zukunft. Er dankte den Gemeinden der VG: „Wir sind dankbar, dass sie an unserer Seite stehen.“
Rainer Stolz und Michael Hanke brachten die Anwesenden auf einen gemeinsamen Stand, was das Krankenhaus, das neue Ärztehaus mit ambulantem OP und das geplante Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) angeht. Denn vor allem zum MVZ gab es in den vergangen zwei Jahren immer wieder Unmut und Sorgen im Hinblick auf die begrenzten Kassenarzt-Sitze im Raum Stockach.

Eine Sicherung der Gesundheitsversorgung
Stolz erklärte, die Verwaltungsgemeinschaft wolle ein starkes Gesundheitsangebot halten. „Wenn Land und Bund ihre Aufgaben nicht erfüllen, müssen die Kommunen es ausbaden“, betonte er mit dem Verweis, dass die Stadt dies tue, damit es auch in zehn Jahren noch ein Krankenhaus gebe. Ein MVZ diene auch der Sicherung der Gesundheitsversorgung.
Stolz und Hanke schilderten die Zukunftsvision für die Verwaltungsgemeinschaft: Eine Art Gesundheitsnetzwerk, um die Versorgung aller Patienten, vor allem auch der Senioren, zu gewährleisten. Hanke betonte ausdrücklich, das MVZ sei keine Konkurrenz für niedergelassene Ärzte. Kassenarzt-Sitze würden keinesfalls abgegriffen werden.
Einen Sitz habe das MVZ bereits und es bräuchte lediglich einen zweiten. „Wir sind bereits in Gesprächen“, so Hanke. Ein Arzt, der für das MVZ arbeitet, müsse sich jedoch nicht verlagern, sondern würde weiter in der eigenen Praxis bleiben. Der Platz sei auch gar nicht vorhanden.

Auf Fragen von Christoph Stolz, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, und dem Stockacher CDU-Gemeinderat Christoph Stetter erklärte Hanke, das MVZ sei angestoßen worden, um die Nachsorge nach Operationen zu gewährleisten. So gehe es dann nicht mehr auf das Budget eines Hausarztes.
Der Vorteil für einen MVZ-Arzt sei, dass er sich dann nicht selbst um einen Nachfolger für seine Praxis kümmern müsse, wenn er in den Ruhestand gehe. Ein Nachfolger könne zum Beispiel ein älterer Oberarzt aus dem Krankenhaus sein, für den es attraktiv wäre, weil dann Bereitschaftsdienste wegfallen würden. Hanke hob zudem Synergien von Praxen und MVZ hervor, da gemeinsam Material oder Geräte bestellt werden und Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen gut geregelt werden könnten.

Patienten kommen gerne nach Stockach
Hanke wies darauf hin, dass ein bestimmter Arzt Patienten anziehe und nicht direkt das Krankenhaus selbst. Doch wie beliebt das Krankenhaus und seine Ärzte seien, zeige die hohe Weiterempfehlungsquote der Patienten. Das gute Arbeitsklima trage dazu bei, Fachpersonal problemlos zu halten. Zudem werde viel in die berufsbegleitende Ausbildung und die Ausbildung des Nachwuchses investiert.
Er sei glücklich darüber, welche Fachärzte das Krankenhaus in den vergangenen Jahren gewinnen konnte. Die Nachfrage nach Eingriffen bei Chirurg Jan Kewer bringe sogar den OP an die Kapazitätsgrenze.
Weiterentwicklung statt kaputtsparen
Seit 2019 werde viel getan, um den vorherigen Investitionsstau aufzulösen. Hanke nannte den „dringend notwendigen Bau des Bettentrakts“ als Beispiel. Im Januar 2024 sollen die neue Intensivstation und der ambulante OP im Ärztehaus in Betrieb gehen. 2025 solle die Sanierung des Altbestands im Krankenhaus angegangen werden. Der Geschäftsführer betonte, ohne Stockach als Träger des Krankenhauses wäre all dies nicht möglich. „Statt kaputtsparen verfolgen wir eine Philosophie der Weiterentwicklung“, fasste er zusammen.

Das Krankenhaus verfüge über 55 Planbetten, so Hanke. Das entspreche der Grundversorgung für die rund 34.000 Einwohner der Verwaltungsgemeinschaft Stockach. Ein Bett komme umgerechnet auf 618 Personen. Hanke betonte, dass ein Krankenhaus ein großer Standortvorteil sei, wenn sich Betriebe in einem Ort niederlassen wollen.
Gesetzlich gewolltes Minus als Problem
Ein finanzieller Haken sei die Kostenstruktur bei der Notfallversorgung, da das Krankenhaus pro Notfall 60 Euro erhalte, doch 120 Euro Kosten anfallen würden. Somit entstehe ein Minus, das er mit rund 300.000 Euro pro Jahr bezifferte. „Ein Wirtschaftsunternehmen würde den Betrieb einstellen, aber wir sind gesetzlich angewiesen, das Minus zu machen“, erklärte Hanke. Er nannte es verantwortungslos, dass die Gesundheitspolitiker nur mit den Schultern zucken würden.
Für 2022 musste die Stadt beim Krankenhaus aus verschiedenen Gründen rund 744.000 Euro Defizit ausgleichen. Stolz ergänzte zu den Finanzen, falls es mal 2 oder 3 Millionen werden sollten, werde es kritisch. Aber die Stadt wolle dafür Sorgen, dass nicht so weit komme. Das werde nur nicht einfach. Wichtig sei der klare Blick dafür, was das Krankenhaus brauche, wie es gemacht werden könne und welche Partner dabei helfen können.

Auf die Frage von Rätin Petra Haberstroh (Freie Wähler) aus Bodman-Ludwigshafen Thema Finanzen hatte Rainer Stolz kritische Worte in Richtung Landkreis übrig, gegen den derzeit noch eine Klage der Stadt wegen der mangelnden Unterstützung bei Investitionen für das Stockacher Krankenhaus läuft. Der Hintergrund: Der Landkreis möchte dem eigenständige Stockacher Krankenhaus kein Geld geben, weil es nicht zum Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) gehört. Gleichzeitig würden aber alle Gemeinden bei der Kreisumlage zur Kasse gebeten, so Stolz. „Wenn wir zum GLKN gegangen wären, wären wir heute nicht hier“, sagte Stolz über die Entscheidung, das Krankenhaus städtisch zu betreiben.

„Wir stehen hinter dem Krankenhaus“
Räte und Bürgermeister hatten durchweg positive Worte und klare Bekenntnisse zum Krankenhaus. „Der Erhalt des Krankenhauses ist kompromisslos“, sagte der Hohenfelser Gemeinderat Karlheinz Lehmann. Auch Rätin Petra Haberstroh (Freie Wähler) aus Bodman-Ludwigshafen betonte, es müsse erhalten werden. Der Eigeltinger Bürgermeister Alois Fritschi lobte, dass Stockach die Weichen richtig gestellt habe. Der Mühlinger Bürgermeister Thorsten Scigliano schloss sich an: „Wir stehen hinter dem Krankenhaus.“
CDU-Gemeinderat Alessandro Ribaudo aus Bodman-Ludwigshafen zog einen Vergleich zu G9 am Gymnasium heran: Stockach habe auf G9 bestanden und dies sei inzwischen wieder Standard. Vielleicht werde es mit dem Krankenhaus, für das gekämpft wird, ähnlich.