Rund 5000 Kilometer in einem fast 25 Jahre alten Auto: Das haben sich Julian Mathis aus Nenzingen, Niclas Nester aus Mühlhausen-Ehingen und Jan Fuhrmann aus Orsingen vorgenommen. Alle drei sind Anfang 20 und damit jünger als der Audi A4 Quattro, mit dem sie am Wochenende zur Carbage-Run Winter Edition 2022 Richtung Skandinavien aufgebrochen sind. Schon lange hatten die drei vor, an dieser ganz besonderen Rallye teilzunehmen, doch Corona und andere Verpflichtungen haben ihnen bisher immer einen Strich durch die Rechnung gemacht, berichten sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Veranstalter bezeichnen den Carbage-Run als „Europas größte und abgefahrenste Autorallye“. Carbage, das ist ein Kofferwort aus dem englischen Car (Auto) und Garbage (Abfall) und könnte somit wohl am ehesten mit Schrottauto-Rennen übersetzt werden. Konkret geht es nämlich darum, ein Auto, das zum Starttermin mindestens 15 Jahre alt ist, und einen Zeitwert von maximal 500 Euro haben darf, für eine fünftägige Rundfahrt durch Europa auszurüsten.

Die Gaudi steht im Vordergrund

An jedem Tag bekommen die Teilnehmer morgens einen Katalog mit Aufgaben, die sie auf der Tagesetappe zu erfüllen haben, sowie die Streckenbeschreibung für den jeweiligen Tag. Es ist also ein großes Abenteuer, das sich die drei jungen Männer aus dem Hegau vorgenommen haben. Als Hauptgewinn winkt ein Preisgeld von 1000 Euro. Doch auf dieses haben es Mathis, Nester und Fuhrmann nicht abgesehen. Für sie stehe eher der olympische Gedanke im Fokus. „Uns geht es bei der Aktion nicht um Geschwindigkeit, sondern die Gaudi dabei mitzumachen, steht bei uns im Vordergrund“, sagt Jan Fuhrmann.

Angemeldet haben sie sich erst im Dezember. „Wir haben uns gesagt, wenn wir jetzt nicht mitmachen, dann kommt es nie zustande“, erzählt Niclas Nester. Dann sei alles ganz schnell gegangen. Auf einem Online-Kleinanzeigenportal sei der Audi das erste passende Angebot gewesen, das ihnen in die Hände gefallen sei. Nach dem Autokauf galt es, den Wagen fit zu machen für die Tour durch Eis und Schnee in Schweden und Norwegen.

An den Wochenenden wurde geschraubt

Kein Problem für die drei, denn Fuhrmann und Nester sind von Beruf Mechaniker. „Wir haben dann immer wochenends an unserem Auto geschraubt“, berichten sie. So wurde der Audi etwa mit einem Dachgepäckträger, zusätzlicher Beleuchtung, einem Satz Ersatzreifen und Spritkanistern ausgestattet. Jan Fuhrmann hat eigens einen Unterbodenschutz angebaut, um das Auto auch für unwegsameres Gelände tauglich zu machen. „Ohne die beiden Fachmänner im Team wäre es wahrscheinlich schwierig geworden“, betont Julian Mathis.

Das könnte Sie auch interessieren

Aufmerksam geworden auf diese verrückte Rallye sind Nester und Fuhrmann durch einen Außendienstmitarbeiter des Teilehändlers, der regelmäßig bei ihnen in der Werkstatt vorbeikommt, berichten sie. Er habe ihnen vom Carbage-Run erzählt und sie seien gleich Feuer und Flamme für die Idee gewesen, selbst daran teilzunehmen. Bei der Winter-Edition 2022 klappt es nun. Zusätzlich zu den fünf Rallye-Tagen haben die drei noch jeweils einen Tag für die An- und Abreise in den hohen Norden geplant. Ob die drei Freunde da keine Angst haben, den sprichwörtlichen Lagerkoller zu bekommen, wenn sie eine Woche lang zu dritt in einem Auto verbringen? „Das haben wir uns auch gefragt.

„Man muss sich gut überlegen, mit wem man das macht“

Ich glaube, man muss sich schon gut überlegen, mit wem man das macht“, sagt Niclas Nester. Allerdings seien sie zuversichtlich, dass das kein Problem werde. „Jan und ich arbeiten ja im gleichen Betrieb und verbringen daher sowieso schon viel Zeit miteinander und Julian ist ein sehr guter Freund von uns. Wir ticken alle relativ gleich“, so Nester.

Das könnte Sie auch interessieren

Laut der Internetseite des Veranstalters beginnt das Rennen in Kopenhagen und endet in Göteborg. Dazwischen führt die Strecke weit in den Norden Schwedens. Verschneite Straßen seien somit garantiert. Die Teilnehmer wurden im Voraus darauf hingewiesen, dass Winterreifen, Schneeketten, Decken und zusätzliche Scheibenwaschflüssigkeit Pflicht sind. Was mit ihrem alten Audi nach dem überstandenen Carbage-Run passieren soll, das wissen die drei jungen Männer indes noch nicht. „Wer weiß, vielleicht behalten wir ihn ja mal noch für eine weitere Rallye“, sagen sie.