
Die Suche nach tatkräftigen Helfern für die Mitmachaktion auf der Ruine Nellenburg war erfolgreich: Zwölf Frauen und Männer machten sich am Wochenende daran, zahlreiche Büsche und junge Bäume rund um die ehemalige Burg zu entfernen oder zumindest rigoros zu kürzen. Nach gut zwei Stunden war der weitläufige Ausblick vom markantesten Aussichtspunkt Stockachs an vielen Stellen wiederhergestellt.

Eingeladen hatten der Arbeitskreis Umwelt der lokalen Agenda 21 und das Umweltzentrum Stockach. Alle zwei Jahre stapfen die Initiatoren und ihre Helfer die 400 Meter vom Parkplatz über den ausgeschilderten Wanderweg hinauf, um den Bewuchs zurückzuschneiden, der die Mauerreste überwuchert und die wenigen noch vorhandenen Teile der Ruine zu beschädigen droht.
Jeder brachte mit, was er an passenden Gerätschaften bereits zuhause hatte: Arbeitshandschuhe, Garten- und Rebschere, Sägen, Motorsäge mit Schutzausrüstung, Hacken und Schaufeln. Der Aufstieg damit war nicht ohne, zumal die Mehrzahl der Aktiven nicht mehr ganz jung ist. Doch die Helfer waren voller Energie und legten direkt mit der Arbeit los.

Während er struppige Büsche von einer Mauer entfernte, erzählte Jürgen Gromball, dass er relativ neu beim Umweltzentrum sei. Er gehe bald in Rente und suche eine neue Beschäftigung. „Durch das Umweltzentrum bieten sich viele sinnvolle Tätigkeiten. Ich werde mich weiter engagieren“, sagte er.

In seiner Nähe war Charlie Schleuter aus Wahlwies mit einer Rebschere zugange. „Ich befreie die alte Bruchmauer vom Gestrüpp“, erklärte sie. Vor Jahren hätten hier Brennnesseln alles überwuchert. An diesem Wochenende kämpfte sie unter anderem mit Brombeer- und Kratzbeerenranken.

Die Helfer hatten sich ohne große Absprache auf der Fläche verteilt. Jeder arbeitete dort, wo er Bedarf sah. Nicole Döbert aus Radolfzell, die Diplom-Ingenieurin im Bereich Gartenbau ist, ging routiniert und beherzt mit der Motorsäge zur Sache. Sie unterstützt das Umweltzentrum schon länger. Ihr Mann Holger Döbert packte ebenso mit an wie Hans-Jürgen Wiedemann.

Auch die beiden FÖJ-Kräfte Paula Dürr und Nikolas Freynik halfen mit. Fritz Sigg aus Orsingen war ebenfalls im Einsatz. Er habe im Gemeindeblatt und in der Zeitung gelesen, dass Helfer gesucht würden, sagte er. Plötzlich bewegte sich am Rand des Plateaus ohne erkennbaren Grund ein Busch.

Erst aus der Nähe sah man Hanspeter Wibbelt aus Zizenhausen, der ein Stück den Abhang hinuntergeklettert war und das Gestrüpp von dort ordentlich kürzte. Alles Geschnittene wurde auf mehreren Haufen gelagert. Die Technischen Dienste kämen später, um das Material zu holen, sagte Sabrina Molkenthin, Leiterin des Umweltzentrums Stockach.

Während sie rund ums Rondell Wurzeln ausgrub, erzählte Ute Milatz-Krautwasser aus Wahlwies, dass diese Arbeitseinsätze ursprünglich ihre Idee waren. „Ich fühle mich verantwortlich dafür, dieses Kulturdenkmal zu erhalten. Deshalb machen wir regelmäßige Pflegegänge.“

Es habe sich gelohnt, dass man hier oben schon über mehrere Jahre freigeschnitten habe, sagte sie. Wahrscheinlich werde man auch nicht zwei Jahre warten, sondern bereits 2023 wiederkommen. Diesmal sei der Aufstieg allerdings unnötig erschwert worden, fügte sie hinzu. „Ein umgesägter, dicker Baum lag im Weg, den mussten wir erst einmal durchsägen und zur Seite schaffen, um durchzukommen.“

Zum Abschluss schleppte Sabrina Molkenthin mit Paula Dürr eine Kiste mit Vesper für die Helfer zur Ruine. Die Bürgerstiftung Stockach hatte die Kosten dafür übernommen, als Anerkennung für die Unterstützer der Aktion. Sabrina Molkenthin las noch die Sage der schönen Nella vor, der die Burg ihren Namen verdankt. Sonst hatte der Wahlwieser Historiker Fredy Meyer bei der Aktion für den Geschichtsbeitrag gesorgt. Er war diesmal allerdings verhindert.