Die Gäste hatten das Gefühl, Ulrich Büttner würde sie durch seine eigene Ausstellung führen. Und das täuschte nicht, denn Büttner hatte die Ausstellung „Kunst und Kurioses“ mit der Kunsthistorikerin Ines Stadie vom Rosgartenmuseum in Konstanz innerhalb kurzer Zeit kuratiert. Er hat aus dem Fundus des Stadtmuseums Stockach eine Ausstellung in sieben Kapiteln zusammengestellt.
Ulrich Büttner ist Gymnasiallehrer in Konstanz und Direktor des Bildungszentrums. Zusammen mit Egon Schwär tritt er als Stadtführer in Konstanz im Gewand des Henkers, Landsknechts, Nachtwächters oder Ritters auf. Nun hat er auch in Stockach seine stimmlichen und schauspielerischen Fähigkeiten eindrücklich bewiesen. Dieses Mal in Zivil gekleidet, verstand es Büttner, die Gäste im wahrsten Sinne des Wortes zu fesseln. Er stellte Details der Ausstellung in den Fokus. So sprach er über eine unscheinbare Kirchenbodenkachel der damaligen Kirche St. Oswald aus dem Jahr 1410, die ein Einhorn zeigt. „Im Mittelalter galt das Einhorn als Symbol für die Jungfräulichkeit Marias“, erklärte Büttner und sorgte für Erstaunen, denn heute erlebt das Fabeltier eine Renaissance, wenn auch in anderem Zusammenhang. Auch die Geschichte der unscheinbar wirkenden Laterne des letzten Nachtwächters in Stockach, Barnabas Hämmerle, aus dem Jahr 1906, hat der Kurator zum Leben erweckt. Der Nachtwächter habe vielschichtige Aufgaben gehabt: Er weckte die Menschen bei Brandgefahr, sorgte als Polizei für Ruhe, rief jede volle Stunde aus und weckte die Menschen bei Sonnenaufgang. Zunftstempel seien eine Qualitätsgarantie gewesen. Handwerksgesellen hätten im Mittelalter Ohrringe getragen, als Zeichen der Ehrbarkeit des Handwerks. „Sollte ein Handwerker schlechte Arbeit abgeliefert haben, hat ihm der Meister den Ohrring aus dem Ohr gerissen“, so Büttner. Die Gäste spendeten nach der Führung viel Applaus. Laut Museumsleiter Julian Windmöller sind noch drei Kuratoren-Führungen geplant, die Termine folgen.