„Heller, wärmer, gemeinsamer“, unter diesem Motto stand die Renovierung der katholischen Pfarrkirche St. Oswald in Stockach. Seit Anfang Dezember erstrahlt das Gotteshaus nun in neuem Glanz und die Gemeinde kann nach anderthalb Jahren Baustelle dort wieder Gottesdienst feiern.
Insgesamt gibt es inzwischen viele positive Rückmeldungen zur Umgestaltung des Kirchenraumes. Gudrun Löffler ist Zweite Vorsitzende des Kirchenchors und übernimmt regelmäßig den Kantorendienst im Gottesdienst. Sie lobt besonders die verbesserte Akustik.
„Es ist jetzt auch angenehmer, am Ambo zu singen. Früher stand man dabei so weit oben, das hat sich dann so von oben herab angefühlt. Mir war das immer ein bisschen unangenehm“, sagt Löffler mit Blick auf die neue Positionierung des Lesepults. Ambo und Altar sind im Zuge der Renovierung näher an die Gottesdienstbesucher herangerückt.

Lob für die Akustik gibt es auch von Gemeindemitglied Karl Rudigier. „Man versteht jetzt jedes Wort klar und deutlich“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Früher sei das immer ein großes Problem gewesen.
Oswald Stetter sieht in der hellen und freundlichen Gestaltung der Kirche eine große Verbesserung. „Die farbliche Gestaltung und der neu gestaltete Altarraum sind sehr gelungen“, sagt Stetter. Er übernimmt im Gottesdienst regelmäßig den Lektorendienst und ist mit dem Stockacher Gotteshaus seit seiner Taufe eng verbunden. Als er 1966 zu den Ministranten kam, wurde die Messe noch am Hochaltar gefeiert.
Charakteristisches Element fehlt
Dieser ist schon lange verschwunden. Mit der neuesten Renovierung wurde allerdings auch die Kreuzigungsgruppe, die charakteristisch für St. Oswald war, entfernt. Sie wurde durch das „Lichtkreuz“ des Künstlerehepaars Lutzenberger ersetzt, welches nun das dominierende Element im Chorraum ist.
Das kommt nicht bei allen gut an. „Das Kreuz ist gewöhnungsbedürftig, auch wenn es nicht ganz so erschreckend ist wie die Riesenfiguren, die dort früher waren“, sagt Gudrun Löffler. Oswald Stetter vermisst indes die Darstellung des gekreuzigten Jesus, der von Maria, seiner Mutter und seinem Lieblingsjünger Johannes betrauert wird.

„Die neue Gestaltung mit Altar und Ambo gefällt mir sehr gut, aber die Kreuzigungsgruppe fehlt mir einfach. Sie war für mich ein wesentlicher Bestandteil der Kirche“, sagt Stetter. Er ist sich sicher, dass diese sich gut eingefügt hätte, wenn man sie gereinigt und restauriert hätte.
Sitzheizung kommt bei vielen gut an
Elisabeth Mattes, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats bestätigt, dass gerade viele ältere Stockacher die Kreuzigungsgruppe vermissen. „Die Mehrheit freut sich aber über die Renovierung“, sagt sie. Insbesondere die neue Sitzheizung komme bei vielen gut an.
Eine, der das neue Konzept gut gefällt, ist Christina Goldstein vom Gemeindeteam. „Ich fühle mich in der neu gestalteten Kirche wohl“, sagt sie. Besonders gefalle ihr der neue, luftig gestaltete Chorraum. Als Kommunionshelferin schätzt sie zudem den besseren Laufweg zum Tabernakel, in dem die Hostien aufbewahrt werden.
Ein Fan des neuen Lichtkreuzes ist Jürgen Brecht. „Erst kürzlich beim Gospelkonzert dachte ich wieder, dass das einfach ein bombastisches Szenario ist mit dem neuen Kreuz“, sagt er. Die Lamellen des Kreuzes hätten angefangen, sich zu bewegen, und so eine ganz besondere Lebendigkeit geboten.
Zum Gottesdienst gehört Freude
„Da war für mich Action und Freude dabei, die mitschwingen soll, wenn wir Gottesdienst feiern, während ich in der alten Kreuzigungsgruppe immer die Tristesse des Karfreitags gesehen habe“, so Brecht. Er ist Mitglied im Gemeindeteam, das die Renovierung vonseiten der Pfarrgemeinde betreut hat. Und für dieses ehrenamtliche Engagement spricht Oswald Stetter ein großes Lob aus: „Das ist aller Ehren wert“, sagt er mit Blick auf die vielen Stunden, die das Team um Pfarrgemeinderat Stephan Kessler geleistet hat.

Zur Gemeinde gehören natürlich auch die Jüngsten: Die Ministranten haben sich schnell im neuen Kirchenraum eingewöhnt. „Die Laufwege haben sich eigentlich kaum verändert“, sagt Marie Halder. Für sie ist das Renovierungskonzept stimmig. So spiegelt sich das große Lichtkreuz im Chorraum im Vortragekreuz wieder, das von den Ministranten beim Einzug oder zu Prozessionen mitgetragen wird.

Für ihre Ministrantenkollegin Elisa Bianchini war es allerdings erstmal neu, der Gemeinde frontal gegenüber zu sitzen. „Früher hatten wir unsere Plätze an der Seite. Das war schon eine Umstellung“, sagt sie. Insgesamt mache das Ministrieren in der neu gestalteten Kirche aber Spaß. Die helle und freundliche Atmosphäre gefallen ihr gut. „Und das neue Kreuz finde ich besser als das alte“ sagt Elisa Bianchini.

Im Hinblick auf die neue und modern gestaltete Mariendarstellung auf der linken Seite neben dem Altarraum erhofft sich das Gemeindeteam, dass diese noch besser zur Geltung kommt, wenn die Metallplättchen leicht gealtert sind. „Ich finde die Darstellung allerdings gelungen. Dazu kann ich eher eine Verbindung aufbauen als zur Madonnenfigur, die auf der Mondsichel steht“, sagt Jürgen Brecht.
Blick in die Vergangenheit
Wer nochmals einen Blick in die Vergangenheit von St. Oswald werfen will, der hat online die Gelegenheit dazu. Stefan Albrecht von der Stockacher Firma Imaging 3D hat vor der Renovierung ein fotorealistisches 3D-Modell der Kirche erstellt. Den direkten Vergleich ermöglicht das 3D-Modell, das den aktuellen Zustand zeigt.
Stefan Albrecht, der die 3D-Scans erstellt hat, findet die Renovierung übrigens gelungen. „Ich bin total begeistert, wie hell und freundlich die Kirche im Vergleich jetzt aussieht“, so Albrecht gegenüber dem SÜDKURIER.