Wenn der Alarm los geht, muss alles ganz schnell gehen. Dann zählen für die Mitglieder der Feuerwehr Sekunden. Schließlich geht es in den meisten Fällen, in denen sie gerufen werden, um Menschenleben oder die Abwendung immenser Schäden.

Doch ein Punkt, der bei der Feuerwehr ungewöhnlich lang dauert ist die Beschaffung neuer Fahrzeuge. Das wurde jüngst im Hauptausschuss des Stockacher Gemeinderats deutlich. Denn für einige Autos der Stockacher Wehr muss dringend Ersatz beschafft werden.

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Bis zu zweieinhalb Jahre Lieferzeit

Doch selbst wenn alle Formalien ganz schnell erledigt werden und die finanziellen Mittel bereitstehen, dauert es aktuell 24 bis 30 Monate, bis ein neues Feuerwehrauto ausgeliefert werden kann. Früher habe dieser Prozess zwölf bis 18 Monate in Anspruch genommen, erzählt Uwe Hartmann, Kommandant der Stockacher Feuerwehr, im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Der Schlauchwagen SW 2000, der dieses Jahr ausgemustert wird, stammte aus Beständen des Katastrophenschutzes und wurde 1995 durch den ...
Der Schlauchwagen SW 2000, der dieses Jahr ausgemustert wird, stammte aus Beständen des Katastrophenschutzes und wurde 1995 durch den Bund finanziert. Die Ersatzbeschaffung, die nun fällig wird, muss die Stadt Stockach selbst tragen. Eine Rückmeldung zu möglichen Fördergeldern steht noch aus. | Bild: Dominique Hahn

Für die extrem langen Lieferzeiten gibt es ihm zufolge mehrere Gründe: „Schon durch Corona sind Probleme in den Lieferketten entstanden. Insbesondere was elektronische Bauteile anbelangt. Der Ukraine-Krieg hat das Ganze aber noch verschlimmert.“

Einige Hersteller hätten früher Teile in der Ukraine produzieren lassen. Mit Kriegsausbruch hätten diese plötzlich gefehlt und die Hersteller mussten erstmal neue Lieferanten finden. Erschwerend komme laut Hartmann hinzu, dass während Corona viele Städte und Gemeinden Investitionen in den Feuerwehrfuhrpark verschoben hätten. Diese würden nun nachgeholt. „Wir schieben da gerade eine Bugwelle vor uns her“, sagt Hartmann. Man müsse bedenken, dass es in Deutschland überhaupt nur 15 bis 20 Ausrüster für Feuerwehrfahrzeuge gibt.

Feuerwehrautos sind Spezialanfertigungen

Die großen Hersteller von Lastwagen bauen nämlich an sich keine Feuerwehrautos. Sie liefern lediglich das Fahrgestell, das dann von einem anderen Unternehmen zu einem Feuerwehrauto umgebaut wird.

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Neben dem Engpass auf Seiten der Hersteller trage jedoch auch der Bestellprozess dazu bei, dass die Beschaffung so lange dauert. Am Anfang steht der Feuerwehrbedarfsplan. Dieser wird alle fünf Jahre aktualisiert und schreibt unter anderem fest, wie die Feuerwehr ausgerüstet sein muss, damit die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet werden kann.

Hier ist auch vermerkt, wann Fahrzeuge ausgetauscht werden müssen. Je nach Fahrzeugtyp unterscheiden sich die Dienstzeiten der Autos, erklärt Uwe Hartmann. Ein Mannschaftstransportwagen ist im Schnitt 17,5 Jahre im Dienst der Feuerwehr, normale Löschfahrzeuge etwa 20 Jahre und Spezialfahrzeuge wie Rüstwagen oder eine Drehleiter können sogar 25 Jahre lang genutzt werden.

Feuerwehrautos sind gut gewartet und stehen meistens wettergeschützt in der Garage, doch ein Mannschaftswagen der Stockacher Wehr hat ...
Feuerwehrautos sind gut gewartet und stehen meistens wettergeschützt in der Garage, doch ein Mannschaftswagen der Stockacher Wehr hat trotzdem ein massives Rostproblem. Hier wird früher als geplant eine Neuanschaffung notwendig. | Bild: Dominique Hahn

Irgendwann gibt es keine Ersatzteile mehr

„Dann wird es aber oft auch schon schwierig mit der Ersatzteilversorgung“, sagt Hartmann. Wenn ein Fahrzeug seine maximale Lebensdauer erreicht hat und der Feuerwehrbedarfsplan einen Austausch vorsieht, muss der Gemeinderat die Beschaffung im Haushalt einplanen, damit im Januar Zuschussanträge gestellt werden können.

Ob es einen finanziellen Zuschuss des Landes gibt und wie hoch dieser ausfällt, erfährt die Stadt in der Regel im Juli. „Frühestens dann könnte bestellt werden“, erklärt Hartmann. Viele Hersteller haben zu diesem Zeitpunkt aber Betriebsferien. „Deshalb warten wir gerne das Ende der Sommerferien ab, damit wir möglichst viele Rückmeldungen auf die Ausschreibung bekommen.“

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Die Ausschreibung laufe in der Regel sechs Wochen. Die Angebote, die in dieser Zeit eingereicht werden, müssen geprüft und dann wieder dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden. „Wenn alles gut läuft, dann schafft man die Bestellung noch im gleichen Jahr“, sagt Hartmann.

Bürokratischer Prozess ist eingeplant

Somit nimmt allein der bürokratische Prozess schon ein Jahr in Anspruch. „Wir versuchen diese Zeit aber immer schon im Feuerwehrbedarfsplan zu berücksichtigen, damit wir rechtzeitig dran sind“, erklärt Hartmann. Für die Sicherheit der Stadt sind die langen Lieferzeiten also kein Problem.

Insgesamt verfügt die Stockacher Feuerwehr in ihren acht Abteilungen über 25 Fahrzeuge. Hier sind vier Fahrzeuge zu sehen, die in der ...
Insgesamt verfügt die Stockacher Feuerwehr in ihren acht Abteilungen über 25 Fahrzeuge. Hier sind vier Fahrzeuge zu sehen, die in der Kernstadt stationiert sind. | Bild: Dominique Hahn

Übrigens verfügt die Stockacher Feuerwehr mit ihren acht Abteilungen über insgesamt 25 Fahrzeuge. Das heißt, statistisch gesehen muss die Stadt in etwa jedes Jahr ein neues Feuerwehrauto kaufen. „Natürlich kommt es auch öfter mal vor, dass in einem Jahr zwei oder drei Fahrzeuge beschafft werden müssen und dann wieder zwei Jahre lang keins“, so Hartmann.

Diese Beschaffungen stehen an

In diesem Jahr muss die Stadt in einen neuen Schlauchwagen investieren. Das bisherige Fahrzeug ist fast 30 Jahre alt und wurde bereits außer Dienst gestellt. Bis das neue Fahrzeug bestellt und geliefert wird, muss der Schlauchwagen aus Eigeltingen ausrücken, wenn ein solches Fahrzeug in Stockach benötigt wird.

Im kommenden Jahr sieht der Feuerwehrbedarfsplan die Anschaffung einer neuen Drehleiter vor. „Daran müssen wir auch festhalten. Wenn wir das nicht rechtzeitig schaffen, wird eine Zehnjahresrevision fällig.“ Für diese müsste die Stadt laut Hartmann allein bis zu 50.000 Euro berappen.

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