Das Jahr 2023 dürfte als ein Jahr des großen Wechsels in die Stockacher Geschichtsbücher eingehen, denn der Rücktritt von Bürgermeister Rainer Stolz nach 30 Jahren im Amt war auch eines der Themen, das die Stadt am meisten bewegt hat. Doch daneben gab es noch einige andere Wechsel in wichtigen Positionen, prominente Besucher, Jubiläen und große Tragödien.

Start mit einem Schock

Mit einer solchen startete das vergangene Jahr auch direkt: Noch keine zwei Wochen war das Jahr alt, als die 24-Jährige Sabrina P. vermisst wurde. Wenig später wurde klar, dass sie getötet wurde. Das Landgericht Konstanz verurteilte den mutmaßlichen Täter wenige Monate später wegen Totschlags. Es handelt sich um den Ex-Partner, der die junge Mutter nach einem Streit getötet und vom Balkon der gemeinsamen Wohnung geworfen haben soll.

Die Gedenkstätte für Sabrina P. ist am Wochenende weiter gewachsen.
Die Gedenkstätte für Sabrina P. ist am Wochenende weiter gewachsen. | Bild: Löffler, Ramona

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Staatsanwaltschaft und Nebenklage Revision beantragt haben. Nun muss der Bundesgerichtshof (BGH) in der Sache entscheiden. Ein

entsprechendes Urteil ist für 2024 zu erwarten.

Eine solche Entscheidung komme meist innerhalb von sechs bis zwölf Monaten, es könne aber durchaus auch mal länger dauern, bis der BGH zu einer Entscheidung gelangt, erklärte Christoph Reichert, Präsident des Landgerichts gegenüber dem SÜDKURIER.

Das Ende einer Ära kündigt sich an

Nur wenige Tage nach dem großen Schock wurde eine zweite bedeutende Nachricht bekannt: Bürgermeister Rainer Stolz verkündete seinen Rücktritt zum Ende des Jahres. Eigentlich hätte seine Amtszeit noch bis 2025 gedauert, doch aus gesundheitlichen Gründen hatte er sich entschlossen, den Posten des Stadtoberhaupts abzugeben. Die Neuwahl wurde für den 15. Oktober angesetzt.

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Doch bevor die Stockacher ihr Kreuz auf dem Stimmzettel machen durften, stand ein ereignisreicher Wahlkampf an. Einer der Bewerber zog seine Kandidatur schon nach kurzer Zeit wieder zurück, ein anderer reichte seine Unterlagen in letzter Minute noch ein. Am Ende waren es insgesamt fünf Kandidaten.

Zur neuen Bürgermeisterin wurde Susen Katter gewählt, die mit Beginn des Jahres 2024 ihre Arbeit im Stockacher Rathaus aufnehmen konnte. Rainer Stolz wurde bereits kurz vor Weihnachten mit einer Feier in der Jahnhalle aus dem Amt verabschiedet, in deren Rahmen er zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Rainer Stolz gratuliert seiner Nachfolgerin Susen Katter (links).
Rainer Stolz gratuliert seiner Nachfolgerin Susen Katter (links). | Bild: Löffler, Ramona

Auch 2024 stehen Wahlen an

Die Wahlberechtigten in Stockach und den Ortsteilen sind auch in diesem Jahr wieder gefordert. Denn am Sonntag, 9. Juni, finden die Kommunal- und Europawahl statt. Dann wird unter anderem ein neuer Gemeinderat für Stockach gewählt, zudem neue Ortschaftsräte für die Stockacher Teilorte.

Im vergangenen Jahr gab es aber, neben dem Wechsel auf dem Chefsessel im Rathaus, noch mehr personelle Veränderungen in der Stadt: Florian Buschle wurde Anfang 2023 neuer Ortsvorsteher von Mahlspüren im Tal. Er folgte damit auf Herbert Rebstein. Die Nachfolge von Museumsleiter Johannes Waldschütz trat im Frühjahr Julian Windmöller an und im Sommer bekamen die Stadtwerke Stockach mit Jochen Stein einen neuen Geschäftsführer. Er folgte auf Jürgen Fürst.

Julian Windmöller an seinem Schreibtisch im alten Forstamt. Seit Anfang April ist er der neue Leiter des Stockacher Stadtmuseums und des ...
Julian Windmöller an seinem Schreibtisch im alten Forstamt. Seit Anfang April ist er der neue Leiter des Stockacher Stadtmuseums und des Stadtarchivs. | Bild: Dominique Hahn

Narrengericht wieder in Hochform

Nach drei Jahren Pause konnte das Narrengericht im Jahr 762. nach Hans Kuony endlich wieder einen bekannten Politiker nach Stockach zitieren. Der stellvertretende Bundestagspräsident Wolfgang Kubicki war als Beklagter um keinen markigen Spruch verlegen und teilte selbst kräftig aus. Unter anderem gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der sich in diesem Jahr am Schmotzigen Dunschtig vor dem närrischen Tribunal verantworten muss.

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Eine weitere Neuerung des vergangenen Jahres war ein Carsharing-Auto für Wahlwies. Einen weiteren Schritt in Sachen klimafreundliche Mobilität soll zudem eine neue Garage für Fahrräder beim Bahnhof in Stockach darstellen, die auch ein E-Bike-Sharing beinhaltet. Diese könnte laut Informationen des SÜDKURIER bereits 2024 gebaut werden.

Doppelt Grund zu feiern nach 50 und 75 Jahren

Natürlich gab es im vergangenen Jahr auch viele Gründe zu feiern. So wurden die Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft mit La Roche Anfang Oktober nachgeholt. Diese waren aus politischen Gründen von Seiten der Stockacher Partnerstadt von 2022 auf 2023 verschoben worden, konnten dann aber umso überschwänglicher gefeiert werden.

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung, zusammen mit den Bürgermeistern Pierrick Ducimetiere (La Roche) und Rainer Stolz (Stockach).
Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung, zusammen mit den Bürgermeistern Pierrick Ducimetiere (La Roche) und Rainer Stolz (Stockach). | Bild: Claudia Ladwig

Ein weiteres Jubiläum konnte pünktlich im Sommer bei Eto gefeiert werden, denn das Unternehmen, das heute zu den größten Arbeitgebern in Stockach zählt, war vor genau 75 Jahren gegründet worden.

Ebenfalls im Sommer beteiligten sich zahlreiche freiwillige Helfer and der Renovierung des Rathauses in Espasingen. In vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurde die Fassade des Gebäudes wieder auf Vordermann gebracht. Nun erstrahlt das historische Fachwerkgebäude wieder in neuem Glanz.

Alles neu beim Seehäsle

Neuerungen gab es auch für das Seehäsle: Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember verkehren die Züge zwischen Stockach und Radolfzell nicht mehr unter der Regie der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH, sondern werden von DB-Regio betrieben. Seither sind andere Triebwagen auf der Strecke unterwegs und es gibt einen durchgängigen Halbstundentakt.

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Kein Geld vom Kreis fürs Krankenhaus

Schlechte Nachrichten gab es kurz vor Jahresende für das Stockacher Krankenhaus. Nachdem der Landkreis Konstanz keine Zuschüsse für Baumaßnahmen am Gebäude geben wollte, hatte die Krankenhaus Stockach GmbH geklagt. Ohne Erfolg: Ende Dezember kam die Information, dass das Verwaltungsgericht Freiburg die Klage zurückgewiesen hat.

Ob das letzte Wort in diesem Fall schon gesprochen ist, muss sich 2024 allerdings noch zeigen, denn das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und wie Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Hanke auf Nachfrage des SÜDKURIER mitteilte, erwägt die Krankenhausleitung Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.