Sicher hat sich der ein oder andere Besucher der Veranstaltung im Voraus gefragt, was man wohl über einen nahezu unbekannten Weiler nördlich von Stockach schreiben könne. Ganz zu schweigen vom Verfassen eines ganzen Buches über diesen kleinen Flecken namens Hengelau. Diese Zweifler wurden allerdings im Laufe des unterhaltsamen Abends eines Besseren belehrt, denn Hubert Steinmann hat eine Geschichte eines „liebenswerten Weilers“ geschrieben.

Dabei ist er in Stockach eigentlich bekannt als früherer Spitzen-Tennisspieler des hiesigen Tennisclubs sowie als heutiger nimmermüder Vorsitzender des Krankenhausfördervereins. Zusätzlich erstellte er eine Chronik der kleinen Orte und Weiler rings um Stockach.

Autor Hubert Steinmann präsentiert voller Stolz das erste Exemplar seiner Hengelau-Chronik.
Autor Hubert Steinmann präsentiert voller Stolz das erste Exemplar seiner Hengelau-Chronik. | Bild: Reinhold Buhl

Die über 100 Besucher im voll besetzten St. Oswald-Saal des Pallottiheims durften also gespannt sein, was sie Neues und Altes über Hengelau und die umliegenden Weiler erfahren würden. Es war eine ganze Menge, wie es sich zeigen sollte. Auf 200 Seiten hat Steinmann in seinem Buch in 17 Kapiteln unzählige Fakten über Hengelau zusammengetragen.

Projekt sprach sich schnell herum

„Bei meiner Recherche bin ich durchweg auf offene Ohren gestoßen“, erklärt der Autor, und erzählt höchst spannende Geschichten und Episoden über das Leben und die Menschen aus Hengelau. Dem kleinen Ort, aus dem auch seine Vorfahren stammen. Als sich sein Buch-Projekt bei den Hengelauern und den Bewohnern der umliegenden Gehöfte rumgesprochen habe, seien die Leute von sich aus mit der Frage auf ihn zugekommen: „Wann kommst Du zu uns, wir haben auch einiges zu erzählen.“

Interessantes über die Loreto-Kapelle

Der bekannteste Name der Steinmann-Dynastie aus Hengelau ist ohne Frage Mathias Steinmann, der Erbauer der Loretokapelle in Stockach. „Eigentlich hätte die Kapelle in Hengelau gebaut werden sollen“, erklärt Siegfried Keller aus Ursaul, der als interessierter Gast anwesend war. Man habe sich jedoch über den Ort zerstritten und so sei Stockach der lachende Dritte gewesen und habe diese wunderbare Kapelle am Ortsausgang Stockach in Richtung Ludwigshafen bekommen. Mathias Steinmann erbaute diese Kapelle, in der er auch selbst begraben liegt, im Jahr 1727.

Autor Hubert Steinmann (hinten) stellt im vollen St. Oswaldsaal des Pallottiheims seine von ihm verfasste Hengelau-Chronik vor.
Autor Hubert Steinmann (hinten) stellt im vollen St. Oswaldsaal des Pallottiheims seine von ihm verfasste Hengelau-Chronik vor. | Bild: Reinhold Buhl

Neben vielen Episoden die Chronik betreffend hat der Autor ausführlich über die Frau auf dem Titelblatt erzählt. Diese Dame ist äußerst schick gekleidet und dies aus gutem Grund: Sie sei zur Weltausstellung nach Paris gefahren, um sich dort von einem damals sehr berühmten Fotografen fotografieren zu lassen.

Steinmann ist auf dieses Bild gestoßen und der Korrekturleser der Chronik Manfred Schnopp, ehemaliger Schulleiter des Nellenburg-Gymnasiums, hat auf der Rückseite der Fotografie Hinweise entziffert, die auf den Paris-Aufenthalt dieser Dame schließen lassen. Steinmann geht im Kapitel Noblesse näher auf diese Dame und die Kleidung damaliger Zeit ein. Weitere Kapitel sind überschrieben mit Feurio, Winterspüren, Turbulente Zeiten, Mechanisierung/Modernisierung, NS-Zeit, der Weg zum Krieg, Fremdarbeiter, Nachkriegszeit und andere.

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Viel Lob für tolle Fleißarbeit

Natürlich waren alle Anwesenden gespannt, als Hubert Steinmann sein Werk schließlich präsentierte. Das erste Exemplar erhielt Museums- und Stadtarchivleiter Julian Windmöller, der sich als städtischer Vertreter bei Steinmann für dessen Arbeit herzlich bedankte. „Ich freue mich, dass wir solche Leute wie Sie bei uns in Stockach haben“, sagte er an Steinmann gerichtet, der sich sichtlich über das Lob von städtischer Seite sehr freute.

Dann begann der Ansturm auf die Exemplare, die wie die berühmten warmen Semmeln weggingen. So kaufte Ursula Bertsche gleich acht Bücher mit dem Hinweis, dass sie diese für ihre Geschwister und Verwandte brauche. Auch Karl Bosch, langjähriger Stadtführer und ehemaliger Narrenrichter, freute sich über diese tolle Fleißarbeit mit über 300 Fotos. „Der Autor hat sein Werk lebendig dargestellt.“

Autor Hubert Steinmann (links) überreicht Museums- und Archivleiter Julian Windmöller (rechts) das erste Exemplar seiner ...
Autor Hubert Steinmann (links) überreicht Museums- und Archivleiter Julian Windmöller (rechts) das erste Exemplar seiner Hengelau-Chronik. In der Bildmitte steht Dominik Rimmele, Archivmitarbeiter. | Bild: Reinhold Buhl

Am Schluss der Veranstaltung, die mit viel herzlichem Applaus endete, appellierte Hubert Steinmann an die Anwesenden, die hinteren leeren Seiten seiner vorliegenden Chronik mit eigenen weiteren Geschichten und Bildern zu ergänzen und sie damit auch für die Nachwelt fortzuschreiben. Er bedankte sich bei den vielen Menschen aus Hengelau, aus Winterspüren und von den umliegenden Höfen, die es ihm ermöglicht hätten, zum Teil sehr interne und intensive Einblicke in längst vergangene Zeiten zu gewinnen.

Die Chronik wird laut Steinmann nicht im Handel angeboten. „Aber wer eine möchte, soll sich einfach per E-Mail an mich wenden“, so der Autor. Die E-Mail-Adresse lautet Hubert.Steinmann@t-online.de und der Preis beträgt 39 Euro.