Wenn sich eine Stadt für einen Abend verwandelt und Musik Hunderte Menschen in ihren Bann zieht, dann ist etwas Besonderes gelungen. Als Abschluss der Kleinkunstsaison 2024/25 hat das Amt für Kultur und Stadtmarketing Stockach gemeinsam mit weiteren städtischen Stellen genau das geschafft: Die Hauptstraße wurde am Samstagabend zum Freilichttheater – und damit zum Herzstück eines Konzerterlebnisses mit dem international gefeierten Gitarrenduo Café del Mundo, wie Corinna Bruggaier, Leiterin des Amtes für Kultur und Stadtmarketing, in einer Pressemitteilung schreibt.

Am Samstagmorgen sei der Entschluss gefallen, das sonnige Wetter für ein Freiluftkonzert zu nutzen – nur wenige Stunden später habe die komplette Infrastruktur bereitgestanden. Der Bauhof stellte laut Bruggaier die mobile Bühne auf, rund 300 Sitzplätze wurden vorbereitet und die Hauptstraße wurde von Samstagnachmittag bis Sonntagmorgen für den Verkehr gesperrt.

Möglich geworden sei das durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Ämter. „Es war ein Kraftakt, aber einer, der sich in jeder Hinsicht gelohnt hat“, so Bruggaier. Noch am Abend seien spontan Stehplätze freigegeben worden, so groß sei der Besucherandrang gewesen. Auch die Künstler selbst zeigten sich beeindruckt, heißt es in der Mitteilung. „Dass eine Stadt ihre Innenstadt sperrt, um ein Konzert zu ermöglichen, ist nicht selbstverständlich“, so Jan Pascal. „Das zeigt, wie viel Wert hier auf Kultur gelegt wird.“

Von Weltstädten nach Stockach

Mit Café del Mundo war ein Duo zu Gast, das sonst in London, Paris oder Barcelona spielt, schreibt die Kulturamtsleiterin. Umso bemerkenswerter findet sie es, dass Alexander Kilian und Jan Pascal ihre Instrumente mitten in Stockach erklingen ließen. Ihr Repertoire war ihr zufolge ebenso abwechslungsreich wie virtuos: von klassischen Werken wie „Scarborough Fair“ über Bearbeitungen moderner Popsongs bis hin zu eigenen Kompositionen, wie ein Stück, das zwischen Flamenco, Klassik und Rock pendelte. „Wir haben uns überlegt, was dabei herauskommt, wenn Carlos Santana und Johann Sebastian Bach ein Werk für zwei Flamenco-Gitarren schreiben – und das dann ‚Für Elise‘ genannt“, so die Musiker.

Die besondere Stärke des Duos liegt laut Mitteilung nicht nur im musikalischen Können, sondern auch in der Kommunikation mit dem Publikum. Mit augenzwinkerndem Charme erklärten sie Stockach zu ihrer „Lieblingsstadt“ – „das sagen wir wirklich überall“, betonte Alexander Kilian – „aber nur hier in Stockach stimmt es wirklich“. Der Vorschlag, eine Straße in der Stadt nach ihm zu benennen, löste viel Heiterkeit aus, denn „bei unserem Konzert in Berlin vor ein paar Wochen hat es auch geklappt“. Dieser Vergleich mit dem Berliner Alexanderplatz sei gut angekommen. Immer wieder spielten die beiden auf ihre internationalen Tourneen an, erwähnten Konzerte in der Alhambra oder Aufnahmen mit einem der renommiertesten Orchester der Welt – alles kein Vergleich zu Stockach, wo sie immer schon einmal spielen wollten.

Musik reißt das Publikum mit

Wiederum auf Wunsch der Musiker verwandelte sich die Hauptstraße laut der Kulturamtsleiterin bei „I still haven‘t found what I‘m looking for“ in einen riesigen Chor. Später, bei „Viva la Vida“, sang das Publikum ganz von selbst mit – ein Zeichen dafür, wie sehr die Musiker es geschafft hatten, den sprichwörtlichen Funken überspringen zu lassen, befand sie. Café del Mundo stehe für eine ungewöhnliche Mischung: Virtuose Technik, ausgefeilte Arrangements und ein musikalisches Crossover, das Flamenco mit Klassik, Jazz, Pop und Weltmusik verbindet.

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Die beiden Musiker würden sich dabei perfekt ergänzen. Was auf der Bühne entstehe, sei nicht bloße Unterhaltung, sondern gelebte Kunst mit Haltung, schreibt Bruggaier. „Wir glauben an Musik, die berührt, die etwas erzählt – und die nicht beliebig ist“, sagte Pascal während des Konzerts.

Auch der Regen trübt nicht die Stimmung

Nach zwei Zugaben – „Time after Time“ und „Hallelujah“ von Leonard Cohen – endete das Konzert unter dem leichten Nieseln eines einsetzenden Regens. Doch dieser habe die Stimmung nicht trüben können – im Gegenteil: Er verlieh dem Abend einen fast poetischen Schlusspunkt.

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Mit zunehmender Bekanntheit werden Auftritte von Café del Mundo in kleinen Städten selten bleiben. Umso bedeutsamer, dass dieses Konzert in Stockach noch möglich war, so Bruggaier. Sie bringt es auf den Punkt: „So ein Abend lebt von vielen Faktoren: dem Wetter, dem Teamgeist, dem Publikum und der Qualität der Künstler. Alles hat gestimmt. Ich bin sehr dankbar – und glücklich, dass der Abend so gelungen war.“ Die Musik habe Menschen aus Stockach und der Region verbunden und die Innenstadt für einen Abend zum kulturellen Mittelpunkt gemacht.