Eine beeindruckende Bilanz konnte Wolfgang Kammerlander, Vorstandsvorsitzender der Stockacher Bürgerstiftung, bei einem Infoabend im Bürgerhaus Adler Post vorlegen. Im Publikum saßen viele Stifter, Spender, Förderer und Freunde der Stiftung, die 2025 voraussichtlich über 100.000 Euro an Fördergeldern ausschütten wird. Damit ist die Stockacher Bürgerstiftung unter den 110 Stiftungen in Baden-Württemberg ganz vorn mit dabei.

Wolfgang Kammerlander betonte, die Bürgerstiftung lebe von den Geld- und Zeitspendern, die eine Förderung erst ermöglichten. Seine Begrüßung wurde eingerahmt von zwei Musikstücken eines Saxofon-Trios der Musikschule Stockach: Lehrer Uwe Ladwig sowie Celine Surau und Julie Knodel begeisterten das Publikum.

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Satzungsänderung ermöglicht weitere Fördermöglichkeiten

Kammerlander ging auf die Entwicklung der Bürgerstiftung ein. Im vergangenen Jahr seien mit einer Satzungsänderung die Stiftungszwecke um die Bereiche Wissenschaft und Forschung, Denkmalschutz, internationale Gesinnung, Völkerverständigung, Schutz von Ehe und Familie, Sport und bürgerschaftliches Engagement erweitert worden. Dadurch ergeben sich weitere Fördermöglichkeiten.

Viele Stifter, Spender, Förderer und Freunde der Bürgerstiftung Stockach kamen zur Infoveranstaltung ins Bürgerhaus Adler Post.
Viele Stifter, Spender, Förderer und Freunde der Bürgerstiftung Stockach kamen zur Infoveranstaltung ins Bürgerhaus Adler Post. | Bild: Claudia Ladwig

Die 2008 gegründete Bürgerstiftung ist über die Jahre gewachsen. Inzwischen gibt es fünf Stifterfonds: Der erste kam 2013 von Christel und Rudolf Stumpp. Es folgten Stifterfonds von Willi Martin (2016) und Ulf Wieczorek (2021). 2024 kam der Stifterfonds Gerhard Walk hinzu und jüngst der von Judith und Uli Kammerer. Im letzten Vergleich lag die Bürgerstiftung Stockach damit unter den 110 Bürgerstiftungen in Baden-Württemberg auf Platz 8.

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Personelle Änderungen im Vorstand

Wolfgang Kammerlander sprach auch über Personaländerungen. Jürgen Koterzyna rücke in das Vorstandsteam auf und sei künftig für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Gebhard Schulz habe bereits die Koordination der Fördermaßnahmen von Manfred Peter übernommen. Dieser sei aus dem Vorstandsteam ausgeschieden und zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden. Karin Bacher ist jetzt die erste Stellvertreterin Kammerlanders, Renate Rösgen die zweite und Helmut Lempp, Geschäftsführer der Bürgerstiftung, obliegt das Immobilienmanagement für ein Gebäude, das mit dem Stiftungsfonds Walk übernommen wurde. Um die sozialen Medien kümmert sich Luisa Bosch.

Auch im Stiftungsrat gibt es Wechsel. Nach vielen Jahren hatte Willi Martin seinen Rücktritt als Stellvertreter des Vorsitzenden Wolfgang Reuther. Nachfolger ist Thomas Bayer. Als neuer Stiftungsrat wurde Uli Kammerer aufgenommen.

Es kommt nicht nur auf Geld-, sondern auch auf Zeitspenden an

Doch Gremien allein reichen nicht aus. „Wir brauchen Mitmacher, Zeit- und Geldspender“, so Kammerlander. Er beschrieb, wie die Stiftung neben den Erträgen aus dem Vermögensstock zu Geld kommt. 2024 habe man durch 78 Zuwendungen 57.140 Euro als Einnahmen verbucht. Es habe 11.050 Euro als zweckgebundene Spenden für die Stockacher Tafel gegeben, weitere 35.000 Euro für das Krankenhaus Stockach.

Über 1700 Euro wurden durch den Crêpes-Verkauf bei „Stockach is(s)t bunt und Winterzauber oder den Weinverkauf generiert. Dankend sagte der Vorstandsvorsitzende: „Wir sehen Vertrauen dahinter. Unser Ziel ist es, sichtbar und ein Teil der Gesellschaft zu sein.“ Deshalb gab es auch einen Info-Stand beim Schweizer Feiertag und beim Stadtgartenfest.

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Größter Posten geht an die Jugendhilfe

Gebhard Schulz gab Auskunft über die 54 Förderprojekte, die die Bürgerstiftung 2024 mit einem Gesamtbetrag von knapp 81.000 Euro gefördert hat. Mit rund 26.200 Euro ging fast ein Drittel davon an 14 Projekte im Bereich Jugendhilfe. Beim Förderzweck „Volks- und Berufsbildung, Studentenhilfe, Erziehung“ wurden 13 Projekte mit knapp 18.200 Euro gefördert, während im Bereich „Altenhilfe, Öffentliches Gesundheitswesen und Gesundheitspflege“ acht Projekte mit etwa 16.500 Euro unterstützt wurden. Auf dem Gebiet „Naturschutz, Landschaftspflege, Umweltschutz, Klimaschutz“ erhielten sechs Projekte insgesamt knapp 3100 Euro und beim Förderzweck „Kunst, Kultur, Heimatpflege, traditionelles Brauchtum“ wurden vier Projekte mit 4.170 Euro gefördert.

Uwe Ladwig, Julie Knodel und Celine Surau (von links) steuerten zwei Musikstücke bei.
Uwe Ladwig, Julie Knodel und Celine Surau (von links) steuerten zwei Musikstücke bei. | Bild: Claudia Ladwig

Über den Förderzweck „Mildtätige Zwecke“ wurde die Tafel Stockach unterstützt. Schulz führte aus: „Die Bürgerstiftung konnte dem Tafelladen auch dank großzügiger Spenden mehrfach im Jahr dringend benötigte Lebens- und Haushaltsmittel im Wert von etwa 12.800 Euro übergeben.“

Projekt gegen Einsamkeit im Alter

Wolfgang Kammerlander hob hervor, 2025 werde die Fördersumme über 100.000 Euro liegen. Man wolle gemeinsam mit dem Verein Kulturbrücke mehr für Geflüchtete tun und auch das Thema Einsamkeit gerade bei Senioren sei der Bürgerstiftung wichtig. Dafür würden noch Partner gesucht. Er sprach ein neues Vorhaben der Bürgerstiftung an: das Projekt „sozialgenial“. Dabei entwickeln Schüler im Unterricht eigene Ideen für Engagement-Projekte, die sie mit außerschulischen Partnern umsetzen.

Sie stärken ihre fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenzen und können frühzeitig und herkunftsunabhängig an ehrenamtliches Engagement herangeführt werden. Kammerlander sagte, erste Projekte fänden statt und er sei hoffnungsfroh. „Stockach ist so toll, so nach vorne gerichtet. Es kann nicht sein, dass wir so viele Leute haben, die einsam sind.“

Auch das Stockacher Krankenhaus profitiert

Nach Gesprächen mit der Krankenhausverwaltung hat die Bürgerstiftung außerdem ein Videokoloskop zur Untersuchung und Behandlung von Darmerkrankungen sowie eine Software zur Blutgruppenbestimmung mit einer Datenbank für Blutkonserven finanziert.

Svjetlana Peka, Chefärztin Innere Medizin im Krankenhaus Stockach, stellte das neue Videokoloskop vor und Julia Kuppel (rechts) sprach ...
Svjetlana Peka, Chefärztin Innere Medizin im Krankenhaus Stockach, stellte das neue Videokoloskop vor und Julia Kuppel (rechts) sprach über die neue Software zur Blutgruppenbestimmung mit einer Datenbank für Blutkonserven. Beide dankten Wolfgang Kammerlander (Vorstandsvorsitzenden der Bürgerstiftung Stockach) herzlich für die Finanzierung durch die Bürgerstiftung Stockach. | Bild: Claudia Ladwig

Svjetlana Peka, seit April 2020 Chefärztin Innere Medizin im Krankenhaus Stockach, bedankte sich herzlich für die großzügige Förderung. Sie sagte: „Wenn der Darm gesund ist, geht es uns gut.“ Das zeige, wie wichtig eine Darmspiegelung bei Beschwerden und zur Vorsorge ist. Die Ärztin beschrieb eine solche Untersuchung, bei der das neue Videokoloskops höher auflösende Bilder als bisher liefere und erweiterte Bildgebungsfunktionen habe.

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Auch bei Julia Kuppels Vortrag über „Transfusionsmedizin LIS – Effizientes und sicheres Arbeiten in der Blutbank“ wurde deutlich, welche Verbesserung die neue Software in allen Arbeitsabläufen bietet. Bisher wurde vieles von Hand, am PC und mit Ordnern dokumentiert. Zukünftig wird die umfassende Software den gesamten Prozess verschlanken und die Sicherheit erhöhen, indem sie die Plausibilität der Daten überprüft und so unter anderem vor Fehltransfusionen oder Zeitverzögerung schützt.