Der Oberstadt fehlt es an Aufenthaltsqualität und Anziehungskraft – so sieht es auf jeden Fall die Stadtverwaltung. Sie hat daher drei verschiedene Konzepte ausgearbeitet und in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt. Sie sollen die Innenstadt attraktiver machen und waren bereits im Planungsausschuss Thema.

Die bevorzugte Variante mit dem Namen „Grünes Band und Grüne Stadt“ überzeugt laut Stadtverwaltung mit sehr viel durchgehendem Grün, das durch die geraden Formen kostengünstig ist, und besteht aus drei Komponenten: Erstens plant die Stadt eine Verkehrsberuhigung. Dazu sollen der Durchgangsverkehr verhindert und öffentliche Stellplätze entfernt werden. Anwohner und Zulieferer seien davon aber ausgenommen, so Bürgermeister Rainer Stolz.

Die Hauptstraße soll künftig eine Fußgängerzone und begrünt sein. Nur noch Anwohner und Zulieferer dürften mit dem Auto einfahren.
Die Hauptstraße soll künftig eine Fußgängerzone und begrünt sein. Nur noch Anwohner und Zulieferer dürften mit dem Auto einfahren. | Bild: Planstatt Senner GmbH

Zweitens ist eine so genannte blau-grüne Infrastruktur geplant. Damit will man Regenwasser zurückhalten und die Innenstadt begrünen, um die Aufenthaltsqualität vor allem in den warmen Monaten durch Schatten und Verdunstung von Wasser zu fördern. Die Grünflächen würden gleichzeitig Regenwasser zurückhalten und somit weniger Gießwasser benötigen und die Kanalisation entlasten.

Zwei grüne Achsen vom Stadtgarten zum Aachpark und vom Bahnhof zum Markplatz, große Plätze und Wasserspiele: So könnte die Innenstadt ...
Zwei grüne Achsen vom Stadtgarten zum Aachpark und vom Bahnhof zum Markplatz, große Plätze und Wasserspiele: So könnte die Innenstadt nach einem ersten Entwurf künftig aussehen. | Bild: Jessica Wend

Als dritten Punkt möchte die Stadt Plätze und Attraktionen schaffen. Nach der Umgestaltung soll es drei größere Plätze geben. Der Gustav-Hammer-Platz soll weiterhin für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, der Marktplatz soll wieder als richtiger Platz gestaltet werden und im Bereich des Stadtwalls und Kriegerdenkmals soll ein so genannter Stadtbalkon mit Aussichtspunkten als neuer Platz entstehen.

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Als weitere Attraktionen sind barrierefreie Zugänge zur Oberstadt möglich – zum Beispiel ein Aufzug oder Brücken in den Stadtgarten und zum Aachpark. Zudem möchte die Stadt mehr Spielmöglichkeiten für Kinder schaffen, zum Beispiel durch Wasserspiele.

Durch die Maßnahmen sollen insgesamt zwei grüne Verbindungsachsen entstehen – einmal vom Stadtgarten zum Aachpark und Dillplatz sowie vom Bahnhof und der Unterstadt in Richtung Wohngebiete im Norden. Im Zentrum der Achsen steht die begrünte Oberstadt.

Die abgelehnten Alternativen

Die Gemeinderäte unterstützten das Vorhaben, Pläne für die dritten Variante auszuarbeiten, in der Sitzung grundsätzlich. Allerdings sorgte die geplante Verkehrsberuhigung bei einigen für Kritik – gerade im Hinblick auf den Handel in der Oberstadt. Christoph Stetter (CDU) sagte, der Entwurf sei ein guter erster Schritt, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Allerdings brauche es ein Konzept, wie der Verkehr künftig umgeleitet werden soll.

Schadet die Verkehrsberuhigung dem Handel?

Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) wies daraufhin, man müsse zunächst mit den Anwohnern in der Oberstadt sprechen, was laut Heinzl aber bereits geplant sei. Anja Schmidt (Freie Wähler), die selbst ein Geschäft in der Stadt betreibt, sagte, für die Ladenbesitzer in der Oberstadt wäre eine komplette Verkehrsberuhigung „tödlich“. Auch Jürgen Kragler (CDU) hatte Bedenken, wenn Parkplätze direkt vor den Läden wegfallen sollten.

Der Marktplatz soll laut Konzept wieder ein richtiger Platz werden.
Der Marktplatz soll laut Konzept wieder ein richtiger Platz werden. | Bild: Planstatt Senner GmbH

Bürgermeister Rainer Stolz und Bauamtsleiter Christoph Heinzl stellten jedoch klar, dass es sich bei der Vorlage lediglich um eine grobe Idee handelt, an der sich die Verwaltung bei der weiteren Planung orientiere. Wie genau die Verkehrsberuhigung am Ende aussehen wird, sei allerdings noch offen und Ergebnis vieler Kompromisse, über die der Rat künftig debattieren könne. Zudem seien noch Untersuchungen vorgesehen, welche Art Verkehr bislang durch die Oberstadt fließt und wie man diesen am besten umleiten kann, so Heinzl.

Weiteres Vorgehen und Kosten

Am Ende stimmte lediglich Jürgen Kragler gegen den Vorschlag der Verwaltung. Damit wird die Umgestaltung in der Variante „Grünes Band und grüne Stadt“ weiterverfolgt. Zunächst wird das Team um Bauamtsleiter Lars Heinzl mögliche Entwürfe ausarbeiten und selbst Untersuchungen durchführen, wodurch keine externen Kosten anfallen sollen. Im Anschluss findet die Beteiligung der Öffentlichkeit statt, erst dann werden konkrete Schritte unternommen.

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Wie teuer das Projekt tatsächlich werden wird, ist noch nicht abzusehen. Bis zur Umsetzung werden ohnehin noch mehrere Jahre vergehen. In jedem Fall ist Stockach mit seinem integrierten Stadtentwicklungskonzept, in dessen Rahmen die Planungen stattfinden, im Stadtsanierungsprogramm des Landes aufgenommen worden, wodurch Fördermittel zur Verfügung stehen werden.