Eigentlich mag Stockachs scheidender Bürgermeister Rainer Stolz keine Ehrungen. Das betonte sein Stellvertreter, Werner Gaiser, gleich zu Beginn der großen Verabschiedung am Mittwochabend in der Jahnhalle. Und dennoch sei Stolz ein Mensch, der das „so verdammt verdient hat“, so Gaiser. Das unterstrichen zahlreiche andere Weggefährten, die auch die ein- oder andere Anekdote zum frischgebackenen Ehrenbürger Rainer Stolz parat hatten.

Welche Bedeutung dieser Abend hat, ordnete Gaiser damit ein, dass die letzte derartige Veranstaltung in Stockach vor 29 Jahren stattgefunden hat, als Stolz‘ Vorgänger Franz Ziwey, der ebenfalls unter den Gästen war, aus dem Amt verabschiedet wurde. Habe man Stolz in seinen 30 Jahren als Bürgermeister für sein Tun gelobt, dann habe er immer gesagt, er mache nur seinen Job. „Ich denke, du hast sehr viel mehr gemacht als nur deinen Job“, betonte Gaiser. Die knapp 500 anwesenden Gäste, darunter viele Größen aus der regionalen und überregionalen Politik, unterstrichen diese Einschätzung mit kräftigem Applaus.

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Was den neuen Altbürgermeister auszeichnet

30 Jahre lang habe Stolz unermüdlichen Einsatz gezeigt. Seine Amtszeit werde daher einen großen und ehrenwerten Platz in den Stockacher Geschichtsbüchern erhalten, ist sich Gaiser sicher. Stets habe sich Stolz durch Engagement, Beharrlichkeit und sein Gespür, Situationen richtig einzuschätzen und Chancen zu ergreifen, ausgezeichnet. Dadurch habe sich Stockach enorm positiv verändert, so Gaiser.

Im Anschluss an seine Laudatio setzte sich der Bürgermeisterstellvertreter sogar noch ans Klavier und sorgte mit einem eigens geschriebenen Dankeslied für einen ersten emotionalen Höhepunkt des Abends.

Bürgermeisterstellvertreter Werner Gaiser setzte sich für ein emotionales selbstgeschriebenes Abschiedslied ans Klavier.
Bürgermeisterstellvertreter Werner Gaiser setzte sich für ein emotionales selbstgeschriebenes Abschiedslied ans Klavier. | Bild: Löffler, Ramona

Die größte Auszeichnung, die Stolz an diesem Abend erhalten sollte, war zweifellos die Ernennung zum Ehrenbürger, für die es stehenden Applaus gab. Stolz selbst zeigte sich sehr bewegt von dieser großen Ehre. „Diese Würdigung bedeutet mir sehr viel“, betonte er in seiner Ansprache und fügte mit Blick in die vollen Zuschauerreihen hinzu: „Die größte Auszeichnung ist Ihre Präsenz“.

Er betonte, dass die Ehrungen des Abends eigentlich nicht nur ihm, sondern auch dem Gemeinderat und seinen Mitarbeitern gelten müssten, bei denen er sich besonders für ihre Unterstützung bedankte. „Ohne euch hätte die Stadt diesen phantastischen Entwicklungsstand nicht erreicht“, betonte er.

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Große Entschuldigung an die Familie

Stolz zeigte sich zuversichtlich, dass die gute Entwicklung, die die Stadt in den vergangenen 30 Jahren genommen hat, unter seiner Nachfolgerin Susen Katter weiter gehen wird. „Sie ist gut vorbereitet und wird sich mit aller Kraft für das Wohl der Stadt einsetzen.“

Im Rückblick zeigte sich der scheidende Bürgermeister allerdings auch selbstkritisch. „Ich habe die Bedürfnisse der Stadt allzu oft als meine eigenen angesehen und dadurch auch wichtige Menschen in meinem Umfeld vernachlässigt“, erklärte er und entschuldigte sich bei Exfrau Gudrun und den Kindern für die Zeit, in der sie auf ihn verzichten mussten.

Gruppenfoto mit politischen Freunden und Wegbegleitern. Ganz vorne in der Mitte die beiden Stockacher Altbürgermeister und Ehrenbürger ...
Gruppenfoto mit politischen Freunden und Wegbegleitern. Ganz vorne in der Mitte die beiden Stockacher Altbürgermeister und Ehrenbürger Franz Ziwey (links) und Rainer Stolz (rechts). | Bild: Löffler, Ramona

Dass Stolz sich auf verschiedene Weise für die Stadt und die Raumschaft Stockach engagiert hat, unterstrich die Rede von Frank Mentrup, dem Präsidenten des Städtetags Baden-Württemberg. Stolz war als Vertreter der C-Gruppe, also der kleineren und mittelgroßen Städte, über viele Jahre stellvertretender Präsident der Vereinigung. „Rainer Stolz war als Vizepräsident eine feste Bank, auf die sich alle verlassen können“, attestierte Mentrup dem scheidenden Bürgermeister.

Unzählige Veranstaltungen habe Stolz für den Städtetag begleitet, nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch deutschlandweit und bei Delegationsreisen ins Ausland. Auch hier habe Stolz selbstbewusst seine Positionen vertreten.

Der Präsident des Baden-Württembergeischen Städtetags, Frank Mentrup (rechts), verlieh Rainer Stolz die Verdienstmedaille des Städtetags ...
Der Präsident des Baden-Württembergeischen Städtetags, Frank Mentrup (rechts), verlieh Rainer Stolz die Verdienstmedaille des Städtetags in Gold. | Bild: Löffler, Ramona

So habe er sich etwa den Vertretern chinesischer Millionenstädte als „Bürgermeister aus der süddeutschen Bodenseeregion, die rund 450.000 Einwohner hat und am größten Binnensee Deutschlands liegt“, vorgestellt. „Der Städtetag hat von der langjährigen Mitpräsidentschaft Rainer Stolz‘ profitiert“, bilanzierte Mentrup und verlieh Stolz dafür die Verdienstmedaille des Städtetags in Gold.

Für den Landrat manchmal anstrengend

Als „Mensch mit Ecken und Kanten“, der genau dadurch immer etwas bewegen konnte, beschrieb der CDU-Bundestagsabgeordnete und gebürtige Stockacher Andreas Jung den scheidenden Bürgermeister. Es sei ihm immer um das Wohl der Bürgerinnen und Bürger gegangen und er habe dabei großen Wert darauf gelegt, sein Stockach nicht ins Hinterland einzuordnen, sondern als Mittelzentrum zu positionieren.

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Die besondere Stellung Stockachs im Landkreis Konstanz, die Stolz ihm gegenüber immer wieder deutlich gemacht habe, unterstrich auch Landrat Zeno Danner. Das Engagement, das Stolz für die Raumschaft Stockach an den Tag gelegt habe, könne für einen Landrat auch manchmal anstrengend sein. „Aber mit dem Wissen, dass er damit immer das Beste für die Bürger erreichen will, sei das leichter zu ertragen“, scherzte Danner. Positiv rechne er Stolz an, dass beide von Anfang an vereinbart hatten, dass das Urteil des Verwaltungsgerichts zu den Zuschüssen für das Stockacher Krankenhaus nicht zwischen den beiden stehen soll, egal wie es ausgehen mag.

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Auch Stolz‘ Nachfolgerin Susen Katter, die am 1. Januar übernimmt, richtete einige Worte an ihren Vorgänger. Und das obwohl sie aufgrund eines Familienurlaubs nicht persönlich in der Jahnhalle dabei sein konnte. Sie beschrieb Stolz in einer Videobotschaft als einen „Mensch, der seine Stadt liebt und das Beste für Stockach will“. Ihr sei bewusst, dass sie in große Fußstapfen trete.

Narrenrichter Jürgen Koterzyna (rechts) schenkte Rainer Stolz einen Stuhl aus dem Narrenstüble als Altersruhesitz.
Narrenrichter Jürgen Koterzyna (rechts) schenkte Rainer Stolz einen Stuhl aus dem Narrenstüble als Altersruhesitz. | Bild: Löffler, Ramona

Viele Verdienste für die Raumschaft

Matthias Weckbach, der ehemalige Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, sprach im Namen der aktiven und ehemaligen Bürgermeisterkollegen aus der Verwaltungsgemeinschaft. Er lobte Stolz für die Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit, mit der dieser sich in viele Themen eingearbeitet habe und dankte ihm insbesondere für seinen Kampf zum Erhalt des Stockacher Krankenhauses, das eine große Bedeutung für die Raumschaft habe.

Die gute und konstruktive Zusammenarbeit, die Weckbach seinem Freund attestierte, konnte auch Beate Clot, die Geschäftsführende Schulleiterin der Stockacher Schulen, unterstreichen. Stockach sei ihre erste Wirkungsstätte gewesen, an der ein Bürgermeister so großes Interesse an der Schulentwicklung gezeigt habe.

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Insgesamt neun Redner kamen zur Verabschiedung zu Wort, darunter auch Narrenrichter Jürgen Koterzyna und Wolfgang Kammerlander, der Vorsitzende der Bürgerstiftung Stockach. Sie hoben insbesondere Stolz‘ Engagement für Fasnacht, Vereine und Ehrenamt lobend hervor. Im Anschluss an den rund zweieinhalbstündigen offiziellen Teil blieb den Besuchern des Abends noch Zeit, um im Rahmen eines Stehempfangs ins Gespräch zu kommen und dem frischgebackenen Ehrenbürger zu gratulieren.