Ulrike Bäuerlein und Stephan Freißmann

An die Trassen, fertig, los: Baden-Württemberg will die Reaktivierung von stillgelegten regionalen Bahnstrecken vorantreiben und viele abgehängte Städte und Gemeinden vor allem im ländlichen Raum wieder an die Schiene anschließen. Viele Streckentrassen sind noch erhalten, zum Teil auch die Gleiskörper. Betroffen sind auch mehrere Strecken in Südbaden. Hintergrund ist ein Förderprogramm des Bundes, das bis zu 90 Prozent der Baukosten einer Reaktivierung übernimmt. Mit einem Zuschuss des Landes können Kommunen und Verkehrsverbünde damit auf Baukostenübernahme von bis zu 96 Prozent rechnen.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) stellte gestern Vertretern von Kommunen, Verkehrsverbünden und Bahnunternehmen das Ergebnis einer landesweiten Potenzialanalyse vor. 42 stillgelegte Bahnstrecken wurden dabei auf das mögliche Fahrgastaufkommen untersucht und den Ergebnissen zufolge in vier Kategorien eingeteilt: Kategorie A mit sehr hohem Fahrgastaufkommen (mehr als 1500 Fahrgäste pro Schultag); Kategorie B (750-1500 Fahrgäste); Kategorie C (500-750 Fahrgäste) sowie Kategorie D mit weniger als 500 zu erwartenden Fahrgästen. Zwölf Strecken wurden in die Kategorie A eingeordnet, in alle anderen Kategorien jeweils zehn Strecken.

Auch einige Strecken in der SÜDKURIER-Region wurden untersucht. In der Kategorie A ist dabei keine gelandet. In die Kategorie B wurden die Wehratalbahn von Schopfheim nach Bad Säckingen, die Strecke von Singen nach Etzwilen und die Ablachtalbahn von Stockach nach Mengen eingestuft. Die Analyse des Karlsruher Büros PTV geht für die Ablachtalbahn von 830 Fahrgästen im Schnitt aus. Wenn eine inzwischen abgebaute Stichstrecke von Krauchenwies nach Sigmaringen wieder aufgebaut werden würde, könnte die Zahl auch bei 880 liegen. Über diese Verbindung in die Hohenzollernstadt könnte sogar ein direkter Anschluss der Region am westlichen Bodensee nach Stuttgart und seinen Flughafen geschaffen werden.

Befürworter der Reaktivierung argumentieren schon seit Längerem außerdem damit, dass über die Ablachtalbahn überregionale Züge zwischen Basel und Ulm verkehren könnten und dass eine Umleitungsstrecke bei Bahn-Bauarbeiten, etwa bei einer Elektrifizierung der Bodensee-Gürtelbahn, zur Verfügung stünde. Die Kommunen an der Strecke sind teilweise allerdings skeptisch wegen befürchteter Kosten.

In der Kategorie C (mittleres Potenzial) haben die Gutachter die Strecken von Haltingen nach Kandern und von Lauchringen nach Stühlingen einsortiert. Für die Strecke Blumberg-Hintschingen und die Räuberbahn von Pfullendorf nach Altshausen prognostizieren sie nur das Potenzial für Gelegenheitsverkehr.