Eine fast unvorstellbare Gastfreundschaft, bange Stunden mitten in einem Sandsturm in der größten Sandwüste der Welt und ein Grenzübertritt für den die letzten Bargeldreserven zusammengekratzt werden mussten: Anouk Köpfer und Camillo Pohl haben mit Anfang 20 schon Abenteuer erlebt, die manch anderem für das ganze Leben reichen würden.

Vor rund 300 Tagen sind sie in Wahlwies mit ihrem selbst umgebauten Geländewagen in Richtung Naher Osten (der SÜDKURIER berichtete) losgefahren. 24 Länder haben sie auf ihrer 27.000 Kilometer langen Reise durchquert, nun sind sie vor wenigen Tagen wieder zuhause angekommen.

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In drei Tagen durch die Wüste

Beim letzten Gespräch mit dem SÜDKURIER saßen die beiden noch auf dem Dach ihres umgebauten Geländewagens inmitten einer beeindruckenden Vulkanlandschaft in Saudi-Arabien. Nun sitzen sie am roten Tisch in der Stockacher Lokalredaktion und „Saudi-Arabien fühlt sich schon wieder so weit weg an“, sagt Anouk Köpfer und muss dabei Lachen.

Denn eines der größten Abenteuer ihrer Reise stand ihnen damals noch bevor: „Wir haben auf dem Weg von Saudi-Arabien in den Oman die Rub‘Al Khali Wüste durchquert. Das hat ungefähr drei Tage gedauert“, erzählt Anouk.

Sandsturm in Sicht

Gerade als sie sich auf den Weg in die Wüste machen wollten, war ein Sandsturm angesagt. „Wir haben zur Sicherheit einige Lastwagenfahrer gefragt, ob wir die Fahrt wagen könnten. Die waren zuversichtlich, also sind wir losgefahren“, berichtet Anouk. Vor ihnen lag eine mehrere hunderte Kilometer lange Strecke ohne Handyempfang und mit Tankstellen im Abstand von rund 500 Kilometern.

Erster Morgen in der Rub‘Al Khali Wüste. In drei Tagen durchquerten die beiden Weltenbummler aus Wahlwies einen kleinen Teil ...
Erster Morgen in der Rub‘Al Khali Wüste. In drei Tagen durchquerten die beiden Weltenbummler aus Wahlwies einen kleinen Teil dieser gigantischen Sandwüste, die zu großen Teilen noch unentdeckt ist. | Bild: Camillo Pohl

Wenn Anouk und Camillo von der Wüstendurchquerung erzählen, dann merkt man ihnen die Ehrfurcht vor dieser beeindruckenden Region der Erde an. „Es gibt dort Orte, an denen vermutlich noch nie ein Mensch war“, sagt Anouk.

Trotz erhöhtem Spritverbrauch durch den Sandsturm, der ein Aussteigen nur mit FFP2-Maske ermöglichte, schafften sie es, sich bis zum Oman durchzukämpfen, wo sie einen Monat lang blieben. Anschließend ging es noch nach Katar und Bahrain, bevor sie sich auf den Rückweg machten.

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Hitze ist sogar für Einheimische schwer zu ertragen

„Da unten wird es jetzt nämlich richtig heiß. Wir hatten schon 38 Grad im Schatten und die Klimaanlage in unserem Auto funktioniert nicht mehr“, erzählt Camillo und fügt mit einem verschmitzten Grinsen an: „Das halten nicht mal die Einheimischen aus. Die halten sich bei diesen Temperaturen auch nur in klimatisierten Gebäuden oder Autos auf.“

Auch in der Nacht kühle es um diese Zeit des Jahres dort nicht mehr wirklich ab. „Wir haben es besonders an dem Trinkwasser gemerkt, das wir in einem Tank im Auto dabei hatten. Das war fast als würde man Suppe trinken“, sagt Anouk.

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Wenn kühles Wasser zum Erlebnis wird

Wenig überraschend, dass zu den Höhepunkte bei der Heimkehr nach neun Monaten in ihrem kleinen, mobilen Zuhause, ein kühles Glas Leitungswasser und eine erfrischende Dusche gehörten. Doch in erster Linie sei natürlich das Wiedersehen mit Familie und Freunden schön gewesen, betonen die beiden.

„Auch wenn wir die ganze Zeit über Kontakt gehalten haben, merkt man auf so einer Reise erst so richtig, was einem fehlt, wenn man seine Familie und Freunde nicht um sich hat“, sagt Anouk. Doch einsam fühlen mussten sich die beiden auf ihrer Reise nie.

„Man wird immer angesprochen und die Leute sind sehr gastfreundlich“, betont Camillo. Gerade in den Gegenden die Touristisch nicht erschlossen seien, hätten die beiden viele Menschen getroffen, die noch nie in ihrem Leben Europäer gesehen haben.

Überwältigende Gastfreundschaft im nahen Osten

Die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen habe die beiden tief beeindruckt, wie sie immer wieder eindrücklich schildern. „Die Menschen im Irak waren die nettesten, die wir auf der ganzen Reise getroffen haben“, sagt Anouk. Oft seien sie zum Essen eingeladen worden oder ihnen wurde in verschiedensten Situationen Hilfe angeboten.

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„Wir haben uns auch auf der ganzen Reise nie unsicher gefühlt“, betont Camillo. Das hänge aber auch damit zusammen, dass die Kriminalitätsrate in vielen Ländern des Nahen Ostens aufgrund der strengen Regime mit teils drakonischen Strafen, etwa auf Drogenhandel oder Diebstahl, sehr niedrig sei. „Die Leute lassen dort zum Teil ihre Autos offen stehen und das Smartphone bleibt drinnen liegen“, sagt Camillo.

Zurück auf bekannten Wegen

Die Rückreise führte die beiden Abenteurer dann über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn, und Österreich zurück an den Bodensee. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als wir das Navigationssystem ausschalten konnten, weil wir am See plötzlich wieder Straßen vor uns hatten, die wir kannten.“

Doch, was macht so eine Reise mit einem? „Wir haben dadurch ein tiefes Vertrauen in unsere Fähigkeiten bekommen und vor allem auch in die Güte und Hilfsbereitschaft anderer Menschen. 99 Prozent der Menschheit sind einfach von Herzen gut und das ist schön zu wissen“, sagt Anouk. Außerdem sei den beiden bewusst geworden, wie schön es in ihrer Heimat ist.

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Wie es jetzt weitergeht

Wie es nun für die beiden Weltenbummler weitergeht ist noch unklar. „Wir haben nichts geplant“, sagt Anouk. Erstmal wollen sie sich wieder zuhause eingewöhnen, einige Dinge an ihrem Auto, dem sie den Namen Dakar gegeben haben, seien noch zu reparieren. Denn ihr Reisemobil wollen sie auf jeden Fall behalten.

Zudem steht noch weitere Arbeit in Zusammenhang mit der Reise aus, denn die beiden haben auf der Video-Plattform Youtube mit beeindruckenden bewegten Bildern über ihre Reise berichtet. Das aktuellste Video ist noch aus Jordanien. „Wir haben aber natürlich auch den Rest der Reise gefilmt und werden sukzessive weitere Videos hochladen“, verspricht Anouk.

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