Das Radwegenetz und die Fahrradinfrastruktur standen beim neuesten Termin der Reihe „Runde Tisch Mobilität“ im Fokus. Die Veranstaltungsreihe des Umweltzentrums Stockach und des BUND-Ortsverbands Bodman-Ludwigshafen/Stockach gibt es inzwischen schon seit zwei Jahren.
Sabrina Molkenthin (Umweltzentrum) und Hans W. Steisslinger (BUND) gaben den Anwesenden und virtuellen Teilnehmern außerdem einen Rückblick über sämtliche Themen: Bürgerbus, Carsharing, Optimierung des ÖPNV, Biberbahn und innerstädtischer Verkehr. Zudem kam es zur Planung, welche Schritte in 2023 gemeinsam umsetzen sollen.
Ein Experte berichtet vom Radwegenetz in Treuchtlingen
Jürgen Herbst, Fachbereichsleiter des Stadtbauamts der Stadt Treuchtlingen, hatte eine Präsentation mit dem Titel „Kommunale Radwege – Mit Fördermitteln zu mehr Verkehrssicherheit“ dabei, in denen er Impulse aus Treuchtlingen aufzeigte. Dort ist laut Sabrina Molkenthin ein bemerkenswertes Radwegenetz realisiert worden.
Der Vortrag zeige sehr gut die Komplexität der Umsetzung einer verbesserten Radwegeinfrastruktur. Man könne die Städte Treuchtlingen und Stockach gut vergleichen, da sie viele Ähnlichkeiten haben, beispielsweise was die Anzahl der Anwohner und die Existenz vieler Ortsteile angeht, so Molkenthin.
Laut Jürgen Herbst sollte es durchgehende Radwege ins Ortszentrum geben, damit alle Ortsteile gut an die Kernstadt angebunden sind. Der Weg in die Kernstadt selbst sollte also vorrangig sein. Auch sei die Erstellung eines Zielnetzplans sehr wichtig. Beim Ausbau der Radwege sollten besonders die Kinder und Schüler priorisiert werden. Sprich: Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder und Ähnliches gestalten den Ausbau des Radwegenetzes.
Eine Bestandsaufnahme ist wichtig
Herbst betonte, dass eine Bestandsanalyse besonders wichtig sei. Dies bedeute in Bezug auf Stockach, dass man sich fragen müsse: „Was haben wir und was lässt sich an bereits bestehenden Wegen unter Einbeziehung von Wirtschafts-, Feld und Radwegen ausbauen?“ Auch sei die Beteiligung der Bürger wichtig und dass bei der Planung alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt würden.
Jährliche Verbesserungen gibt es bereits
Es kam zur Sprache, dass beim Stadtradeln, welches seit drei Jahren in Stockach stattfindet, dem Umweltzentrum Stockach regelmäßig Schwachstellen des Radwegenetzes gemeldet würden. Im Nachgang veranstalten Umweltzentrum und Stadt Stockach jedes Jahr zusammen mit der Polizei und dem Landratsamt Konstanz eine Verkehrsschau.
„Durch diese Maßnahme konnten bereits viele Verbesserungen durchgeführt werden – es bleibt aber noch viel zu tun“, sagte Sabrina Molkenthin.
Vorschläge in der Diskussion
Ein Verbesserungsvorschlag für die Verkehrsschau war, diese zur Hauptverkehrszeit zu machen, vor allem wenn viele Schüler und Kinder-befördernde Eltern unterwegs seien. Weitere Anregungen aus der Runde waren, dass es mehr Schutzstreifen, insbesondere auf den Schulwegen bräuchte.
Ferner sei vielleicht auch die Erstellung eines Zielnetzplans für Stockach sinnvoll. Und es wäre gut, wenn es bei der Stadt Stockach einen Beauftragten für Radwegeinfrastruktur gebe, also einen „Jemand mit Fahrradblick“, sagte ein Teilnehmer. Denn viele der Anwesenden hatten das Gefühl, dass in Stockach niemand die Verantwortung für das Thema Radverkehr übernehme.
Kritik an Situation auf den Schulwegen
Angemahnt wurden auch zu viele hohe Randsteine auf den Schulwegen, insbesondere in Richtung Gymnasium von Wahlwies kommend und viele Lücken im Radwegenetz. So sei beispielsweise der Radweg von der Innenstadt zum Möbel Stumpp lückenhaft.
Laut Sabrina Molkenthin wäre jetzt ein guter Zeitpunkt für Optimierungen und Baumaßnahmen. Radwege würden derzeit mit einem hohen Fördersatz vom Bund finanziert.
Wunsch nach einem Verein, der sich engagiert
Ein Fazit der Teilnehmer war, dass es dringend einen Verein brauche, der sämtliche Themen miteinschließt und nicht viele kleine Vereine für jedes einzelne Anliegen. Man müsse „miteinander statt gegeneinander arbeiten“, so Henrike Bischoff vom Grünen Ortsverband Stockach.
Bernd Rüffer von der privaten Initiativgruppe für das Carsharing in Stockach sagte: „Wir werden einen Verein gründen, der sich mit allen Aspekten einer klimaschonenden Mobilität befasst.“ Ferner soll ein Radwegfonds eingerichtet werden, mit dem kleine Verbesserungen des Radwegenetzes, beispielsweise die Absenkung von Bordsteinen, schnell und unkompliziert umgesetzt werden können.