Welche Bedürfnisse haben Einwohner, Gewerbetreibende und Besucher in Stockach? Das soll ein Innenstadtcheck zeigen, an dem die Stadt seit Juli 2024 mit der IHK Hochrhein-Bodensee arbeitete. Jetzt stellte Innenstadtberaterin Victoria Arens den Vertretern der Stadt, einigen Gemeinderäten und Händlern die Ergebnisse vor und leitete konkrete Maßnahmen ab. Damit wurde der Projektabschluss zugleich zum Auftakt für eine intensivere Weiterentwicklung der Innenstadt. Hierfür fand sich bereits eine kleine Projektgruppe zusammen.

Vicoria Arens (IHK Hochrhein-Bodensee, Mitte) erläuterte im Bürgerhaus Adler Post die Ergebnisse des Projekts zur Innenstadtberatung. ...
Vicoria Arens (IHK Hochrhein-Bodensee, Mitte) erläuterte im Bürgerhaus Adler Post die Ergebnisse des Projekts zur Innenstadtberatung. Erste Schlüsse wurden bereits gezogen und einzelne Maßnahmen umgesetzt. Weitere sind in der konkreten Planungsphase. | Bild: Claudia Ladwig

Erste Schritte wurden bereits umgesetzt

Im Rahmen des Projekts wurden zahlreiche Aktivitäten umgesetzt, unter anderem eine Online- und Passanten-Befragung, Gespräche mit Händlern, eine Bestandserfassung, Frequenzmessungen, ein Workshop sowie eine Ideensammlung zu möglichen Maßnahmen. Erste Schritte für mehr Sichtbarkeit gab es schon, weitere befinden sich in der Planung.

Bürgermeisterin Susen Katter ermutigte die Anwesenden: „Was wir aus den Ergebnissen machen, liegt an uns allen.“ Victoria Arens lobte, die vielen Gespräche seien sehr bereichernd gewesen – mit Katter, Corinna Bruggaier als Leiterin des Amts für Kultur und Stadtmarketing, Wirtschaftsförderin Regina Schlecker, Tanja Ferrari als Kommunikationsbeauftragte der Stadt Stockach, weiteren Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Händlern und Gemeinderäten.

Das macht die Stockacher Innenstadt aus

Sie stellte fest, dass sich die Stockacher Innenstadt durch einen vielseitigen Einzelhandelsmix auszeichnet, der die Alltagsbedürfnisse seiner Kunden umfassend bediene. Die historische Kulisse der Oberstadt, die inhabergeführten Geschäfte und diverse kulturelle Einrichtungen würden maßgeblich zum Innenstadtflair beitragen.

Trotz der zahlreichen Angebote bleibt die Besucherfrequenz aber meist eher gering. Während die Innenstadt bei Stadtfesten und verschiedenen Veranstaltungen gut besucht wird – der verkaufsoffene Sonntag im Oktober war der stärkste Tag im Projektzeitraum – fehlt im Alltag eine stabile Grundfrequenz. Die sei für einen langfristigen, wirtschaftlichen Bestand der Geschäfte sowie für die Ansiedlung neuer Betriebe und für die Nachfolge in bestehenden Unternehmen entscheidend.

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Lob für Parken, Kritik an Gastro und ÖPNV

Dabei gaben die meisten Menschen bei der Vor-Ort-Befragung wie auch online an, dass das Einkaufen für sie der wichtigste Grund sei, die Innenstadt zu besuchen. Positiv wurde beurteilt, dass man die Stadt unkompliziert mit dem Auto erreichen kann, es ausreichend Parkmöglichkeiten und günstige Parkgebühren gebe. Inzwischen können diese auch bargeldlos per App bezahlt werden.

Negativ wurden in beiden Umfragen das gastronomische Angebot, die Anfahrt per ÖPNV und Lücken im Einzelhandelsangebot beurteilt. Vermisst wurden auch Verweilplätze mit Schatten und Angebote für Jüngere.

Händler fürchten Verkehrsberuhigung

Victoria Arens sagte, sie habe in Einzelgesprächen mit 20 Händlern und Gastronomen über diverse Themen geredet. Alle schätzten ihre gute Stammkundschaft. Die größte Sorge der Gewerbetreibenden seien neben den in den vergangenen Jahren stark zurückgegangenen Besucherzahlen die Pläne zur Verkehrsberuhigung im Rahmen der Oberstadtsanierung. Sie befürchten weiter rückläufige Kundenzahlen, wenn die Oberstadt zur Fußgängerzone würde. Stockach sei keine Flanierstadt, wurde argumentiert.

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So kann sich Stockach verbessern

Aus den ermittelten Informationen ergeben sich mehrere Erkenntnisse. Ein wichtiger Schritt ist die Steigerung der Sichtbarkeit der Innenstadt. Arens erklärte, Besucher müssten durch eine klare Wegweisung gezielt auf die Innenstadt aufmerksam gemacht und dorthin gelenkt werden. Gewerbetreibende sollten digital und vor Ort verstärkt in Erscheinung treten.

Einige Händler berichteten von ersten Erfolgen durch den Instagram-Workshop und die Schaufensterberatung. Steffi Rossdeutscher vom Mahlwerk sagte, sie bemerke Veränderungen. Ewald Martin vom gleichnamigen Sportgeschäft stellte fest, seine Mitarbeiterinnen setzten die Dekoration jetzt anders um. Auch Thilo Schöll, Inhaber der Metzgerei Bechler, dankte für die Impulse. Der Workshop habe viel gebracht.

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Victoria Arens nannte kleine Projekte, die die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern, etwa Willkommensgesten wie die „Nette Toilette“, wenn Besucher kostenlos die Toilette benutzen dürfen, oder eine kostenlose Trinkwasser-Aktion. Weitere Beispiele sind Spielmöglichkeiten für Kinder und die Schaufenstergestaltung. Alle zwei Wochen sollten die Händler diese kritisch auf Fern- und Nahwirkung prüfen, auch in den Abend hinein beleuchten und Blickfänger einsetzen.

Große Veranstaltungen besser nutzen

Besucherstarke Veranstaltungen wie Krämermarkt, Tischmesse, Gewerbeschau sollten besser genutzt werden, um sich zu präsentieren. Man müsse auch über die Stadt hinaus werben, forderte Ewald Martin vor allem in Bezug auf den verkaufsoffenen Sonntag. Aktuell fänden nur wenige gemeinsame Aktionen der Standortgemeinschaft statt. Effiziente Einzelprojekte und Aktionen sollen das Gemeinschaftsgefühl wieder stärken. Ein weiterer Schritt könnten gemeinsame Öffnungszeiten zumindest an einzelnen Tagen sein.

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Die Innenstadtberaterin sagte abschließend: „Viele kleine Maßnahmen werten die Stadt auf. Es braucht die Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Ich hoffe, dass ich mit dem Projekt einen kleinen Impuls geben konnte.“

Die Entwicklung zu einer stärker belebten Innenstadt soll gemeinsam von Wirtschaftsförderung, Gemeinderat und Gewerbetreibenden vorangetrieben werden. Dafür formt sich jetzt ein Innenstadtbeirat, dem sich nach dem Vortrag spontan einige Gewerbetreibende angeschlossen haben.