Wie können Stockachs Geschäfte für ihre Kunden attraktiver werden? Die Frage stellt sich schon länger, nun gibt es eine erste Antwort: zum Beispiel mit besseren Schaufenstern. Das hoffen zumindest sieben der hiesigen Einzelhändler. Denn sie hatten sich für den Termin zur Schaufensterberatung angemeldet, der ein Projekt-Baustein des Förderprojekts Innenstadtberater ist, an dem Stockach teilnimmt. Doch was macht ein gutes Schaufenster aus?

Manuela und Eberhard Martin vom gleichnamigen Sportgeschäft sind die ersten, bei denen Innenstadtberaterin Victoria Arens von der IHK Hochrhein-Bodensee und Diana Mosler an diesem Tag eintreffen. Mosler ist Visual Merchandiserin, was etwa einer Dekorateurin entspricht. Sie werden von Bürgermeisterin Susen Katter, Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier, Wirtschaftsförderin Regina Schlecker und Tanja Ferrari, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, begrüßt.

Darum sind Schaufenster so wichtig

Die Bürgermeisterin sagt, mit der Schaufensterberatung gehe man einen weiteren wichtigen Schritt im Projekt. „Attraktive Schaufenster entscheiden darüber, wie lange Besucher in einer Stadt verweilen, ob sie was kaufen und ob sie wiederkommen. Schaufenster sind nicht nur das Aushängeschild eines Geschäftes, sondern auch einer ganzen Stadt“, so Katter.

Konkrete Hilfestellungen sollen es den Händlern ermöglichen, ihre Schaufenster ansprechender zu gestalten. Das soll mehr Kunden bringen und die Aufenthaltsqualität in der Stadt verbessern. Susen Katter sieht das Projekt keinesfalls als Konkurrenz zur Oberstadtsanierung. Beim Innenstadtberater gehe es darum, kurzfristige Lösungen umzusetzen und ein zukunftsfähiges Innenstadtkonzept zu entwickeln.

Dann beginnt die Arbeit von Diana Mosler. Als Visual Merchandiserin arbeitet sie an der optischen Verkaufsförderung. Sie weiß, wie es gelingt, Kunden in den Laden zu locken und durch eine optimale Warenpräsentation zum Kauf anzuregen.

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Licht ist entscheidend, der Boden aber auch

Im ersten Schritt betrachtet sie mit Manuela und Eberhard Martin deren Schaufenster von der anderen Straßenseite aus. Potenzielle Kunden müssten sich direkt von der Gestaltung angesprochen fühlen, denn die Aufmerksamkeitsspanne vieler Menschen sei kurz. Licht sei meist das auffälligste Element, so Mosler. Das sollten die Händler tagsüber anlassen, dadurch sei die Blendwirkung der Scheiben viel geringer. „Wenn es anfängt zu dämmern, ist Licht sowieso essentiell“, erklärt sie weiter. Auch außerhalb Öffnungszeiten sollten die Schaufenster eine Weile erleuchtet sein.

Die Expertin gibt viele Tipps, wie die Produkte perfekt in Szene gesetzt werden. Die dunklen Wände können mit jahreszeitlich wechselnden Bildern bestückt werden. Der Boden solle einbezogen werden und könne beispielsweise für das Thema Herbstwanderung mit Hackschnitzeln bedeckt werden, mit einer Kunstschneematte im Winter oder einem Stück Kunstrasen, was sofort Tennis- oder Fußballatmosphäre schaffe.

Schaufenster sollen kleine Geschichten erzählen

Die Schaufensterfiguren würde sie in Laufrichtung der Passanten blicken lassen, damit die Menschen auf sie zulaufen. Sie rät dazu, die Figuren in Gruppen stellen – zum Beispiel als zwei Skifahrer und einen Wanderer. Sie sollten richtig angezogen werden, nicht mit der Jacke über einer Schulter hängend. „Und außer Schuhen gehört für mich keine Kleidung auf den Boden. Höchstens Accessoires wie ein Rucksack für die Wanderstimmung oder ein Wasserball zur Bademode“, erläutert Diana Mosler. Sie regt an, im Schaufenster immer eine kleine Geschichte zu erzählen.

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Mit Blick auf den Bereich vor dem Laden fällt ihr die Fahne auf. „Die hat eine super Fernwirkung. Am besten wirkt sie mit dem Firmenlogo“, sagt sie. Dann spricht sie über schöne Gesten im Eingangsbereich. Das könne ein Pflanzkorb, eine schöne Fußmatte oder im Sommer ein Wassernapf für Hunde sein – kleine, dekorative Elemente. „Kunden registrieren das“, ist sie überzeugt.

Mit kleinen Veränderungen will Diana Moser den Händlern Lust auf Neues machen. Manuela und Eberhard Martin nehmen die Anregungen gespannt auf. Man sieht ihnen an, dass sie parallel schon überlegen, was sie davon gleich umsetzen wollen.

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Wichtige Erkenntnisse aus anderen Städten

Doch sie sind nicht die einzigen Stockach Händler, die an dem Tag etwas lernen wollen. Danach geht die Beratung weiter – beim Kaufhaus Jährling, dem Mahlwerk, im Wundervoll, bei der Goldschmiede Elke Bahr-Wibbelt, bei Papier Fritz und Herrenmoden Moser. Das Modehaus Dorn musste kurzfristig absagen.

Neben Stockach ist auch Rheinfelden Teil des Innenstadtberater-Projekts. Zuvor waren Bonndorf im Schwarzwald, Bad Säckingen und Schopfheim dran. Gibt es aus diesen Städten schon Erkenntnisse? Ja, bestätigt Victoria Arens. „Dort haben sich Projektgruppen aus den Bereichen Handel, Bürger und Stadt zum Thema Innenstadt ergeben, die langfristig dranbleiben wollen und Vorschläge umsetzen“, berichtet sie.