Ein Stück Geschichte ging verloren, als am 10. Januar 1996 die Bagger einer Abbruchfirma anrückten und der rund 200 Jahre alten Metzgerei an der Stockacher Kirchhalde 12 ein Ende bereiteten. Der SÜDKURIER schrieb damals dramatisch: „Mit dem Abbruch des Hauses zerfällt auch das sichtbare Dokument einer langjährigen Metzgerei-Ära, die sich bis zur Jahrhundertwende zurückverfolgen lässt.“

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Und tatsächlich war das Gebäude über eine lange Zeit hinweg Wohn- und Arbeitsort verschiedenster Fleischer. Als ersten listet der damalige Artikel Philip Krieg auf, der den Betrieb, der schon vorher bestanden hatte, übernommen und bis zu seinem Tod geführt hatte. Nachdem danach kurzzeitig seine Witwe die Metzgerei führte, wurde das Gebäude schließlich noch während des Krieges im Jahr 1944 an den gebürtigen Orsinger Metzgermeister Wilhelm vom Briel für ein bis zwei Jahre verpachtet, wie es in dem Bericht heißt. Bis nach 1945 habe er mit seiner Familie in dem Haus gewohnt, berichtete der Stockacher Wirt Gustav Bohl dem SÜDKURIER, bis im Jahr 1947 oder 1948 schließlich der älteste Sohn des verstorbenen Philip Krieg, Willi Krieg, die Metzgerei übernahm.

Dieses Foto vom Abriss veröffentlichte der SÜDKURIER 1996.
Dieses Foto vom Abriss veröffentlichte der SÜDKURIER 1996. | Bild: Marinovic, Laura

Bald erneuter Wechsel

Doch auch er blieb nicht lange: Mitte der 50er-Jahre verkaufte er das Gebäude an den Metzger Arthur Stadler und seine Frau, die die Metzgerei bis in die 60er-Jahre führten, bevor sie sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzogen. Im Anschluss erwarb laut dem Bericht der Schwarzwälder Metzgermeister Hans Lehmann mit seiner Frau das Gebäude und lebte und arbeitete bis 1994 in dem Haus, ehe auch sie aus gesundheitlichen Gründen aufhörten und den Betrieb verpachteten – an einen italienischen Metzger, den letzten, der an der Kirchhalde sein Fleisch verkaufte.

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Abgerissen wurde das Gebäude, weil laut Bericht die Sanierungs- und Umbaukosten für den neuen Besitzer, der dort ein Reisebüro entstehen lassen wollte, zu hoch gewesen wären. Heute ist in der Kirchhalde 12 noch immer ein Reisebüro zu finden – geführt wird es allerdings nicht vom damaligen Käufer.