Karlheinz Fahlbusch

Der Wunsch nach der Nordtrasse ist nicht neu. Genaugenommen hatten viele Menschen bereits aufgegeben. Erst Landrätin Stefanie Bürkle hatte die alte Idee wieder aufgegriffen und dazu gleich noch benachbarte Landkreise und deren Vertreter im Landtag und im Bundestag mit ins Boot geholt. Die Euphorie war groß. Muss es nicht mit solch massiver Unterstützung möglich sein, die Nordtrasse in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufzunehmen? Eigentlich schon. Doch in Berlin mahlen die Mühlen anders. Das musste auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß feststellen. Zumindest ist er sicher, dass die baden-württembergischen Abgeordneten des Koalitionspartner SPD die so lange ersehnte Verkehrsentlastung unterstützen. Und dann gibt es noch den anderen Partner. Und der heißt CSU. Der Verkehrsminister hatte zwar beim Bezirksparteitag der Christdemokraten in Bad Saulgau charmant verkündet, dass er die Probleme der Region kenne und gute Chancen sehe, dass man die Nordtrasse in den vordringlichen Bedarf aufnehmen könne. Und nur der garantiert auch eine Umsetzung. Dass Dobrindt dem Dreiländerkreis jetzt nur ein Planungsrecht zugestehen will, das verstehe wer wolle. Die Menschen, die rund um die Uhr vom Schwerlastverkehr geplagt werden, sicher nicht. Und sind wir doch mal ehrlich: Was sind 106 Millionen Euro in einem Etat, der in die Milliarden geht. Und dass viel Geld auch sinnlos zum Fenster rausgeschmissen wird, das kann man in regelmäßigen Abständen den Berichten des Bundesrechnungshofs entnehmen.

Seit Jahrzehnten ist die Region verkehrstechnisch abgehängt. Das schadet der Wirtschaft und den Menschen. Die Forderung nach der Nordtrasse ist nicht unverschämt, überzogen, utopisch oder Blödsinn. Sie ist einem Bedürfnis geschuldet, das bereits seit vielen Jahren besteht und in seiner Intensität jetzt an einem Punkt angelangt ist, wo ein "Nein" eigentlich nur noch ein Kopfschütteln verursachen kann. Unternehmen und Bürger im Landkreis Sigmaringen zahlen (meistens) klaglos ihre Steuern und verzichten auf so manche Dinge, die in Ballungsräumen selbstverständlich sind. Wenn man jetzt ein kleines Stück vom Kuchen abhaben will, dann ist das nur legitim. Und es hilft, die Verkehrsrechte von Ulm nach Freiburg endlich der Realität anzupassen. Zugegeben: Es wurde schon einiges gemacht. Doch es fehlt der Lückenschluss zwischen Mengen und Meßkirch. Und der wäre dann auch ein Schulterschluss zwischen "denen da oben" und den verkehrsgeplagten Menschen in vielen kleinen Orten. Was gibt es da zu überlegen?