Die Musiker der Lautenbacher Blaskapelle spielen nicht Musik, sie sind Musik. So beschrieb der Flötist und Profi-Musiker Jos Rinck das Ensemble aus Mitgliedern mit und ohne Assistenzbedarf, als er es zum ersten Mal hörte. Nun blickt die Kapelle auf 40 unglaublich erfolgreiche Jahre zurück, in denen sie etliche Preise und Auszeichnungen erhielt.

Von der Zirkuscombo zum Vorzeigeprojekt

Was 1985 als Zirkuscombo begann, entwickelte sich zu einem Vorzeigeprojekt, das Profis wie Musikliebhaber gleichermaßen fasziniert. Jeder Auftritt ist sowohl für die Musizierenden als auch für das Publikum ein einmaliges Erlebnis.

Die Auftritte der Kapelle mit Profis sind stets einzigartig. Der Flötist Jos Rinck (links) beim Auftritt der Lautenbacher Blaskapelle im ...
Die Auftritte der Kapelle mit Profis sind stets einzigartig. Der Flötist Jos Rinck (links) beim Auftritt der Lautenbacher Blaskapelle im Jahr 2023 in Lautenbach. Ende vergangenen Jahres verstarb der Profimusiker plötzlich. | Bild: Michelberger, Isabell

Ihr Jubiläum feiert die Lautenbacher Blaskapelle mit einer großen Gala am Dienstag, 1. April, um 19 Uhr im Wilhelm-Meister-Saal in Lautenbach. Zu dieser Gala sind alle Interessierten willkommen. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist jedoch eine Anmeldung notwendig.

Besondere Mischung begeistert die Zuhörer

Es ist die besondere Mischung aus Inklusion, Improvisation und musikalischer Kreativität, die die Einzigartigkeit der Lautenbacher Blaskapelle ausmacht, so formuliert es André Heygster, Kulturbeauftragter der Stadt Pfullendorf. Stehen sie auf der Bühne, springt die Freude an der Musik auf jeden Einzelnen über. Es ist deutlich spürbar, dass man in diesem Moment an etwas Phänomenalem teilnehmen darf, das in dieser Form kaum irgendwo anders zu finden ist.

Große Gala am 1. April

„Die Aufregung ist schon sehr groß“, erzählen Kees Richters, Veranstaltungsorganisator in der Dorfgemeinschaft Lautenbach, und Jean Christophe Klockenbring, Leiter der Blaskapelle, von den Vorbereitungen zur großen Gala. Es werde ein abwechslungsreicher Abend mit einem Konzert des Ensembles, zu dem langjährige Weggefährten eingeladen sind. Eine Ausstellung mit historischen Bildern und Presseberichten erzählt von der Entwicklung und der bewegten Geschichte der Blaskapelle. Heygster wird an jenem Abend das außergewöhnliche Projekt würdigen.

Musikprofis schwärmen von der Zusammenarbeit

Flötist Jos Rinck (Mitte) beim Auftritt der Lautenbacher Blaskapelle im Jahr 2023 in Lautenbach.
Flötist Jos Rinck (Mitte) beim Auftritt der Lautenbacher Blaskapelle im Jahr 2023 in Lautenbach. | Bild: Michelberger, Isabell

In den vergangenen 40 Jahren kooperierte die Lautenbacher Blaskapelle mit etlichen renommierten Musikerinnen und Musikern, darunter Andreas Haslacher und Dorle Ferber, allein sowie mit ihrem Chor. Alle Musikprofis erzählten von der wunderbaren Erfahrung, Musik auf diese spezielle Weise zu erleben. „Das war das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe“, bekannte Jos Rinck nach den ersten Projekten mit dem Ensemble.

Jean Christophe Klockenbring ist der Macher

Das große Vorbild für die Lautenbacher Blaskapelle bildete damals die Blaskapelle aus Großschönach, die jedes Jahr vor Ostern in der Dorfgemeinschaft ihre Generalprobe hielt. Den ersten Ideenfunken entzündete im Jahr 1985 Petra Maria Schreiber, die den Wunsch äußerte, in Lautenbach eine eigene Blaskapelle zu gründen.

Ein absolutes Glück war es, in Jean Christophe Klockenbring einen Mitarbeiter in den eigenen Reihen zu haben, der sich um die Gründung eines Ensembles kümmerte und die Leitung übernahm.

Die Gala-Organisatoren (v. l.): André Heygster, Kees Richters und Jean Christophe Klockenbring.
Die Gala-Organisatoren (v. l.): André Heygster, Kees Richters und Jean Christophe Klockenbring. | Bild: Michelberger, Isabell

Selbst ein Liebhaber der Musik und Saxofonist, hatte er als Mitarbeiter in der Dorfgemeinschaft ein Gespür für die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner sowie einen Blick für deren individuelle Herangehensweise an das Einstudieren von Musikstücken. Das habe mitunter viel Nerven gekostet, lacht er fröhlich. Er erfand ein System, wie alle in der Musik zusammenfanden. Für einen Musiker schreibt er Buchstaben über die Noten, die dieser ohne Probleme mit den Tasten seines Saxofons in Verbindung bringt. Ein anderer hört die Noten und kann sie spontan nachspielen. Auf diese Weise ließen sich etliche Fähigkeiten entdecken.

Begeisterungsstürme entfacht stets das Jazz-Stück „Take Five“

Während die Kapelle zu Beginn vorwiegend Marschmusik spielte, hat sich im Lauf der Jahrzehnte das Repertoire stetig ausgeweitet. Heute gehören wie selbstverständlich Klassik dazu, Jazz und Rock‘n‘Roll. Begeisterungsstürme entfacht stets das Jazz-Stück „Take Five“. Mussorgskys Promenade habe erst niemand verstanden. „Dann machte es plötzlich plopp und es funktionierte“, erzählt der Leiter des Ensembles von diesem Überraschungsmoment bei den Proben.

Es ist eine Festschrift entstanden, in der diverse Akteure zu Wort kommen.
Es ist eine Festschrift entstanden, in der diverse Akteure zu Wort kommen. | Bild: Michelberger, Isabell

„Er macht das auf eine sehr liebevolle und geduldige Weise“, lobt ihn Kees Richters. Die Blaskapelle hat Klockenbring viel zu verdanken. „Während des Konzerts kümmert er sich nicht nur um sein Instrument, sondern um die Individuen in der Kapelle“, ist Kees Richters beeindruckt. Dieses außergewöhnliche Projekt sowie seine Akteure werden zu Recht mit einer großen Gala gefeiert.