Zwei Tage nach dem Ausbruch eines Großbrandes auf dem Gelände des Reifenhändlers Göggel in Gammertingen dauern die Löscharbeiten an. Die Warnung vor Rauchentwicklung sei zurückgenommen, die Feuerwehr versuche allerdings weiterhin, die letzten Glutnester zu löschen, teilte die Polizei am Montagmorgen mit.

Auch das Unternehmen selbst äußerte sich zur Situation nach dem verheerenden Brand. So stellte Marketingleiter und Pressesprecher Mike Hummel klar, dass der Großhandel durch das Unglück nicht beeinträchtigt sei. „Es ist ‚lediglich‘ eine von acht Hallen am Standort betroffen, die derzeit aber nicht Bestandteil des Geschäftsbetriebes ist, da dort Winterreifen eingelagert waren“, betont Hummel in einer Presseerklärung. Inhaber und Geschäftsführer Bruno Göggel versichert, dass die gewohnten Geschäftsprozesse unvermindert weiterlaufen, heißt es weiter. Durch das Lagermanagement sei sichergestellt, dass die bestellte Ware wie vorgesehen sofort ausgeliefert werde.

Das Unternehmen unterstützt die Ermittlungen der Behörden vollumfänglich, könne sich aufgrund des laufenden Verfahrens zur Brandursache aber nicht äußern, meinte Mike Hummel. Und blickt optimistisch in die Zukunft: Die vorgesehenen Investitionen in eine Erweiterung der Firma in Höhe von 50 Millionen Euro würden wie geplant fortgeführt, versichert der Pressesprecher.

Der Großbrand, der in der Nacht von Samstag auf Sonntag wütete, forderte fünf Leichtverletzte. Vier Verletzte kamen nach Angaben von Joachim Pfänder, Sprecher des Kreisfeuerwehrverbands Sigmaringen, mit Verdacht auf Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus. Eine weitere Person habe bei einem Sturz eine Platzwunde erlitten, sagte er dem SÜDKURIER. „Der entstandene Schaden kann bislang nicht genau beziffert werden, wird aber auf mehrere Millionen Euro geschätzt“, teilte das zuständige Polizeipräsidium in Ravensburg mit.

Rettungskräfte kümmerten sich um die Eindämmung des Feuers und auch um die Menschen.
Rettungskräfte kümmerten sich um die Eindämmung des Feuers und auch um die Menschen. | Bild: SDMG / Kohls

Über die Brandursache gibt es noch keine definitiven Aussagen der Ermittler. Sie prüfen einem Sprecher zufolge jedoch, ob ein Hochzeitsfeuerwerk am Samstagabend im Zusammenhang mit dem Großbrand stehen könnte, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet. Der Firmeninhaber selbst soll seine Hochzeit am Samstagabend laut einem Online-Bericht der Schwäbischen Zeitung gefeiert haben.

Bei der Hochzeit soll Sänger DJ Ötzi als Stargast aufgetreten sein, dessen Managerin konnte gegenüber der dpa zunächst keine weiteren Angaben dazu machen.

Überall verbranntes Material beim Großbrand in Gammertingen. Wegen des verbrannten Kunststoffes mussten Anwohner Türen und Fenster ...
Überall verbranntes Material beim Großbrand in Gammertingen. Wegen des verbrannten Kunststoffes mussten Anwohner Türen und Fenster geschlossen halten. | Bild: Thomas Warnack/dpa

Am Samstag gegen 23.30 Uhr gingen die ersten Meldungen über den Brand auf dem Firmengelände des Reifenherstellers ein. „Beim Eintreffen der ersten Rettungskräfte stand eine neu errichtete Lagerhalle mit Verwaltungstrakt in Brand“, schildert die Polizei in ihrem Bericht am Sonntag. Ein Großaufgebot an Rettungskräften war daraufhin rasch am Einsatzort, um den Brand zu bekämpfen und Verletzten zu helfen.

Übergreifen der Flammen verhindert

Am Brandort eingesetzt waren insgesamt 275 Feuerwehrleute, der Rettungsdienst mit 40 Personen, fünf Notfallseelsorger sowie zwei Streifen der Polizei, heißt es im Polizeibericht. „Aus vier Landkreisen – Sigmaringen, Reutlingen und Biberach und dem Zollernalbkreis – waren Feuerwehrleute vor Ort. Gemeinsam gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf das große Reifenlager und andere Gebäude zu verhindern und den Brand unter Kontrolle zu bringen“, sagte Joachim Pfänder dem SÜDKURIER.

Ein Opfer der Flammen: Auch am Sonntag steigt noch Rauch auf.
Ein Opfer der Flammen: Auch am Sonntag steigt noch Rauch auf. | Bild: Thomas Warnack/dpa

Auch ein angrenzendes Wohngebiet und der Wald hinter dem Industriegebiet konnten vor dem Feuer bewahrt werden. Opfer der Flammen wurden jedoch Folien, Reifen, Fahrzeuge sowie ein Teil einer Lagerhalle.

Auf dem Gelände waren laut dpa ein ausgebranntes Fahrzeugwrack und verformte Metallgestänge zu sehen. Selbst an den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr habe die Hitze ihre Spuren hinterlassen und etwa Lack aufplatzen lassen, schildert die Deutsche Presseagentur.

Ein Großaufgebot an Feuerwehr war nötig, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen.
Ein Großaufgebot an Feuerwehr war nötig, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. | Bild: SDMG / Kohls

Bezüglich des Löschwassers wurden besondere Rückhalte-Maßnahmen getroffen, wie Pfänder im Gespräch erläuterte. Das Wasser wurde nach Gebrauch in einem großen Becken aufgefangen und später abgepumpt, um das Grundwasser zu schützen.

Starker Rauch entwickelte sich

Durch die Rauchentwicklung mussten zunächst die Anwohner der Gemeinde Gammertingen dazu aufgefordert werden, ihre Häuser und Wohnungen geschlossen zu halten. Zusätzlich soll die Polizei mittels Lautsprecherdurchsagen im angrenzenden Wohngebiet Bewohner vor den Beeinträchtigungen gewarnt haben.

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In der Warn-App Nina wurden am Sonntag sämtliche Einwohner des Landkreises Sigmaringen dazu aufgefordert, ihre Türen und Fenster geschlossen zu halten, da es neben der starken Rauchentwicklung auch zu Geruchsbelästigungen durch das verbrannte Plastik kommen könne, die sich über Gammertingen hinaus ausbreiten könnte. Joachim Pfänder geht davon aus, dass sich der Einsatz noch den ganzen Sonntag über hinziehen würde.