Mittlerweile ist die Ölmühle der „Ölfreunde“ im Oberen Donautal so bekannt, dass der Südwestrundfunk ihr kürzlich eine halbstündige Dokumentation im Rahmen seiner Reportagereihe „made in Südwest“ gewidmet hat. Das Besondere am Startup aus dem Beuroner Ortsteil Thiergarten: Ölmüller Paul Belthle ist erst fünfzehn Jahre alt. Seit zwei Jahren produziert er gemeinsam mit seiner Familie hauptsächlich Speiseöle, die zum Teil mit Kräutern und Gewürzen verfeinert werden. Dem SÜDKURIER erzählt „Paul“ wie alles begonnen hat und wo das Unternehmen heute steht.

„Ölgeschäft“ vor dem Hintergrund der Pandemie ausgebaut
Angefangen habe alles 2018, da habe er von seinem Vater zu Weihnachten eine kleine Ölmühle bekommen, berichtet Unternehmensgründer Paul. „Ich habe damals schon viel in der Küche selber gemacht – zum Beispiel Apfelchips“, erklärt er seine Leidenschaft für das Produzieren von Lebensmitteln. Sein Vater habe bei dem Geschenk auch im Hinterkopf gehabt, dass man das Öl in der Küche der Jugendherberge verwenden könne, die dieser seinerzeit in Thiergarten betrieb, erzählt der junge Ölmüller. Da die Jugendherberge und der dazugehörige Kanuverleih aber nur ein Saisongeschäft waren, produzierte Pauls Vater Jürgen Belthle im Winter Schnaps und Liköre. Paul produzierte parallel kleinere Mengen Rapsöl, die er an Dorfläden in der Umgebung und an seine Lehrer verkaufte. Mit Beginn der Pandemie wurde das Geschäft in der Jugendherberge immer weniger, alternative Einnahmequellen für die Familie mussten gefunden werden. So wurde das anlaufende „Ölgeschäft“ von Paul erfolgreich ausgebaut und trägt inzwischen zum gesamten Familieneinkommen bei. Im Unternehmen helfen mittlerweile alle Familienmitglieder mit – mitsamt Pauls beider Onkel und seinem elfjährigen Bruder. Die Jugendherberge ist dauerhaft geschlossen, nur noch der Kanuverleih öffnet im Sommer seine Pforten.
Lieber Regional als Bio

Wo es möglich ist, bietet Paul seine Öle in Bio-Qualität an. Das Hanföl sogar in Demeter-Qualität. Ihm ist allerdings wichtiger, dass die Rohstoffe aus der Region oder zumindest aus Deutschland stammen. Pauls neustes Produkt ist der „Keltenfreund“ – ein Bio-Leindotteröl, das mit speziellen Kräutern, darunter Schabzigerklee und Beifuß versetzt ist. Das Öl ist in Zusammenarbeit mit dem Keltenmuseum Heuneburg in Herbertingen entstanden. Auch der bei der Ölproduktion anfallende Ölkuchen – also das, was vom Ausgangsprodukt nach dem Pressen übrig ist – wird verwertet. Das Unternehmen produziert daraus Proteine und Mehle – wie etwa das Schwarzkümmel-Mehl, das Brotteig eine besondere Würze verleiht. Was vom Ölkuchen nicht für den Menschen genießbar ist, wird zu Tierfutter.
Erfolg sorgt für weitere Herausforderungen
„Unser Produkt wird uns förmlich aus den Händen gerissen“, stellt Paul die Situation des Unternehmens dar. Rund 100 000 Flaschen Öl stellt das Unternehmen im Jahr her. Inzwischen haben sie eine zweite große Ölmühlen gekauft. Beide Mühlen laufen Tag und Nacht automatisiert, um der Nachfrage Herr zu werden. Als Jung-Unternehmer steht Paul vor ständigen Herausforderungen: „Wir bäschteln ja alles selber, aber nichts ist perfekt“, kommentiert Paul die Tatsache, dass die Eigenkonstruktionen auch manchmal den Dienst versagen. Im Moment beschäftigt Paul, dass sein Lieferant nicht ausreichend Flaschen liefern kann, weil die Nachfrage nach Flaschen durch den Hype des Modegetränks Gin so hoch ist. Die Ölfreunde haben außerdem das Problem, dass im Betriebsgebäude nicht mehr genug Lagerplatz vorhanden ist. Dem Unternehmen fehlen auch Mitarbeiter. „Es ist schwer jemanden zu finden, wir suchen jemand, der körperlich fit ist und gerne arbeitet“, meint Ölmüller Paul.
Und die Schule gibt es natürlich auch noch
Pauls geht natürlich auch zur Schule. Er steht an Schultagen um 6.30 Uhr auf, um mit seiner Ape nach Sigmaringen zu fahren. Ob er nach dem Abitur immer Ölmüller bleiben will, weiß der Fünfzehnjährige noch nicht. Er will das bald anstehende Praktikum zur Berufsorientierung bei einem Schreiner absolvieren. Dass er nach dem Abitur eine Schreinerlehre machen will, steht für ihn schon ziemlich fest. Doch noch ist sein Alltag zweigeteilt: Paul fährt nach der Schule in den Betrieb und arbeitet bis gegen 18 Uhr. Er ist aber froh, dass er zuverlässige Mitarbeiter um sich gescharrt hat: „Ohne mein gutes Team würde ich es nicht mehr schaffen, es ist einfach sehr viel Arbeit geworden.“
Produkte der Ölmühle
Die Ölmühle „Die Ölfreunde“ produziert im Oberen Donautal Speiseöle aus regionalen Rohstoffen. Das Sortiment der „Ölfreunde“ umfasst derzeit Rapsöl, Leindotteröl, Schwarzkümmelöl und ein Öl aus Hanfsamen. Die meisten Öle gibt es auch mit Kräutern und Gewürzen versetzt. Erhältlich sind sie unter anderem in ausgewählten Lebensmittelmärkten, im Online-Shop sowie im Hofladen in Thiergarten. Neben Ölen findet man im Hofladen auch im Haus produzierte Spirituosen und Senf sowie weitere Spezialitäten aus der Region.
Weitere Informationen:
dieoelfreunde.de