Schlaffässer? Als der Beuroner Gastronom Jürgen Burchardt vor einigen Jahren mit diesem Stichwort vor den Gemeinderat trat und seine Idee für eine kleine Schlaffasskolonie vor der historischen Brücke im Klosterdorf vorstellte, war den meisten Ratsmitgliedern das innere Fragezeichen deutlich anzumerken. Seit einem Jahr sind die Schlaffässer Wirklichkeit. Trotz Corona ist Burchardt mit dem Erfolg sehr zufrieden. Bis in den September hinein seien die sieben Schlaffässer ausgebucht.

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Das Fragezeichen beim ersten Hören des Wortes Schlaffass war auch die Reaktion der Klassenkameraden von Isabel Kubat aus Owen, Landkreis Esslingen. Immerhin hatten einige der Schüler schon mal etwas von Fässern zum Schlafen gehört und seit Isabels Erklärungen weiß die ganze Klasse, was damit gemeint ist.

Schwestern fühlen sich im Fass fast heimisch

Die 14-Jährige verbrachte zusammen mit ihrer 17-jährigen Schwester Miriam und den Eltern Martin und Claudia Kubat einige Tage in Beuron. Ist für Jugendliche wie die Kubat-Schwestern Beuron nicht ziemlich langweilig? Die beiden Schwestern schütteln als Antwort ihre Köpfe und Miriam meint: „Das ist genau das, was wir wollen.“ Die Mädchen fühlten sich in „ihrem“ Schlaffass fast schon heimisch.

Isabel (links) und Miriam Kubat fühlen sich in „ihrem“ Schlaffass sichtlich wohl
Isabel (links) und Miriam Kubat fühlen sich in „ihrem“ Schlaffass sichtlich wohl | Bild: Steinmüller, Hermann-Peter

Dabei war Beuron keinesfalls eine Notlösung, ein Plan B, weil das eigentliche Urlaubsziel der Familie Kubat derzeit nicht erreichbar ist. Martin Kubat betont: „Wir sind keine Corona-Opfer“. Er berichtet weiter: „Ich war 2019 schon bei der Eröffnung dabei und fasste schon damals den Entschluss, mit der Familie wiederzukommen.“ Nach den wenigen Tagen „Testurlaub“ steht für die Familie aus Owen fest: „Wir kommen mit Sicherheit wieder!“ Ausflüge per Fahrrad und Kanufahren auf der Donau sind Highlights, die bei der Familie Kubat gut ankamen.

Im Herbst der vierte Aufenthalt geplant

Dem Zauber der runden Schlafmöglichkeiten ist auch eine Offenburger Wanderin erlegen. Sie ist seit Juli bereits dreimal Gast bei Jürgen Burchardt gewesen und will im Herbst noch einmal kommen. Der Wohntraum der jungen Frau aus dem Badischen ist ein Tiny-Haus. Die Schlaffässer kommen an diese Vorstellung von einem Mini-Wohnhaus schon dicht heran.

Von praktischen Details begeistert

Das ist aber nicht der wichtigste Grund für die Wanderin, zum Stammgast in Beuron zu werden. Sie ist von der Atmosphäre und den praktischen Details der Schlaffässer begeistert und nennt ein Beispiel: „Das Fenster hat ein Fliegenschutzgitter. Deshalb kann man auch in warmen Nächten bei offenem Fenster schlafen.“ Außerdem beeindruckt die Offenburgerin, die „sehr wertige“ Verarbeitung der Fässer.

Kooperation mit dem Café „Drahtesel“

Wenn die Unterkunftsfrage geklärt ist, muss auch die Verpflegung stimmen. Seit in unmittelbarer Nachbarschaft das Café „Drahtesel“ eröffnet hat, besteht eine Kooperation mit dem Camp: entweder das Frühstück von Buchardt vors Fass gebracht oder die ausgedehntere Morgenmahlzeit im Café. Problematisch, so räumt Burchardt ein, ist das Abendessen. „Ab 19 Uhr gibt es in Beuron nichts mehr“, bedauert der Gastronom. Besonders schwierig sei es, dienstags ein offenes Lokal in der Region zu finden, weil die meisten Gastronomiebetriebe diesen einen Wochentag zu ihrem Ruhetag erklärt haben.

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Echte Camper finden Auswege. So wie Paulina Eickenbusch und Lucretia Patak aus Göttingen. Sie verfügen über eine Kochplatte und Dosenvorräte . Die angehende Polizeischülerin und die Mathematikstudentin finden die Fässer „sehr gemütlich“.