Bei der Fuchszunft Menningen ist vieles eigentlich Unmögliche normal, denn an Humor fehlt es nicht. So ist auch zu erklären, dass sich nun ein Teil der Mitglieder des Zunftrats an einem gewöhnlichen Werktag in elegantem, schwarzem Anzug im Zunfthaus traf. Kein Fest, keine Tagung – und doch standen sie so adrett parat. Und zwar nicht in irgendwelchen Anzügen, sondern in Hochzeitsanzügen.
Grund für das Treffen war eine Wette. Zu vorgerückter Stunde bei einer Zunftrastsitzung glaubte Präsident Winfried Stengele Zunftrat Reinhard Molz nicht, dass Letzterem sein weißer Hochzeitsanzug noch passt. In eben jenem Anzug war Molz er auf dem Hochzeitbild als junger Mann mit seiner Ehefrau Petra 1989 zu sehen. Die Wette galt – Ehrensache auch, dass noch andere Zunfträte sich der Wette anschlossen. Die offizielle Vorstellung des Hochzeitsanzugs in der Zunftstube wurde anberaumt.
Einige müssen absagen
Einige Zunftratsmitglieder mussten absagen. Denn die Hochzeitsanzüge passten einfach nicht mehr. "Ja, es gab zu Hause teils Verwirrungen, als die bessere Hälfte nachfragte, was für einen Sinn das abendliche Treffen im Hochzeitsanzug hat", sagt Winfried Stengele. Bei Egon Grüninger etwa, der 1980 heiratete, war der schwarze Hochzeitsanzug im Schrank gut versorgt, "doch die Passgenauigkeit war nicht mehr auf seine heutige Figur da", sagt Ehefrau Uschi. "Einige Nähte und Knöpfe mussten versetzt werden, sodass die Hose zumindest einigermaßen hielt, die Jacke war wohl zu eng und wurde an diesem besonderen Abend dann offen getragen." Der Anzug von Wolfgang Muffler von 1982 hatte neben Familienfeierlichkeiten auch schon einige Fastnachtsbälle mitgemacht – allerdings von Sohn Oliver getragen. "Doch der Anzug sitzt wie angegossen", stellte Muffler freudig lachend fest und zeigt dabei noch das Hochzeitssträußle an der Anzugjacke.

Reinhard Molz gewinnt die Wette
Reinhard Molz, Herausforderer der Wette, konnte bei der Präsentation seinen weißen Hochzeitsanzug aus dem Jahr 1989 samt schwarzem Hemd und weißer Fliege ohne Weiteres mit Stolz tragen. Und auch Volker Schneider kam in kompletter Ausstattung von 1994. "Es hat alles gepasst, sogar das Hemd mit Schleife war noch fast passgenau." Dieselbe Erfahrung machte Roland Wildmann, der von 1996 sogar noch eine Weste trug, die an seinen Hochzeitstag erinnerte.
Jungverheiratete haben wenig Probleme
Keine besonderen Vorkommnisse gab es bei den "Jungverheirateten" ab dem Jahr 2000. Martin Schlude etwa sagte, er trage den Anzug zumeist bei Familien- oder besonderen Festen. Das sagte auch Gottfried Lilienthal, der seinen Anzug aus 2001 im Schrank für solche Anlässe gut aufgehoben sieht. Auch Reinhold Moser, der im Jahr 2002, und Winfried Stengele, der 2003 heiratete, passten ihre Hochzeitanzüge noch wie damals, nicht zu weit und nicht zu eng selbst das weiße Hemd und die passend silbergrau gemusterte Weste sowie die Krawatten. Da applaudierten auch die neun anwesenden Ehefrauen der Anzugträger und versicherten unisono, ihre Hochzeitkleider im Schrank schön staubfrei zu hüten oder sie anderweitig abgegeben zu haben.
"Es hat geklappt und es war ein großer Spaß", freute sich Präsident Winfried Stengele über die gelungene Wette. Natürlich wurde an diesem Abend noch so manche Hochzeitgeschichte zum Besten gegeben.