Den Begriff Unterrichtsalltag müssen Lehrer und Schüler nun neu lernen. Denn normal ist an diesem Alltag im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit so gut wie nichts. Mundschutzmasken, Desinfektionsmittel, Mindestabstand im Klassenzimmer sind einige der Neuerungen.
Zumindest eine positive Auswirkung hat der Ausnahmezustand für alle Schüler in ganz Baden-Württemberg. Darauf weist Steffen Heyden hin. Der Realschulrektor erklärt: „Aufgrund der besonderen Umstände gibt es zu diesem Schuljahresende landesweit kein Sitzenbleiben. Nur die Abschlussschüler müssen sich wie in jedem Jahr ihren Prüfungen stellen.“
Doch auch für sie gibt es etwas Positives zu berichten. Die Jugendlichen werden wegen der neuen Abstandsregelung in Kleingruppen unterrichtet und dabei speziell auf die Prüfungsaufgaben vorbereitet. Der Unterricht findet nur in den Fächern statt, die auch Gegenstand der Abschlussprüfung sind. Der Rektor zeigt sich überzeugt: „Die Schüler gehen sehr gut vorbereitet in die Prüfungen.“
Schulinterne Maskenpflicht an der Realschule
Wie der neue Unterricht in der Praxis aussieht, wird bei einem Besuch in einem Klassenzimmer deutlich. Die Schüler sitzen im vorgeschriebenen Abstand von mindestens 1,50 Metern zueinander an Einzeltischen. An der Realschule herrscht eine schulinterne Maskenpflicht. Allerdings nur auf den Gängen und in den Pausen. Im Unterricht dürfen die Masken abgenommen werden. Das entspricht auch der Regelung, die für das benachbarte MHG gilt.
Heyden zeigt sich mit dem Umgang von Eltern, Kollegen und Schülern mit den neuen Hygienemaßnahmen zufrieden. Seine Schule habe sich bei einem kleinen Unternehmen aus dem Kreis Tuttlingen mit Mundschutzmasken eingedeckt, um jedem Schüler eine anbieten zu können. „Das sind auch aus ökologischen Gründen Masken aus Stoff, die gewaschen und dann wieder getragen werden können.“
Händedesinfektion und ausgeschilderte Wege durchs Schulhaus sollen Infektionsrisiko minimieren
Im MHG sieht es für die Schüler ähnlich aus. Gleich am Eingang werden die Besucher des Schulhauses dazu angehalten, sich die Hände zu desinfizieren.

Im Schulhaus selbst sind die Wege so ausgeschildert, dass sich die Schüler so wenig wie möglich begegnen. Zusammen mit seiner Kollegin Simone Hägele-Schatz hat sich Schuldirektor Tobias Andelfinger in den Tagen vor der Wiederaufnahme des Unterrichts um die Ausarbeitung der Stundenpläne und die Nutzung der Räumlichkeiten gekümmert. „Wegen der Abstandsregelung brauchen wir mehr Klassenräume.“
Schulleiter befürchten Platzprobleme
Das sei jetzt, wo die anderen Schüler noch zu Hause bleiben müssen, kein Problem. Sollten aber nach dem Ende der Sommerferien die Corona-Viren noch immer den Alltag diktieren, befürchtet Andelfinger Platzprobleme. Diese Sorge teilt er mit Steffen Heyden und mit Gabriele Weiß, die die Conradin-Kreutzer-Schule leitet. Die drei Schulleiter hätten dann auch mit Personalsorgen zu kämpfen, zeigen sie sich überzeugt.

Gegenwärtig wird nach einer Absprache der Schulleiter nur vormittags unterrichtet. Das liegt, wie Steffen Heyden erklärt, an den großen Einzugsbereichen der Schulen und damit verbunden an den Busfahrplänen. Lösungsmodelle könnten Teil-Schulbesuche sein. Beispielsweise könnten sich die Klassen tage- oder wochenweise abwechseln. An die Aufteilung der Schüler in Vormittags- und Nachmittagsgruppen werde wegen der mangelnden Busverbindungen ins Umland nicht gedacht.
Bisherige Maßnahmen zum Infektionsschutz werden hochgefahren
Gabriele Weiß weist daraufhin, das Hygiene und damit verbundene Sondermaßnahmen für Schulen schon vor der Pandemie eine Rolle spielten. Sie nennt Kinderkrankheiten oder Probleme mit Kopfläusen als Beispiele. „Davon waren aber immer nur einzelne Klassen betroffen, jetzt ist es die ganze Schule.“ Deshalb seien die bisherigen Maßnahmen zum Infektionsschutz hochgefahren worden. Die Grund- und Werkrealschule habe schon vor der Zwangsschließung Desinfektionsmittel bestellt. Masken auf Gängen und dem Gelände sind keine Pflicht, werden aber von der Schulleitung empfohlen.