Wenn ein Fahrer eines Amazon-Sprinters an einer Haustüre in der Region klingelt, um Päckchen oder Pakete abzugeben, haben diese Waren zuvor einen Zwischenstopp in Meßkirch eingelegt. Denn im dortigen Industriepark ist eines der Verteilzentren des us-amerikanischen Versandhändlers. „In ganz Deutschland gibt es mehr als 60 solcher Verteilzentren“, sagt Steffen Adler, Pressesprecher des Unternehmens. Mit Lastwagen werden nachts ab 2 Uhr in Meßkirch die Waren angeliefert, die am gleichen Tag noch zugestellt werden sollen. Aus großen Transportkisten aus Pappe nehmen die Frauen und Männer am Band die Pakete und Päckchen. Diese werden gescannt und mit einem neuen Aufkleber versehen, der einen Code enthält. Aktuell laufe intern die Umstellung, statt der Pappkisten für den Transport mit den Lkw wiederverwendbare, faltbare Boxen mit Rollen zu verwenden, so Adler. Seit 2022 werden nach seinen Angaben eigene Produkte von Amazon in Papiertüten transportiert.

Computer errechnet Route für die Sprinter
Nachdem die Waren gescannt sind, werden diese über Förderbänder in den hinteren Teil der Halle transportiert. Hier sortieren die Beschäftigten die Waren so in Jumbo-Taschen, dass die, die der Fahrer als erste auf seiner Tour ausliefern wird, auch ganz oben liegen. Und sich außerdem nahe der Türe findet. Damit die Waren auch richtig einsortiert werden, werden Lichtbänder an der richtigen Jumbotasche aktiviert. Jedes Teil, das in dieser landet, muss per Scan bestätigt werden. Ein Computer-Programm hatte zuvor errechnet, welche Waren in ein Fahrzeug geladen werden und welches die beste Fahrstrecke für diesen Sprinter ist, um die Waren schnellstmöglich zustellen zu können. Einkalkuliert wurde auch die Rückfahrt. Beim Besuch des SÜDKURIER im Meßkircher Verteilzentrum weist Amazon-Sprecher Steffen Adler daraufhin, dass das Computersystem ein lernendes System sei, das auch mögliche Staustellen berücksichtigt. Eine Zustellung, morgens bestellt und mittags ausgeliefert, ist über das Meßkircher Verteilzentrum nicht möglich, wie Adler erklärte. Nachdem alle Waren richtig einsortiert sind, werden diese an die Fahrer übergeben, die danach zu ihren Touren in der Region starten – und in enger Taktung vom Gelände des Verteilzentrums fahren.
Lösung für ein Ärgernis
In der Stadt Meßkirch parken inzwischen keine Sprinter mehr, mit denen für Amazon Waren ausgefahren werden. In der Vergangenheit hatte es in der Bevölkerung wie auch im Gemeinderat Unmut gegeben, weil diese Sprinter auch innenstadtnahe Parkplätze blockiert hatten. Auf Nachfrage des SÜDKURIER teilte Amazon-Sprecher Adler mit, dass das Problem im Wohngebiet parkender Vans durch die Bereitstellung einer angemieteten Parkfläche durch den Lieferpartner gelöst werden konnte.
Höhere Bezahlung ab September
Um weiter als Arbeitgeber attraktiv sein zu können, hebt Amazon derzeit die Bezahlung der Beschäftigten an. „Ab September werden statt 13 nun mindestens 14 Euro je Stunde für Einsteiger gezahlt“, so Steffen Adler.

Dass auch vom Job am Band eine Karriere im Unternehmen möglich ist, belegt das bisherige Arbeitsleben von Yvette Budo. Im Oktober 2021 startete die 22 Jahre alte Göggingerin im Meßkircher Verteilzentrum und ist heute in der Personalabteilung tätig. Hier kümmert sie sich um die Belange der Angestellten.
Ebenfalls aus der Region stammt Nikolaus Königsegg. Der 32-Jährige verantwortet das Meßkircher Verteilzentrum. Sein Abitur machte er am Studienkolleg St. Johann in Aulendorf. Nach seinem Studium der Betriebs- und der Volkswirtschaft hatte er an den Amazon-Standorten in Magdeburg, Rostock und Hamburg erste Erfahrungen im Konzern gesammelt. Nun hatte es ihn wieder in heimatliche Gefilde gezogen. Hier schätzt er den hohen Freizeitwert. Die Region schätzen offensichtlich auch die Beschäftigte, denn einigen Räume haben sie Namen von Bodensee-Städten verliehen.