Die Gewerkschaft ver.di erhöht den Druck auf den Onlinehändler Amazon, Tariflöhne zu zahlen. An sechs deutschen Standorten legen Beschäftigte die Arbeit nieder. Meßkirch gehört nicht dazu. Die Streiks in Werne, Leipzig, Rheinberg, Koblenz und den zwei Unternehmenssitzen in Bad Hersfeld sollen bis einschließlich Heiligabend dauern. Insgesamt rechnet die Dienstleistungsgewerkschaft mit rund 1700 Teilnehmenden an dem Streik. Die Gewerkschaft will, dass Amazon den Tarifvertrag für den deutschen Einzelhandel unterzeichnet. Es ist eine Forderung, die ver.di bereits seit Jahren durchzusetzen versucht – der US-Konzern zahlt Gehälter bisher nur orientiert an dem niedrigeren Lohnniveau der Logistikbranche.
Mehrheit der Arbeitskräfte soll aus der Region stammen
Bürgermeister Arne Zwick sagte am Montagabend in der Sitzung des Zweckverbandes Industriepark Nördlicher Bodensee in Meßkirch, dass rund 80 Prozent der Amazon-Mitarbeiter in Meßkirch aus dem Umkreis von 30 Kilometern, also der Region, stammen würden. Das hätte das Unternehmen der Stadt auf Anfrage mitgeteilt. Die Busse seien dazu da, so Zwick, um die Mitarbeiter als Shuttleservice einzusammeln. Grund soll nach Informationen des SÜDKURIER sein, dass der Versanddienstleister bislang zu wenig Arbeitskräfte in der Region gefunden hat.
Amazon hält sich bei Personalfragen bedeckt
Im Internet sind weiterhin viele Stellenausschreibungen zu finden. Das Unternehmen erteilt keine Auskunft, wie viele Arbeitsplätze über Personaldienstleister besetzt wurden. Langfristig sollen 80 bis 90 Prozent aller Mitarbeiter direkt bei Amazon angestellt sein, sagte Unternehmenssprecher Manuel Lesch bereits zum Start des Verteilzentrums gegenüber dieser Zeitung. Auskunft darüber, wie viele Mitarbeiter über Personalunternehmer aktuell in Meßkirch arbeiten, erteilt Amazon allerdings nicht.
Busfahrer holen Mitarbeiter an Bahnhöfen ab
Derzeit werde das benötige Personal von Bahnhöfen abgeholt, weil Meßkirch zu Schichtbeginn schlecht erreichbar sei. „Damit die Hygiene- und Abstandsregelungen eingehalten werden können, sind das mehr Busse im Einsatz, als eigentlich benötigt werden“, sagt eine Pressesprecherin von Amazon auf Nachfrage.
Gewerkschaft kritisiert Amazon
Wegen der Corona-Pandemie und der Schließung des Einzelhandels hat sich das Bestellaufkommen bei Versandhändlern wie Amazon seit der vergangenen Woche noch einmal deutlich gesteigert, sagte Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger gegenüber anderen Medien. Die Gewerkschaft kritisiert, dass der Versandhändler seinen Beschäftigten eine Tarifbindung verweigert.