Hannah Senftleber

Weihnachten steht vor der Tür und so vielversprechend die Zahlen aus dem Sommer auch ausgesehen haben – ein traditionelles Fest steht in Anbetracht der aktuellen Coronalage wohl nicht mehr zur Debatte. Die steigenden beziehungsweise konstant hoch bleibenden Infektionszahlen lassen auf einen 24. Dezember im ganz kleinen Kreise schließen.

Das könnte Sie auch interessieren

Normalerweise stehen um diese Zeit große Feste mit Arbeitskollegen, Freunden oder der Familie an, doch Stand jetzt werden die Bürger diese Weihnachten wohl einige Abstriche machen müssen. Die strikten Kontaktbeschränkungen, geschlossenen Gaststätten und Reisewarnungen lösen bei einigen Frustration und Enttäuschung aus. Doch wie stehen die Meßkircher zu den aktuellen Maßnahmen und wie gestalten sie die Feiertage in dieser außergewöhnlichen Situation? Mit einer Umfrage zur Stimmung hat der SÜDKURIER am Freitag auf dem Meßkircher Wochenmarkt nachgehakt.

Franziska Zoels, Meßkirch: „Ich befürchte, dass die Jugend die Regeln nicht ernst nimmt.“
Franziska Zoels, Meßkirch: „Ich befürchte, dass die Jugend die Regeln nicht ernst nimmt.“ | Bild: Hannah Senftleber

Franziska Zoels hält die geltende Maskenpflicht und Abstandsregelung für angemessen. Allerdings seien das eingeschränkte Freizeitangebot und die geschlossene Gastronomie in ihren Augen wenig gerechtfertigte und wirkungsvolle Maßnahmen. Ihrer Meinung nach stelle das oft nicht allzu große Verständnis von Seiten der Jugend ein größeres Problem dar. Die 29-Jährige, die selbst in der Hauptstraße wohnt, bekäme regelmäßig abends und bevorzugt am Wochenende mit, dass sich Jugendliche in deutlich zu großen Gruppen am Brunnen vor dem Rathaus treffen und Alkohol konsumieren würden. Stärkere Kontrollen seien laut Zoels hier angebracht und zu befürworten. Gesunde Jugendliche und junge Erwachsene zählen zwar nicht zur klassischen Risikogruppe, doch sollte sie sich aus Solidarität und Rücksichtnahme mit der älteren Generation an die aktuellen Regelungen halten.

Elvira Koch, Pfullendorf: „Mein Mann und ich gehen mittlerweile nur noch ein Mal in der Woche zum Einkaufen.“
Elvira Koch, Pfullendorf: „Mein Mann und ich gehen mittlerweile nur noch ein Mal in der Woche zum Einkaufen.“ | Bild: Hannah Senftleber

Elvira Koch und ihr Mann haben ihren Alltag etwas verändert. Um sich so wenig Risiko wie möglich auszusetzen, gehen die beiden Rentner nur noch ein Mal in der Woche, bevorzugt im Freien, zum Einkaufen. Die perfekte Lösung biete daher der Meßkircher Wochenmarkt, denn nicht nur das Einkaufen unter freiem Himmel, sondern auch der miteinhergehende Tapetenwechsel sei dem Pfullendorfer Ehepaar sehr wichtig. „Man möchte auch mal wieder etwas anderes sehen“, gibt die 70- Jährige an. Die Weihnachtspläne Kochs seien bis dato jedoch weniger konkret. Man werde sich an die dann geltenden Regeln halten, berichtet die Pfullendorferin, wobei ihr und ihrem Mann damit möglicherweise der Besuch ihrer Kinder aus Bayern verwehrt bleiben könnte.

Die beiden Marktfrauen (von links) Angelika Gmeiner und Gerlinde Heiß haben festgestellt, dass auf dem Meßkircher Wochenmarkt mehr los ...
Die beiden Marktfrauen (von links) Angelika Gmeiner und Gerlinde Heiß haben festgestellt, dass auf dem Meßkircher Wochenmarkt mehr los ist als sonst. | Bild: Hannah Senftleber

Bei Gerlinde Heiß und Angelika Gmeiner, die auf dem Markt am Rathaus saisonales und regionales Obst anbieten, ist in letzter Zeit ein größerer Andrang spürbar gewesen. „Die Leute haben oft mehr Zeit und außerdem ist der Markt an der frischen Luft“, erklärt Gerlinde Heiß. Der Verkaufsraum unter freiem Himmel erscheint in diesen Zeiten wohl vielen sympathischer als das Gedränge im Supermarkt. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt Gerlinde Heiß aber auch, dass sie die Hysterie allmählich anstrengend finde und ihrer Meinung nach würde das Ganze einem etwas an Lebensqualität kaputt machen. Sie persönlich habe jedoch auch die Erfahrung gemacht, dass man durch die Beschränkungen viele Dinge, die früher selbstverständlich waren, wieder mehr zu wertschätzen lerne.

Das könnte Sie auch interessieren

Marktbesucherin Hedwig Irßlinger nimmt, wie auch viele andere vor Ort, die Gastronomie in Schutz und hält die Schließungen für nicht gerechtfertigt, zumal sich die Betriebe in der Regel an die Verordnungen gehalten hätten. Für sie sei momentan nur besonders schade, dass Treffen mit Freunden und Familie nicht stattfinden können. „Das fehlt einfach“, erklärt die Meßkircherin. Auf die Frage, wie sie dieses Jahr Weihnachten verbringen wird, berichtet Irßlinger ebenfalls, dass sie bis jetzt keine genauen Pläne hat und sie und ihre Familie, weitere Beschränkungen oder Lockerungen zu Weihnachten hin abwarten werden.

David Hepting, Ricks Biomarkt, Überlingen: „Ich finde die Maske zwar unnötig, halte mich aber trotzdem an die Pflicht in den ...
David Hepting, Ricks Biomarkt, Überlingen: „Ich finde die Maske zwar unnötig, halte mich aber trotzdem an die Pflicht in den Geschäften.“ | Bild: Hannah Senftleber

Der Umgang der Politik mit der aktuellen Situation kommt aber nicht bei allen Bürgern auf dem Wochenmarkt gut an. Wenig überzeugt von der Gefahr des Coronavirus zeigen sich die Händler von Ricks Biomarkt aus Überlingen. Der Student und Markthelfer David Hepting trägt zwar gemäß der Verordnung eine Maske, hält diese Maßnahme aber für übertrieben. Seiner Meinung nach sei das Virus mit einer gewöhnlichen Influenzainfektion, sprich einer Grippe, zu vergleichen, die eben genauso gefährlich für ältere oder vorerkrankte Menschen sei. Die Beschränkungen der Regierung würden lediglich für Angst in der Bevölkerung sorgen, die wiederum nicht förderlich für das allgemeine Wohlbefinden der Menschen sei.

Ob übertrieben oder gerechtfertigt, auch die Besucher auf dem Meßkircher Wochenmarkt scheinen sich mit dem Gedanken eines Weihnachtens der etwas anderen Art konfrontiert zu sehen. Doch im Sinne der Solidarität zeigen auch die Bürger vor Ort Verständnis für die momentane Situation und versuchen aus der vorweihnachtlichen Zeit das Beste zu machen.

Weihnachtsfeiern sind wohl im kleinen Kreis möglich

Vor dem nächsten Corona-Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben die Länder ihre weitere Linie skizziert. Lockerungen sind derzeit nicht absehbar – im Gegenteil sollen ab Dezember verschärfte Regeln gelten, wie aus der Beschlussvorlage der Länder für die Beratungen am Mittwoch mit der Bundeskanzlerin hervorgeht.

Weihnachten soll im kleinen Kreis zwar gefeiert werden können, für Silvester könnte es allerdings schlecht aussehen. Die Vorstellungen der Länder sehen unter anderem vor, dass die derzeit geltenden Maßnahmen bis zum 20. Dezember beibehalten werden. Dies betrifft etwa die Schließung von Restaurants, Kinos oder Fitnessstudios. Die Bürger sollen weiter möglichst zu Hause bleiben und auch dort arbeiten sowie Reisen und Ausflüge unterlassen.

Vom 1. Dezember bis zum 17. Januar 2021 sollen nach den Überlegungen der Länder – mit Zwischenregeln für Weihnachten und eventuell den Jahreswechsel – private Treffen auf zwei Hausstände und höchstens fünf Menschen begrenzt werden, wobei Kinder unter 14 Jahren ausgenommen sind. In öffentlich zugänglichen Gebäuden, Bus und Bahn sowie an stark frequentierten Orten im Freien, an denen sich Menschen auf engem Raum oder für längere Zeit aufhalten, soll eine generelle Maskenpflicht gelten.

Vom 21. bis mindestens zum 27. Dezember sollen auch Menschen aus mehr als zwei Haushalten zusammenkommen können. Kinder unter 14 Jahren sollen dabei nicht mitzählen. Mit den Kirchen sollen Vereinbarungen für die anstehenden Feierlichkeiten getroffen werden – dabei soll als Leitlinie gelten, dass große Gottesdienste zu vermeiden sind.

In Baden-Württemberg gelten aktuell folgende Regeln: Persönliche Kontakte sollten nach dem Willen des Landesregierung auf ein Minimum reduziert werden. Bei Treffen oder Feiern im privaten oder öffentlichen Raum dürfen sich maximal zehn Personen aus zwei Haushalten aufhalten oder wenn alle miteinander verwandt sind. Verwandt bedeutet: Personen, die in gerader Linie verwandt sind: Großeltern, Eltern und Kinder sowie deren jeweiligen Ehegatten, Lebenspartnerinnen oder Lebenspartner oder Partnerinnen oder Partner. Gottesdienste und Beerdigungen sind unter Hygieneauflagen erlaubt.

Für den Sport gilt: Öffentliche und private Sportstätten werden für den Publikumsverkehr geschlossen zum Beispiel Fitness- und Yogastudios sowie Schwimm- und Spaßbäder. Für den Schwimmunterricht sind die Bäder wie beispielsweise das Meßkircher Hallenbad weiter geöffnet. Geschlossen bleiben auch Thermen und Saunen und Sportstätten von Vereinen jeglicher Art. Sport alleine, zu zweit oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts ist auf öffentlichen oder privaten Sportanlagen erlaubt. Erlaubt ist auch Sport auf weitläufigen Anlagen wie einem Golfplatz oder Tennisplätzen sowie Reitanlagen. Ferner ist Rehasport erlaubt. Spielplätze im Freien dürfen genutzt werden.

Auf private Reisen sowie Besuche von Verwandten sollte nach dem Willen der Landesregierung verzichtet werden. Überregionale touristische Ausflüge und Busreisen zu touristischen Zwecken sind untersagt. Übernachtungsangebote für nicht für touristische Zwecke sind gestattet. Und geschäftliche, notwendige Reisen und Übernachtungen bleiben zurzeit erlaubt.

Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, sind nicht gestattet: Clubs und Diskotheken sowie Kinos sind geschlossen. Auch Spielhallen, Spielbanken oder Wettannahmestellen müssen geschlossen bleiben. (dpa/dim)