Viele Menschen in der Region stehen hinter der heimischen Gastronomie. Das ist die erste Zwischenbilanz der Gutscheinaktion, die die Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH in Tuttlingen vor fast vier Wochen ins Leben gerufen hat. Im Rahmen dieser Covid-19-bedingten Sonderaktion können zum Richtpreis von 50 Euro Gutscheine vom Lieblingsgasthaus erworben und nach dem Ende der Corona-Krise eingelöst werden. Unter dem Leitwort „Ehrengasthaus“ hat die Tuttlinger Initiative inzwischen landesweit Schule gemacht, wie Donaubergland-Geschäftsführer Walter Knittel berichtet.
Tourismusverbände schließen sich an
Inzwischen werde das Projekt vom zuständigen Landesministerium, der Industrie- und Handelskammer in Villingen-Schwenningen und der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg unterstützt. Die Tourismusverbände Schwäbische Alb und Schwäbischer Wald hätten sich ebenfalls angeschlossen. Ein Hauptziel der Aktion besteht laut dem Tuttlinger Geschäftsführer darin, die gastronomische Infrastruktur für die Zeit nach der Pandemie und damit verbunden die familienbetriebenen Gasthäuser zu erhalten.
Wie kommt die Gutschein-Idee in der Praxis an? Zunächst sollte die Aktion nur für die 45 Gastwirtschaften, Übernachtungsbetriebe und Restaurants gelten, die Donaubergland-Mitglieder sind. Die meisten teilnehmenden Betriebe kommen aus diesem Kreis. Allerdings beteiligten sich auch einige Gasthäuser, die nicht Mitglied sind. Walter Knittel geht davon aus, dass sich derzeit rund 40 Gastronomen aus dem Geschäftsbereich an der Aktion beteiligen. „Zu unserem Geschäftsbereich“, so erläutert der Tuttlinger, „gehören alle Gemeinden im Landkreis Tuttlingen sowie aus dem Sigmaringer Donautalbereich die Anliegergemeinden bis Inzigkofen, Meßkirch und Sauldorf“.
„Adler“-Inhaberin freut sich über Solidarität der Stammkunden
Viele Gasthäuser hätten bereits über 100 Gutscheine ausgegeben. Wie viele es pro Betrieb genau sind, bleibt Geschäftsgeheimnis. Wie wichtig diese Hilfe für die einzelnen Unternehmen ist, wird am Beispiel von drei Gaststätten deutlich. In Leibertingen ist das Gasthaus „Adler“ eine beliebte Adresse für Freunde des guten Essens. Wer hier einen Gutschein ordert, bekommt als zusätzliche Dreingabe einen kleinen Schokoladenkuchen geschenkt. Inhaberin Claudia Biselli-Veeser: „Das kam sehr gut an, wir konnten damit vielen Leuten eine Freude machen.“ Die Gastronomin zeigt sich über die zahlreichen bisher verkauften Gutscheine überrascht. Viele Stammkunden hätten nicht nur einen, sondern gleich mehrere Gutscheine erworben oder die Summe für einen Sonderbon über 50 Euro hinaus erhöht.
Dem „Adler“ geht es so, wie derzeit fast allen Gastronomiehäusern. Kosten laufen weiter, die Einnahmen sind wegen der Schließung dramatisch eingebrochen. Natürlich, so betont die Geschäftsfrau, könnten die Gutschein-Gelder nicht alle finanziellen Probleme lösen. Es sei aber auf jeden Fall eine gute Grundlage. Mit Ausnahme des Wochenendangebots „Essen zum Abholen“ ruht derzeit der Küchenbetrieb. Selbst wenn nach dem Ende der Corona-Zeit wieder normales gesellschaftliches Leben einkehrt, werde es bei Verlusten bleiben, weil nicht alle jetzt abgesagten Feiern und Veranstaltungen im Spätsommer oder Herbst nachgeholt werden könnten, sagt die Inhaberin.
Auch in Krisen-Zeiten haben Stehles vom „Jägerhaus“ viel zu tun
Das „Jägerhaus“ im Donautal gehört zu Fridingen, grenzt aber direkt an
Beuron. Der Donauradweg führt am Haus vorbei. Eigentlich ideale Voraussetzungen. Derzeit müssen Gaststube und Küche geschlossen bleiben. Dennoch hat Familie Stehle keine Langeweile. Seniorchef Franz Stehle kümmert sich um die angeschlossene Landwirtschaft und Küchenchef Johannes Stehle hat den Kochlöffel mit dem Farbpinsel getauscht und bringt die Hausfassade auf Vordermann.
Aktion als „tolle moralische Unterstützung“
Die Wirtin Martine Stehle berichtet ebenfalls von einer großen Resonanz auf die Gutscheinaktion. Sie spricht von einer „tollen moralischen Unterstützung“. Die Unterstützung komme meist von Stammkunden, die damit zeigten, dass sie die heimische Gastronomie und das „Jägerhaus“ schätzten und erhalten wollen. Trotzdem teilt die Familie den Wunsch aller betroffenen Gastwirte, dass sich so bald wie möglich wieder der Normalbetrieb einstellen kann.
Absagen von Familien- und Betriebsfeiern treffen Gasthäuser hart
Armin Eha ist Chef im Restaurant Käppeler-Hof in Thiergarten. Ähnlich wie das „Jägerhaus“ liegt der Betrieb direkt neben dem Donauradweg, doch angesichts der Zwangsschließung nützt auch hier die gute Lage nichts. Der Gastronom hält die Donaubergland-Aktion für einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Gaststätten und Beherbergungsbetriebe in der Region und besonders im Donautal.

Im Käppeler-Hof fehlen nicht nur die Radfahrer und Wanderer, sondern besonders die zahlreichen Familien- und Betriebsferien. Seine Bilanz zur Gutscheinaktion formuliert Eha so: „Die Aktion wird gut angenommen. Es sind viele Gäste, die sich solidarisch zeigen.“ Das bedeute ein Stück Hilfe, um „über den Berg zu kommen“. Wie im „Adler“ und im „Jägerhaus“ sind es auch bei Armin Eha vorwiegend Stammkunden aus der Region, die sich Gutscheine bestellen.
Deutliches Zeichen der Solidarität
Ähnlich positiv bewertet auch Stephanie Peter vom Brigel-Hof in im Meßkircher Stadtteil Langenhart die Aktion. Sie meint: „Es wird angenommen, die Nachfrage nach den Gutscheinen ist da.“ Es sei zwar angesichts der finanziellen Belastungen eher ein „Tropfen auf den heißen Stein“, aber trotzdem ein deutliches Zeichen der Solidarität der Bevölkerung mit dem Betrieb. Deshalb, so findet die Gastronomin, sei die Sonderaktion der Tourismusverbände ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung der Krise und ihrer Folgen.