Der Wecker klingelt bei Gabriele Eichin zu nachtschlafender Zeit, meist schon um drei Uhr, bevor sie sich dann zwischen 4 und 4.30 Uhr in ihr kleines Mopedauto setzt. Sie ist gerne früh dran, trinkt noch eine Tasse Kaffee. „Früher war ich ein Morgenmuffel und habe gerne lange geschlafen“, schmunzelt sie. Doch davon ist um kurz vor 4.30 Uhr nichts mehr zu spüren. Wir treffen uns bei der Abholstelle, an der die Zeitungspakete seit 1 Uhr bereitgestellt sind. Eichin bringt an sechs Tagen in der Woche den SÜDKURIER zu den Lesern. „Im Frühling und Sommer ist es am schönsten, dann wird es schon hell, die Vögel zwitschern und die Temperaturen sind angenehm“, erzählt sie munter. Wenn es Minusgrade hat, dürfen Handschuhe auf keinen Fall fehlen, sonst werden die Hände taub. „Verschneite Straßen und Wege sind auch schwierig, da lässt sich der Zustellwagen nicht so gut ziehen.“ Ihr kleiner Jack Russell-Terrier begleitet sie manchmal auf ihrer Runde. „Mein großer Hund muss zu Hause bleiben, der würde alle wach bellen.“
Sohn staunte nicht schlecht
In Pfullendorf und den Ortsteilen sorgen 26 Zusteller dafür, dass der SÜDKURIER pünktlich bei den Lesern landet. Gabriele Eichin hat 2001 als Aushilfe angefangen, damals war sie ausschließlich zu Fuß mit dem Wägelchen unterwegs, heute parkt sie ihren Aixam ein paar Mal um und läuft Teilstrecken zu Fuß. „Mein Sohn hat gemeint, ich würde ja eineinhalb Stunden spazieren und dafür bezahlt werden, das könne so schlimm nicht sein.“ Als er dann allerdings zwei Wochen Urlaubsvertretung für seine Mutter gemacht hat, habe er nicht schlecht gestaunt.

Wer Zeitungen zustellt, muss mindestens 18 Jahre alt und dauerhaft zuverlässig sein. Man kann sich nicht noch einmal gemütlich im Bett umdrehen oder das Austragen auf später verschieben, weil die Motivation fehlt oder es dummerweise stark regnet. Bis 6 Uhr am Morgen muss der SÜDKURIER im Briefkasten stecken.

Die Marder gucken einen direkt an
Am Montagmorgen, als wir die Zustellerin in ihrem Bezirk begleiten, ist es kühl, aber immerhin hat es aufgehört zu regnen. Das Licht der Straßenlaternen spiegelt sich auf dem nassen Asphalt. Wir laufen durch die stille Dunkelheit. Und sehen: niemandem. Auch Autos sind kaum unterwegs, wo Eichin die Zeitungen austrägt, dazu gehören Schächergasse, Ostracher Straße und Tummelhaus. „Am ehesten begegnen mir Marder, die sind gar nicht ängstlich und gucken einen direkt an. Auch ein Fuchs und ein Wildkaninchen sind mir schon über den Weg gelaufen.“ Eichin hat eine Stirnlampe um den Hals hängen, die sie manchmal anknipst. Doch viele Häuser sind mit einem Bewegungsmelder ausgestattet und das Licht springt an. Außerdem kennt sie sich aus, weiß, wo Stufen sind, Blumenkübel oder andere potentielle Stolperfallen stehen. Kein Hundegebell dringt aus den Häusern, wenn der Briefkasten klappt. „Einmal bin ich gebissen worden, da stand die Haustür offen.“ Samstags bearbeitet Eichin im Büro der SÜDKURIER-Geschäftsstelle noch bis um 11 Uhr Reklamationen. „Das ist dann schon anstrengend von 3 bis um 11 Uhr.“
An frischer Luft und Bewegung mangelt es Gabriele Eichin jedenfalls nicht. Denn wenn sie vom Zeitungszustellen nach Hause kommt, geht sie noch eine Runde mit ihren beiden Hunden spazieren. Danach gönnt sie sich noch einen Kaffee und eine Mütze Schlaf.