Distrikt eins im Neidling, Abteilung sechs an der Stadtwiese: Es ist 9 Uhr und im Schatten ist das Laub am Boden noch von Frost überzogen. Über dem Wald in Pfullendorf: strahlend blauer Himmel, durch die Bäume fällt golden das Sonnenlicht. Ein Herbsttag, wie aus dem Bilderbuch. Wer gerne an der frischen Luft arbeitet, muss sich hier einfach wohlfühlen. Dieter Manz genießt das Arbeiten in der Natur.

Dieter Manz mit seinem Hund Niño. Im Hintergrund ein durchforstetes Waldstück. Ziel der Durchforstung ist ein gesunder, stabiler ...
Dieter Manz mit seinem Hund Niño. Im Hintergrund ein durchforstetes Waldstück. Ziel der Durchforstung ist ein gesunder, stabiler Bestand. Vorher standen die Bäume zu dicht und es drang kaum Licht bis zum Boden. | Bild: Johanson, Kirsten

Wir befinden uns auf der Sturmfläche, die nach dem Wüten von Orkan Lothar im Jahr 2000 vor allem mit Fichten aufgeforstet wurde. Dieser Fichtenbestand sowie einige beigemischte Ahornbäume und Buchen werden nun gezielt durchforstet. „Wir entnehmen einen Teil der Bäume, damit die vitalen Bäume mehr Platz und Licht bekommen. Jeder Bestand braucht Pflege. Unser Ziel ist Stabilität, wir wollen wertvolle, stabile Hölzer“, erklärt Manz. Bei 85 Prozent der Neidling-Bäume handelt es sich übrigens um Fichten. Im Waldbau nennt man sie auch „Brotbäume“. Doch der Klimawandel macht es erforderlich, für die Zukunft vermehrt andere Baumarten wie Douglasien, Weißtannen, Eichen, Buchen und weitere Laub- und Nadelbäume anzusiedeln.

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Markierungen im Wald

Wer im Wald ein R auf einem Baum entdeckt: R steht für Rückegasse. Etwa 80 Meter vom Waldweg entfernt ist in einer solchen Rückegasse ein roter Holzvollernter zugange. Das Geräusch von Motor und Kettensäge durchbricht die morgendliche Stille. In der Kabine des mit sechs mächtigen Reifen ausgestatteten Harvesters sitzt Markus Hartmann vom Unternehmen Strobel aus Bad Saulgau und bedient den Kranarm per Joystick. Zuvor hat Forstwirt Jens Brauer die Mittelachse der Trasse mit dem Kompass vermessen und mit orangefarbener Farbe markiert.

Rückegasse mit Reisig gepolstert

Mit dem Aggregat des Holzvollernters greift sich Hartmann die Bäume, die quasi in der Luft entastet, zersägt und zu Abschnitten in bestimmten Längen ausgespuckt werden. Um die 20 Tonnen Gewicht des Gefährts abzufedern, ist die Rückegasse dick mit Reisig gepolstert. Das Reisig wird liegenbleiben, verrotten und dem Boden Nährstoffe zuführen. Der Rückezug transportiert die Stämme später zum Waldweg und stapelt sie zu Poltern. Für die Vermarktung des Holzes ist der städtische Umweltbeauftragte Jürgen Seyfried zuständig. Das Holz kommt je nach Sortiment in die Papierfabrik, zum Sägewerk oder wird als Brennholz verkauft.

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Der Neidling ist ein Wirtschaftswald, der Geld bringen soll. „Die Erlöse, die wir aus dem Spitalwald erzielen, gehen an den Spitalfonds, die Erlöse aus dem Stadtwald fließen in den Haushalt. Zu normalen Holzpreiszeiten verdienen wir gut, doch momentan sind die Preise sehr schlecht“, erzählt Manz. Der Grund sei ein Überangebot an Holz, bedingt durch die Stürme Bianca und Sabine im vergangenen Frühjahr und einen hohen Anteil an Käferholz. Pro Jahr werden im Stadtwald 27 000 Kubikmeter Holz eingeschlagen, normalerweise ab September/Oktober bis in den März hinein.

2020 das ganze Jahr Holzernte

„Wir schlagen aus Nachhaltigkeitsgründen nur soviel Holz, wie wir Zuwachs haben“, so der Revierleiter. „2020 hatten wir aber das ganze Jahr über Holzernte, um das Käfer- und Sturmholz aus dem Wald zu holen.“ Zur Bewältigung der Kalamitäten wurde beim Kieswerk Müller ein Nasslager eingerichtet. Das Nasslager birgt den Vorteil, dass die Qualität erhalten bleibt, ohne ein Insektizid gegen Käfer einsetzen zu müssen.