60 Seiten hat die gemeinsame Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat der Alno AG zum Übernahmeangebot der Tahoe Investors GmbH und der Brillant 1953 GmbH. Veröffentlicht wurde sie am frühen Dienstagabend. Neben zahlreichen Details zu Unternehmenstrukturen und Angebotsgrundlagen enthält das Dossier zwei zentrale Aussagen. Vorstand und Aufsichtsrat beurteilen das Angebot insgesamt als positiv. "Vorstand und Aufsichtsrat begrüßen die Absicht des neuen Investors, die Ertragssituation und Finanzierung der Gesellschaft nachhaltig zu verbessern sowie die bisherigen Standorte zu erhalten", teilt Markus Gögele, Leiter der Alno-Unternehmenskommunikation, mit.
Die zweite zentrale Aussage des Papiers bezieht sich auf den Angebotspreis von 50 Cent pro Aktie. Dieses war den Kleinaktionären der Alno AG – natürlich auch im Raum Pfullendorf – schriftlich unterbreitet worden. Das Angebot wurde zum einen durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BBWP GmbH aus Düsseldorf bewertet. Zum anderen durch Vorstand und Aufsichtsrat anhand Strategie und Finanzplanung der Gesellschaft, der historischen Kursentwicklungen der Aktien sowie bestimmter Bewertungsmethoden in Augenschein genommen.
Den Kleinaktionären empfehlen die Alno-Chefs nun, das Angebot in Höhe von 50 Cent pro Aktie nicht anzunehmen. Dabei beziehen sich Vorstand und Aufsichtsrat vor allem auf die Einschätzung der Wirtschaftsprüfer, die dem Dossier beigefügt ist. Die Wirtschaftsprüfer kämen zu dem Ergebnis, dass der Angebotspreis von 50 Cent je Aktie finanziell nicht angemessen sei, schreibt Alno-Unternehmenssprecher Markus Gögele. Auf Nachfrage des SÜDKURIER betont Gögele nochmals, dass die Empfehlung aus dem Gutachten der Wirtschaftsprüfer abgeleitet worden sei. Vorstand und Aufsichtsrat verhalten sich zurückhaltend. Den Kleinaktionären wird in der umfassenden Stellungnahme nahegelegt, bei der Entscheidung alle persönlichen Umstände ausreichend zu berücksichtigen und – wenn nötig – Expertenrat einzuholen.
"Alno-Aktionäre müssen eine eigenständige Entscheidung treffen, ob und in welchem Umgang sie das Angebot annehmen" lautet eine Formulierung in dem Dossier. Das 50-Cent-Angebot von Tahoe Investors und Brillant 1953 gilt derweil noch bis Mittwoch, 14. Dezember. Das ist die erste Annahmefrist. Ein zweiter Zeitraum für die Annahme ist vom 22. Dezember bis 4. Januar 2017 angesetzt. An der Börse war ein Anteilsschein am Dienstag 48 Cent wert. Das abschlägige Urteil zum Preisangebot ist keineswegs als Widerstand der Alno-Chefs gegen die Investoren zu werten – vielmehr dürfte es ihnen letztlich nur um eine höhere Bewertung ihres Unternehmens gehen.
Und auch Markus Gögele sagt, dass das Gutachten der Wirtschaftsprüfer darauf schließen lässt, dass das Unternehmen mehr wert sei. Weitere Äußerungen sind nicht von Vorstand und Aufsichtsrat zu erwarten. Die Bieter müssten jetzt abwarten, erklärt der Alno-Unternehmenssprecher. Tahoe Investors kontrolliert 33,25 Prozent der Alno AG und ist somit Großaktionär. Durch den Kauf weiterer Anteilsscheine von Kleinaktionären soll der Anteil steigen. Die 50-Prozent-Marke sollte nicht erreicht werden – dann müsste die Firma wegen einer Klausel in Anleihen nämlich einen Teil ihrer Schulden zurückzahlen.
Mitte November hatten Tahoe Investors und Brillant 1953 das Übernahmeangebot vorgelegt. Damals hatte der Großinvestor Tahoe vom Management ein Konzept "zur erfolgreichen Restrukturierung des Unternehmens" gefordert. Als erste Reaktion auf das Übernahmeangebot hatte Vorstandsvorsitzender Max Müller gesagt: "Das Übernahmeangebot ist ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit mit unserem neuen Großinvestor, der dem Unternehmen Stabilität sowie eine klare Perspektive für die Zukunft gibt." Erst vor wenigen Tagen hat das Bundeskartellamt das Angebot genehmigt.
Über den Konzern
Der Alno Konzern produziert laut Mitteilung aus dem Unternehmen an vier internationalen Produktionsstandorten mit insgesamt rund 2100 Mitarbeitern ein Küchenvollsortiment für den deutschen und internationalen Markt. Das Unternehmen ist mit mehr als 6000 Vertriebspartnern in mehr als 64 Ländern der Welt aktiv, heißt es weiter. Im Geschäftsjahr 2015 habe das Unternehmen einen Umsatz von 522 Millionen Euro erzielt. Die Tahoe Investors GmbH hält seit diesem Herbst mehr als ein Drittel der Stimmanteile. Mitte November wurde schließlich das Übernahmeangebot an die Kleinaktionäre der Alno AG unterbreitet. Vorstand und Aufsichtsrat haben nun ihre Stellungnahme zu dem Angebot von 50 Cent pro Aktie abgegeben. Gestern wurde das Dossier auch veröffentlicht. Die vollständige Stellungnahme ist im Internet auf der Internetseite www.alno-ag.de in der Rubrik „Aktie“ unter „Übernahmeangebot“ einzusehen beziehungsweise steht unter dem Link www.alno-ag.de/aktie/uebernahmeangebot als PDF-Download für die Allgemeinheit zur Verfügung.